Ich habe mir wieder ein Faltrad gekauft: das Brompton

Am 15. Juni beschloss ich spontan, mir bei Velo Center in Bonnevoie1 ein Faltrad zu kaufen, das ich mir am 17. Juni dann abgeholt und bezahlt habe. Seither sind ein paar Wochen vergangen, ich habe ein paar Erfahrungen gesammelt und ich denke, es ist nun an der Zeit zu berichten. Es ist ein rotes Brompton, mit 6 Gängen, Schutzblechen, Lichtanlage, einem Gepäckträger und der Möglichkeit, noch einen speziellen Bromptonkorb dran zu machen. Ich bin nun sehr zufrieden. Beginnen wir aber mit der Vorgeschichte.

Vorerfahrungen mit dem alten Dahon Faltrad

Von 2008 bis 2013 hatte ich schon einmal ein Faltrad. Ich hatte mir das im April 2008 bei Fahrrad Franz gekauft und bin bis 2011 regelmässig damit gefahren. Grund für diesen Kauf war mein Umzug nach Langsur im Oktober 2007, und von dort fuhr kein Bus nach Luxemburg Stadt, und schon gar nicht nach Strassen2 wo ich seit 2004 arbeite! Wo andere dann wieder aufs Auto umgestiegen wären und behauptet hätten, dass sie “auf das Auto angewiesen” seien, entdeckte, besser praktizierte ich die erweiteren Möglichkeiten, die das Kombinieren von Fahrrad mit dem ÖPNV bietet. Ich fuhr seither einfach ins 2,7 km entfernte Wasserbillig, wo sehr gute Anbindungen bestanden.
Wie viele Menschen liebte ich es dabei, alles “just in Time” zu erledigen, doch das war schwierig! Oft musste ich den Bus auf der Grenzbrücke in Wasserbillig mir vor der Nase wegziehen lassen, weil ich noch Zeit brauchte mein Rad abzuschliessen. Auch tat es mir in der Seele weh, selbst das alte, verbrauchte Studentenrad bei Wind und Wetter draussen rosten zu sehen, denn ich fuhr auch im Winter!
Aber schon beim Verlassen der Wohnung verlor ich für meinen Geschmack immer zu viel Zeit. Zwar hatte mein Vermieter mir erlaubt, das Rad in seinem Gartenhäuschen abzustellen, das fand ich aber oft dann von Gartengeräten zugestellt vor und einmal hatte ich mal “das falsche” (mein KTM) dort reingestellt und am nächsten Tag fehlte es! Er hatte es, ohne Bescheid zu geben, in den Keller runtergetragen.
Vom Faltrad erwartete ich mir vor allem einen Zeitgewinn:

  1. Da es klein und leicht war (gerade mal 10 kg), war es akzeptabel es jeden Tag aus dem Keller hoch- und wieder runterzutragen.
  2. Insbesondere aber nahm ich an, es schnell zusammenlegen und in den Bus mitnehmen zu können, wodurch das Abschliessen an der Haltestelle entfallen würde.

Der zweite Punkt erwies sich aber schnell als Illusion! Die Linie 118 war damals eine gerne genutzte und die Sitzpätze waren meistens voll belegt, ausser wenn ich einen sehr frühen Bus bekam. Doch auch dann liess sich das Dahon nur mit Mühe zwischen zwei Sitze quetschen und zudem liess es mir selber dann kaum Platz im Fussraum. Es AUF den zweiten Sitz neben mir, wenn er denn frei war, zu stellen verbot sich von selber, ebenso wie es im Flur zu deponieren. Blieb als letzte Möglichkeit noch, mich auf den Klappsitz vor der Tür zu setzen und das Rad vor mich zu stellen. Aber erstens ist dies ausgesprochen unbequem und zudem ist der Platz eigentlich für Rollstuhlfahrer oder Leute mit Kinderwagen vorgesehen. Auf Dauer war das nichts.
Das Dahon wurde trotzdem eine Erfolgsgeschichte, ich musste nur ein wenig umdenken. Derweil es sich für die Mitnahme im Bus kaum eignete, fand ich im Zug hingegen, damit immer gut Platz! Hier verzichtete ich auch schnell auf das mühseelige, zeitraubende Zusammenklappen, weil ich meistens im Fahrradabteil genug Platz für mich, oder wenigstens das Rad fand. Dann fuhr ich vom Bahnhof mit dem leichten Rad zur Arbeit. Im Sommer 2008 hatte ich so eine Fahrt mal dokumentiert.
Ich machte dabei so meine Erfahrungen, etwa dass ich den Rucksack auf dem Rücken nicht mochte. Weil ich das Rad ohnehin nicht mehr zusammenfaltete und eigentlich nur davon profitierte, dass es so kompakt und leicht war, ging ich schnell dazu über, auf dem Gepäckträger einen Fahrradkorb mitzuführen.
Das langsame Aus für das Dahon kam dann nach meinem Umzug nach Igel im August 2011. Von meiner neuen Wohnung aus, hatte ich nur knapp 100 Meter bis zur Bushaltestelle und die 118 fuhr damals bis zur Rue Pierre Federspiel, Haltestelle Kannerklinik. Auch war ich seit 2011 aus dem informatischen Dienst ins Inspektorat gewechselt und seit Januar dieses Jahres auch als Unfallermittler tätig, so dass ich nun öfter mit einem Dienstwagen fahren musste.
2013 und 2014 schaltete ich zwar wieder auf Zugfahren um, weil es für den Zug ein Jahresabo gab, aber ich bevorzugte nun eher eines meiner, doch bequemeren, wenn auch schwereren Trecking Bikes, in der Regel das Atlanta, denn inzwischen gab es den fantastischen Dienst der M-Box am Bahnhof, wo ich das Rad kostenlos und doch sicher unterstellen konnte. Auch erwies sich das Faltrad nach 5 Jahren intensivem Gebrauch als ziemlich abgenutzt. Ich musste den Schlauch mehrmals reparieren, wobei vor allem der Ausbau des Hinterrades nicht trivial ist. 2013 gab ich das Rad auf und schenkte es einem Arbeitskollegen, der es aber prompt weiter verschenkte.

Der lange Weg zur Kaufentscheidung

Wie ich seither zur Arbeit kam

Mein Mobilitätsverhalten änderte sich wieder grundlegend, als zum 10. Dezember 2017, nicht nur die Tram ihren Dienst aufnahm, sondern auch die Buslinie 118 nur noch bis zur Luxexpo auf dem Kirchberg fuhr. Von da bis zu meiner Dienststelle sind es aber noch etwa 7,5 km! In der ersten Zeit fuhr die Tram auch nur bis zur roten Brücke, später dann wenigstens bis zur Place de l’Etoile. Bereits ab Ende des Winters 2018 ging ich zusehends, wieder zu einer Kombination von Bus und Fahrrad über. Ich war genervt, weil man es seither nie schaffte, einen direkten Anschlussbus zu organisieren, etwa den berühmten “Beamtenbus” die Linie 33. Diese fuhr stets 5 Minuten VOR Ankunft der 118 weg, so dass sie nur in den Sommerferien eine Alternative war, wenn die 118 auf der Autobahn unerwartet schnell voran kam. Auf den nächsten galt es dann 20 Minuten auf der unwirtlichen Baustelle “Luxexpo-Bushof” zu warten. Auch die Alternative: erst mit der Tram bis zur der roten Brücke, später fuhr sie ja, wie schon erwähnt, bis zur Place de l’Etoile, und dann in den Bus einsteigen war zeit- und nervenraubend weil ich immer solange unter freiem Himmel auf den Anschlussbus warten musste.
Seit Einführung der Elektro-Vel’Oh! im Winter 2018/19 hat sich bei mir das folgende System eingependelt:

  1. Mit dem Dienstwagen, wenn ich Bereitschaftsdienst habe.
  2. Ansonsten: Zu Wochenbeginn, mit der Tram, dem Bus, oder dem Elektro-Vel’Oh!, je nachdem wie viel Regen fällt, zur Arbeit. Abends dann, mit dem eigenen Fahrrad oder dem Elektro-Vel’Oh! wieder zurück. Das eigene Fahrrad kommt dann in die M-Box.
  3. Die Woche über dann pendeln mit dem Atlanta Framework von der Lux-Expo zur Dienststelle und abends wieder zurück.
  4. Übers Wochenende will ich mein Rad aber nicht in der M-Box stehen haben, das bleibt Freitags im Keller auf der Arbeit, ich fahre dann mit dem Bus, der Tram, oder aber mit dem Vel’Oh! zurück.

Erste Gedanken Ende 2018/Anfang 2019

Das Faltrad blieb vergessen, bis im November 2018 ein Impuls von unerwarteter Seite kam. Seit meinem ersten Dienstantritt im Mai 2003 hatte mein Dienstherr mir stets erlaubt, mein Fahrrad irgendwo im Gebäude unterzustellen. Meinem Vorbild waren mit der Zeit immer mehr Mitarbeiter gefolgt und inzwischen waren es, zumindest im Sommer, vier oder fünf Räder und die begannen zu stören. Jetzt hatten sie sich einen unüberdachten Radständer für draussen zugelegt und verboten diese Praxis! Nun war ich alarmiert, das bedrohte einige meiner liebgewonnenen Alltagsgewohnheiten, denn ich wollte nicht riskieren es dauerhaft abzustellen, denn dort, das sagte mir meine Erfahrung aus Studententagen, wird es unweigerlich früher oder später geklaut oder beschädigt.
Ich erinnerte mich daran, dass ich das alte Faltrad zwar meistens einfach neben das Atlanta gestellt hatte, es im Sommer, wenn es trocken war, aber manchmal mit ins Büro genommen hatte. Wäre das keine Möglichkeit? Ich erinnerte mich aber auch, dass ich in der Praxis das Rad dann doch nicht mit in den Bus nehmen konnte und vor allem, wie schnell es auch abgenutzt war. Wenn ich sowas kaufe, dann musste es dieses Mal schon eine bessere Qualität haben!
Inzwischen fuhr ich ja regelmässig bei Critical Mass mit und lernte dort Radfahrer kennen, die Falträder haben, die ich stets interessiert beäugte. Dann meinte einer, “ach hätte ich mir doch besser ein Brompton gekauft!“. Nun war der Markename erstmals gefallen. Zunächst dachte ich nämlich eher an ein Birdy von Riese und Müller, weil der Jang hatte ja so eines und war ganz zufrieden. Dann entdeckte ich im Netz den Beitrag von Jessica Rothhardt, den sie am 30. März 2017 schon geschrieben hatte. Sie optierte ganz klar für Brompton, das ich bis dahin nicht kannte. Ich war interessiert, aber wo sollte ich eines herkriegen? Ich wurde im Netz recht schnell fündig, z.B. bei https://www.cyclable.com/14-velo-pliant, oder beim Hersteller selber https://de.brompton.com/ und erschrak sogleich über den Preis! Zwar war mir bewusst, dass auch ein Birdy nicht billig ist, aber mich verwirrte die Politik, jedes Einzelteil, selbst in meinen Augen so elementare wie Schutzbleche, extra zu berechnen.

Ein erster Probelauf 2019

Die Vorerfahrung mit dem Dahon ängstigte mich, wer repariert es, wenn es kaputt ist? Gerade so durchdachte Konstruktionen wie Falträder sind nicht trivial, da kann ich nicht einfach so drauflos schrauben, wie ich es früher immer gerne tat. Ich wollte dieses Mal kein Rad beim Discounter kaufen, sondern eines beim Fachhändler, der es auch warten solle. Aber wer? Diese Frage beantwortete mir mein damaliger Arbeitskollege Manou recht schnell: Das Velo-Center in Bonnevoie verkauft die und für 30 Euro, kannst du dir so ein Teil einen Tag lang ausleihen und ausprobieren! Dies erschien mir eine gute Wahl, weil ich schon oft an dem Geschäft vorbei gefahren war (es liegt auf dem Weg zum Rangwee, wo das Kieser Trainingscenter damals ansässig war), der Händler also mit dem Bus leicht zu erreichen ist, wenn ich das Rad mal zur Reparatur würde bringen müssen.
Da bin ich dann hingegangen, liess mir die Konzeption erklären.
Von Anfang an war für mich klar: ich brauche Schutzbleche und auch Licht am Rad, denn ich war inzwischen (wieder) Ganzjahresradfahrer! Auch wusste ich ja, dass die Elektro-Vel’Oh! auf die ich im Winter bevorzugt zurückgreifen wollte um mein eigenes Rad zu schonen, gerade in dieser Jahreszeit besonders oft versagen, vor allem eben bei der Beleuchtung. Gut, man könnte beim Licht einen Kompromiss eingehen, aber dann muss ich immer die Leuchten mitschleppen, wollte ich nicht.
Zu meiner Überraschung riet man mir von einem Gepäckträger ab, dafür wäre eine spezielle Fahrradtasche, die man VORNE am Rad befestigt besser geeignet, denn das Brompton hat keinen Ständer! Es bleibt, wenn man es abstellt, dadurch stehen dass man das Hinterrad einklappt. Meine Korbkonzeption beim alten Dahon würde ich vergessen können. Aber wird die Tasche nicht geklaut, wenn ich das Rad wo festmache? Oh nein, ein Brompton schliesse man nicht draussen irgendwo an, das könne man überall mitrein nehmen. Dafür gäbe es auch eine spezielle Hülle, die macht man drum rum und dann sieht niemand mehr, dass es ein Rad ist.
Ich bin dann damit gefahren. Erst mal ins Kieser Training Center. Da merkte ich schon, das mit dem Rucksack mit meinen Turnsachen wird eine Herausforderung. Dort angekommen fand ich einen ganz begeisterten Trainer vor, der sich das Rad anschaute, es bewunderte und mich später noch mehrmals fragen würde, ob es denn nun gekauft hätte. Leider passte er, anders als versprochen nicht wirklich auf das Rad auf: sie stellten es im Eingangsbereich ab, jeder hätte es sich greifen können! Zum Glück sind die Kunden von Kieser so gar nicht drauf und den Trainern kann ich es nicht verübeln, das ist ja auch gar nicht ihre Aufgabe! Schön wäre es, wenn es in die Spinte reinpassen würde, aber dafür sind sie dann doch zu schmal.
Ein weiterer Test war, es mit in den Bus zu nehmen. Es passte deutlich besser zwischen die Sitze als das alte Dahon Faltrad, aber soviel Platz war dann auch nicht mehr im Fussraum. Weiter vermerkte ich negativ, dass mir der Lenker zu sehr wackelte, ich war da den unglaublich stabilen Lauf meiner Treckingräder gewohnt, mit denen ich regelrecht freihändig fahren kann und nie gegensteuern muss. Am meisten wog aber die Angst, dass mir ein so teures, begehrtes Rad geklaut würde, wenn ich es ein paar Minuten aus den Augen lassen würde.
Jedenfalls konnte ich mich 2019 nicht zu der Überzeugung durchringen, dass ich das Fahrrad brauchte. Recht schnell hatte ich mit meinen Dienstherrn ja auch eine Lösung für mein Fahrrad ausgehandelt, so dass die ursprüngliche Motivation wieder wegfiel. Inzwischen hat er sogar Radabstellplätze in der Tiefgarage eingerichtet.

Radfahren in der Coronakrise

Corona hat die Karten dann wieder neu gemischt. Ich war in der Krise nicht allzu ängstlich und habe in den allgemeinen Konsens über die Massnahmen eingestimmt und mich an alles gehalten, an die Maskenpflicht aber nur mit Murren. So nutzte ich weiterhin den ÖPNV, wollte aber die Nutzung der Tram und der städtischen Busse vermeiden, einfach um wenigstens in der Zeit keine Maske tragen zu müssen3, ich fuhr fast nur noch mit meinem Framework Atlanta und im Sommer auch gerne mit den Elektro-Vel’Oh!s, einfach um etwas Abwechslung zu haben. In letztere setzte ich auch wieder meine Hoffnungen für den Winter, denn dieses Mal wollte ich wirklich durchhalten! Kälte machte mir beim Radfahren übrigens noch nie etwas aus, ich scheue eher die Nässe, aber ich plante, im Winter mehr auf die Leihräder zurückzugreifen um mein eigenes Rad zu schonen. Doch hatte sich hier, anders als erhofft nichts verbessert: gerade im Winter versagen Vel’Oh!s immer noch! Das mit der Beleuchtung hatte sich inzwischen verbessert, aber die elektronische Unterstützung bleibt zuverlässig aus, sobald es regnet oder friert und man hat ein 29 kg schweres Rad den Kirchberg hochzutreten!


Also musste das Atlanta ran, das dann die Nacht in der M-Box verbringen musste und leider auch Rost ansetzte. Leider musste ich öfter mal feststellen, dass die M-Box nicht funktionierte! Sie liess sich im Jahre 2020 ganze fünf mal nicht öffnen! Am 21. Februar, am 29. Juni, am 8. September, am 21. September und am 22. Oktober. Im Jahr 2021 war es bislang erst zweimal, aber das Jahr ist ja noch nicht vorbei. Immer nach 18:00 und erstaunlich oft, nach einer Critical Mass.
Was macht man dann? Einmal, bin ich dann mit dem Rad zur “Rouder Bréck” zurückgefahren, da ist die nächste M-Box und habe das Rad da reingestellt, und bin dann DOCH mit der Tram zurück. Das ist aber kaum zumutbar. Es ist vergleichbar, wie wie mit dem Auto von Köln nach Koblenz fahren wollen, dort keinen Parkplatz finden und bis nach Bonn zurückfahren müssen. Die anderen Male nahm ich das Fahrrad mit in den Bus. Ab September dachte ich nun wieder öfter daran, mir doch ein Faltrad zu kaufen und hielt auch Ausschau.

Der finale Auslöser

Es war am 31. Mai, ein Tag an dem ich unglaublich viel länger im Sattel sass als sonst, aber auch als ich wollte:

  • Morgens mit dem Rad hin (Igel->Wasserbillig, Bahnhof->Strassen)
  • Mittags ins Sportstudio und zurück
  • abends dann eine tolle, ungewöhnlich lange fruchtbare Critical Mass im Süden Luxemburgs
  • Von der Gelle Fra wieder zum Kirchberg

Hier stiess ich dann um 20.30 auf einen Busfahrer, der mein Fahrrad nicht mitnehmen wollte, obwohl der Bus eine zweite Plattform hatte und kein Rollstuhlfahrer oder jemand mit einem Kinderwagen oder auch nur einem grösseren Gepäckstück mitwollte, der diesen Platz gebraucht hätte. Er verweis auf seine “Verantwortung für die anderen Passagiere”, was eine Mitnahme im Gastraum ausschliessen würde. Auch mein Hinweis, dass ich Spanner dabei hätte und das Fahrrad gerne auch mit einem Schloss gegen ein Hin- und Hergeschleudertwerden sichern würde wenn er “eine Vollbremsung machen müsste” fand keine Gnade, er bestand darauf dass das schöne KTM im Kofferraum unterbracht würde. Darauf hatte ich mich vorher schon einmal eingelassen, und nachher waren Schrammen im Rahmen, die Räder, Bremszüge, alles verstellt, denn der Kofferraum ist dafür ausgelegt, dass er mit Koffern vollgepackt wird! Es gibt dort keine Möglichkeiten ein Fahrrad so festzuzurren, dass es nicht darin hin und her geschleudert wird.

  • Ich musste dann noch mal zum Bahnhof fahren, dort auf den Zug warten
  • und abends dann noch die Strecke von Wasserbillig nach Igel mit dem Rad. Gut, das war auch Geiz, ich hätte ja auch ein Ticket lösen können.

Meine Motivation war ganz klar: ich will ein zuverlässiges Rad haben, das ich IMMER mit in Bus oder Zug nehmen kann, denn M-Box und Vel’Oh! sind nette Einrichtungen, aber ich kann mich nicht auf sie verlassen! Diesen Sommer sind übrigens viele auf den Geschmack gekommen und ich musste schon mal von der Lux-Expo bis zur Bibliothek runter laufen, bis ich ein freies Vel’Oh! lösen konnte.

Der Kauf

Der Kauf erfolgte, ungeachtet der langen Vorgeschichte ganz spontan. Ich wollte ein Faltrad, hatte auch hier und da mal gekuckt. Im Oktober 2020, nach dem M-Box Frust war ich noch mal beim Velocenter Bonnevoie gewesen und dort hatte dort erfahren, dass die zeitgleichen Ereignisse Coronakrise und Brexit dazu geführt hatte, dass der Händler kein Brompton mehr führen und nur noch den Bestand abverkaufen würde. Er hatte damals noch genau 3 Stück da, keines davon mit Licht. Als ich mich dazu durchgerungen hatte, das mit dem Titanrahmen zu kaufen, auch wenn ich das für überteuert hielt, war es weg.
An jenem 15. Juni war schönes Wetter und ich war spontan mit dem Fitnessbike zur Arbeit gefahren. Auf der Arbeit war es an dem Tag etwas besser gelaufen als sonst, und so war ich gut gelaunt unterwegs zum Bahnhof, als mir einfiel dass ich noch etwas Zeit hätte bis zum nächsten Zug und fuhr einfach noch mal beim Velo Center vorbei. Da sah ich das Rad im Schaufenster! Ich war sofort angetan.
Ich ging dann rein und erfuhr, dass der Händler von Zeit zu Zeit eine Bestellung mit gefragten Konfigurationen bei Brompton macht und diese passte wie die Faust auf mein Auge: Schutzbleche, Licht, 6 Gänge und eine extralange Sattelstange, weil ich mit 1,81 cm wohl schon zu den grösseren Menschen zähle (?). Perferkt, ich habe gleich zugesagt und mir das Rad für Freitag reservieren lassen und es schon am Donnerstag abgeholt! Dabei kaufte ich noch ein Faltschloss und, ganz wichtig, die Hülle in die ich es reinmachen kann. Letztere hat er mir dann sogar zugegeben.

Handhabung

Auspacken des Rades

Die Mitnahme im Bus funktioniert seither super, vorausgesetzt, ich bin früh genug an der Haltestelle, dass ich es noch einpacken kann, denn nur dann kann ich es auf den Sitz stellen. Ich schleppe noch ein altes aber sauberes Handtuch mit, das ich an Regentagen erst auf den Sitz lege und dann erst das Rad in der Hülle drauf.
Ich fahre aber auch öfter wieder nach Wasserbillig und nehme dann da den Zug, denn das Fahrrad ist mit 14 kg jetzt nicht gerade leicht, aber wenn man gewohnt ist 20 kg zu drücken, ist das ein Leichtgewicht. Die folgenden Bilder dokumentieren wie ich es aus der Hülle wieder rauspacke:

Der Rucksack auf dem Gepäckträger

So eine englischen Tasche für vorne drauf kann ich zwar noch nachrüsten, aber es war grad keine auf Lager die mir zugesagt hätte. Ich mag aber nach wie vor nicht, den schweren Rucksack beim Radfahren für längere Zeit auf dem Rücken haben. Aber dank zweier Spannern die ich einmal unter der Sattelstange und einmal am Gepäckträger festmache, kann ich ihn auf dem Gebäckträger festmachen und deshalb den Sack auch stärker befüllen.

  1. Homepage des Händlers: http://www.vsc.lu/ []
  2. mittlerweile eine Art Vorort von Luxemburg-Stadt, aber eine eigene Gemeinde. []
  3. Ich gebe aber zu, im Winter 2020/21, als die Inzidenzen so hoch waren, mir auch ein paar wenige Sorgen um die Klimaanlagen in den Trams machte. Denn je mehr Menschen in einem Verkehrsmittel drin sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter darunter ist. []

Direktes Linksabbiegen

Mein Fahrraderlebnis heute: Ich fahre auf die rote Ampel auf der Avenue Grand-Duchesse Charlotte an der Kreuzung mit der Avenue Monterey zu. Dort gibt es vier Kraftfahrspuren, drei davon in Richtung “ale Foyer” und einen schmalen Radstreifen rechts. Den nutze ich aber so gut wie immer nur, um den Fahrradaufstellstreifen vor der Ampel zu erreichen.
Der Radaufstellstreifen ist mal wieder so halb von einem eiligen Autofahrer zugestellt. Also quetsche ich mich auf den verbleibenden Teil, denn ich will nach links abbiegen. Weil das Rad quer steht muss ich vom Rad absteigen. Dann schaltet die Ampel auf grün, ich wende meine Augen von der Ampel ab, steig wieder auf und will losfahren, aber eine alte Frau hat es erst bis zur Hälfte des Zebrastreifen geschafft und ich bremse wieder.
Da hupt der Autofahrer, der den Aufstellstreifen halb zugestellt hat. Ich zeige auf die Frau, weil ich glaubte, er hätte die nicht bemerkt und gehupt weil ich kaum einen halben Meter vorankam.
Aber nein, er gestikuliert und zeigt mir auf den Radstreifen rechts. Er glaubte wohl ernsthaft, hier wäre indirektes Linksabbiegen vorgeschrieben, dabei ist das nur eine Option für die weniger Geübten! Weshalb sonst hätte der Planer wohl zusätzlich einen Aufstellstreifen eingezeichnet?
Passiert mir an der Stelle übrigens öfter. Denke, viele haben bei der Führerscheinprüfung Mut zu Lücke und lassen die ganzen Radfahrerregeln einfach weg.

Eine Kreuzung, mit Autos, Fahrradaufstellstreifen, Radstreifen und eingezeichneten Alternativen

Illustration der Situation, dank einer Aufnahme von Google Streetview. Die abgebildeten Autos und Personen haben natürlich nichts mit der Situation zu tun.
Der gelbe Pfeil zeigt, wo ich stand. Rot eingezeichnet, der Weg den ich gefahren bin, grün, der, den der unfähige Automobilist glaubte, dass ich nehmen müsste.
Der Wagen der links den Radstreifen illegal zustellt, illustriert die Unwägbarkeiten für Radfahrer an der Stelle allerdings auch recht gut


Diesen Bericht hatte ich auch auf Facebook gepostet, da ist er inzwischen aber kaum noch auffindbar in der Timeline nach hinten gerutscht.

Mit Rad und Bahn von Igel nach Strassen

Während der Vollsperrung der Strasse in Wasserbilligerbrück regnete es zwar immer wieder, die meiste Zeit aber war ganz akzeptables Fahrradwetter.

Die erste Fahrradampel, vor einer Behelfsbrücke


So kam ich trotzdem zur Arbeit, obwohl Emil Weber die Anfahrt von Zewen, Igel etc für seine Linien (ich nehme meist die 118) für die Zeit der Bauarbeiten einfach ersatzlos gestrichen hatte! Und das, wo ich ja dafür bezahlt hab, denn anders als für den Transport auf dem Territorium Luxemburgs, ist die Strecke von Igel bis zur Grenze nicht gratis.
Ich fuhr also mit Fahrrad und Zug. Am letzten Freitag der Sperrung, am 12. Juni hatte ich diese Fahrt einmal dokumentiert:

Radfahren nach Wasserbillig

Morgens früh fuhr ich erst mal über die Fahrradpiste entlang der Mosel und ab Wasserbilligerbrück, lass ich mal die Fotos sprechen:

Die Zugfahrt nach Luxemburg-Stadt

Zu der gibt es nicht viel zu sagen. Ja, Maskenpflicht nervt etwas, an dem Tag aber war alles ganz entspannt, ich bekam einen guten Platz für mein Rad und auch für mich.

Mit dem Fahrrad durch die Baustellen in Luxemburg: vom Bahnhof nach Belair

Spannend wurde es erst als ich in der Stadt angekommen war.
Wie sollte ich fahren? Ich entschied mich für die klassische Variante, aus der Zeit als ich noch fast täglich mit Rad und Zug zur Arbeit fuhr. Auf der Karte habe ich diese rot eingezeichnet.

Damals gab es zwar noch nicht den Radweg in der alten Avenue, dafür aber noch eine Radspur über den Viadukt. Heute bieten sich Alternativen an:

  1. Entweder fährt man am Ende der Avenue de la Gare nach links über den Boulevard de la Pétrusse und kommt dann an den Pont Adolphe. (rosa eingezeichnet). Das ist der offiziell empfohlene Weg (siehe Foto 32179). Den nehme ich aber nie gerne, weil es eine zu gleich sehr enge, aber nur wenig von Fussgängern frequentierte, etwas versteckte Strasse ist. Da fühlen sich die Autofahrer unbeobachtet und rennen! Wenn dann ein Radfahrer sie daran hindert schneller zu fahren, dann wird der schon mal gerne ausgehupt oder schlimmeres. Ein weiterer Nachteil: man muss an zwei Ampeln lange warten, die eine vor dem Pont Adolphe (vor der Sparkasse), und die zweite danach am Überweg, wenn man es über die Hängebrücke geschafft hat, hochgefahren ist und nun die die Avenue Marie-Thérèse überqueren muss um entweder in den Park oder die genannte Strasse einzubiegen.
  2. Seit letztem Jahr wurde ein Stück Radweg am Rosengarten in der Rue Zithe geschaffen, wo vorher nicht für Radfahrer freigegebene Einbahn war. (Blaue Strecke). Durch diese wurde eine gute Alternative zur Avenue de la Gare geschaffen. Leider muss man sich an der Place de Paris zur Zeit etwas durch die Baustelle quälen (weshalb ich die Variante an dem Tag auch verwarf) und um die Bettelampel mit der extrem langen Wartezeit in der Avenue Marie-Thérèse kommt man so auch nicht rum.

Aber hier erst mal, wie ich gefahren bin, an jenem Freitag:


Hervorheben will ich noch das folgende Bild, es zeigt die bereits am 28.6 beschriebene schwierige Situation an der Ampel, die dadurch entsteht, dass die Verkehrsführung den Radfahrer hier auf den Bürgersteig zwingt, statt ihn auf der Fahrbahn zu lassen. Hier hat der Radfahrer die Wahl, ob er sich mit den an der Ampel Wartenden anlegt, sich lieber aus der Gefahrenzone durch Abbieger entfernt, oder aber lieber sich aushupen lässt, weil er die Pflicht auf dem Bürgersteig zu fahren nicht mitkriegt.

Die Hauptschwierigkeit war also erst mal den Einstieg zu finden. Die Fahrt über den Viadukt und den Boulevard Roosevelt kann man auch schwierig finden, aber wie man damit trotzdem klar kommt, hatte ich am 28.6. beschrieben.

Mit dem Fahrrad den Berg hoch nach Strassen

An dieser Stelle schummele ich etwas. Die folgenden Fotos die meinen Weg ab der Ampel über den Belair beschreiben, hatte ich am Tag zuvor schon gemacht, als ich aus der Kantine kam und zurück zur Arbeit fuhr. In der Tat kam mir da die Idee, vielleicht den ganzen Weg mal zu dokumentieren.
Die Brücke ist ein sogenannter Zwangspunkt, über den muss man. Hier kann man sich allerdings auch entscheiden, wie man fahren will. Egal wie man sich entscheidet, es geht nun mehr oder weniger berghoch. Die gewählte Alternative ist etwas länger:

  • über die Avenue Marie Thérèse,
  • über die Kreuzung am “Foyer” rein in die Avenue Guillaume,
  • über die Kreuzung mit der X Septembre, rein in die Maréchal Foch,
  • den Boulevard de Verdun hoch, der für Luxemburger Verhältnisse eine Überraschung bereit hält: ein altmodischer Hochbordradweg (wir waren so lange unmodern bis wir wieder modern waren; in Luxemburg konnte sich diese deutsche Mode nie durchsetzen),
  • und danach dann durch die Avenue Grand-Duchesse Charlotte,
  • schliesslich rechts über die Avenue des Aubépines hoch. Die hat die bedeutendste Steigung.

Da das Arbeitsintegral wegunabhängig ist bedeutet das aber auch: diese Variante ist weniger anstrengend! Alternativen die ich sonst gerne wähle sind:

  1. (auf der Karte: blau) Durch den Park, über die Avenue Monterey ENTGEGEN der Einbahn, die ist nämlich für Radfahrer freigegeben, und dann durch die Avenue Gaston Diderich bis zur Kreuzung mit der Avenue Grand-Duchesse Charlotte, dann weiter wie bei der gewählten Route. Früher fand ich dies die optimale Route (siehe meinen Beitrag von 2008), weil in der Strasse viel weniger Verkehr war. Doch dann erfand man die Navis und nun sind dort auch immer viele Autos, die trotz Tempo 30 gerne überholen und seit die SUVs Mode wurden auch gerne “in der Mitte der Strasse fahren“.
  2. Oder die, je nachdem sportlichere oder faulere Variante (auf der Karte: grün): weiter durch den Park, dann links durch die Arsenalstrasse (Avenue Emile Reuter) zur Place de l’étoile. Dort dann entweder in den Bus No 22 oder 28 steigen (die faule Variante, optimal ausserhalb der Stosszeiten, wenn es regnet oder windet – aber wir hatten ja bestes Wetter!) oder den steilen Berg der Route d’Arlon hochtreten! Letzteres ist nicht nur anstrengend, sondern insofern etwas gefährlich, weil man wieder zwischen Bussen und Autos eingequetscht ist. Hier sollten die Behörden die Busspur für den Radverkehr freigegben, wenn man schon keinen Radweg einrichten will.

Ich entschied mich aber hier für diese Strecke, weil es hier schon etwas mehr Einrichtungen für den Radverkehr gibt, was mir Gelegenheit geben sollte, öfter anzuhalten und Fotos zu schiessen – wir waren ja nicht in Eile.

Das letzte Stück ist gefährlicher als es ausschaut

Wir sind fast da, aber es wird noch einmal schwierig. Zunächst fahren wir durch die vor wenigen Jahren erst angelegte neue Avenue Grand-Duchesse Charlotte. Sie sieht sehr ruhig aus, aber gerade dann lauert die Gefahr und die geht von den Kraftfahrzeugen aus. Wenig Verkehr verleitet immer dazu, zu meinen, man dürfe vielleicht doch irgendwie schneller fahren.
Besonders fies ist das letzte Stück bevor wir auf die Route d’Arlon stossen: Die Avenue des Aubépines steigt an, das heisst:

  1. Wir müssen treten, dadurch brauchen wir mehr Platz. Viele Nur-Autofahrer haben dafür kein Verständnis, sie fahren nie selber Rad und wissen nicht, dass Fahrräder nicht so spurtreu fahren können wie ihre Autos auf vier Rädern. Gerade wenn man nicht so schnell fahren kann wird der Lauf instabil, also pendelt das Rad um dies auszugleichen.
  2. Wir müssen auf sich öffende Autotüren achten, denn die meisten die hier stehen wohnen nicht hier, die arbeiten und sind gerade erst angekommen. Auch wenn die von hinten hupen: schön einen Meter von den geparkten Autos wegbleiben!
  3. Unglücklicherweise sind um die Zeit auch sehr viele Autofahrer unterwegs zur Arbeit. Eine ununterbrochene Kette quält sich hoch und weil es ansteigt, geben sie gerne auch Gas. Auch wenn die Höchstgeschwindigkeit dann überschritten wird, egal. Radfahrer machen da nervös und aggressiv. Ich fahre meistens von Zeit zu Zeit in die Parkbuchten, laufe dann aber Gefahr, dass man mich nicht wieder einfädeln lässt. Wenn Du anhalten musst, ist der ganze schöne Schwung weg, also schön durchhalten.
  4. Schwierige Stelle: die Einmündung der Rue du Kiem. Die Autofahrer von dort sind wartepflichtig, aber es sind immer viele die meinten, die route d’Arlon so umfahren zu können. Diese Autos, aber auch LKW und Linienbusse stauen sich also und ragen gerne mal ein wenig mit der Schnauze in den gegenüberliegenden Radweg rein, um ihren Wunsch vorgelassen zu werden Nachdruck zu verleihen. Viele Autofahrer auf der Aubépines weichen denen instinktiv nach rechts aus und schnüren dem Radfahrer den Weg ab, Angebotsstreifen hin oder her!

Wenn wir es erst mal bis in den Kreisverkehr geschafft haben, sind wir gerettet, den Weg danach schildere ich nicht.
Na? Wer hat es ausgehalten das jetzt alles zu lesen?

Zur Situation für Radfahrer rund um die Place de la Constitution

Kürzlich hatte ich dem Leser mitgeteilt, dass ich mich wieder mehr für das Radfahren in Luxemburg engagiere.
Ein wichtiges Nadelöhr vom Bahnhof nach Belair ist für den Radfahrer zur Zeit die Situation zwischen dem Viaduct und der Place de Bruxelles (Pôle Nord).
Seit 2007 bestand hier ein abgetrennter Radweg, leider in zwei Richtungen, aber immerhin! Vor allem viele ungeübtere Radfahrer bestehen auf so einer Abtrennung vom Kraftverkehr, sonst fahren sie gar nicht, und ich kann sie gut verstehen. Diese Verbindung wurde 2018 dann aber ersatzlos gestrichen, als die Arbeiten zur Verbreiterung der Brücke begonnen wurden. Zudem wurde ein regelmässiger Busverkehr in Richtung Bahnhof aufgenommen, ein Kraftverkehr den es in die Richtung zuvor nicht gab. In Richtung Bahnhof kann man seither nicht mehr legal mit dem Fahrrad fahren. Stattdessen muss man:

  • entweder das Rad über den stets sehr vollen Bürgersteig auf der anderen Seite schieben,
  • oder einen erheblichen Umweg über den Pont Adolphe fahren!

Man hätte hier entweder die Busspur für Fahrräder freigeben, oder eine Kraftfahrspur temporär opfern müssen. Minderwertigerweise tat man lieber einfach gar nichts.



Von der anderen Seite her ist die Spur aber befahrbar. Das ist auch als Radfahrer recht gut machbar, denn der Kraftverkehr hat, seit die Gegend um den Bahnhof für die Autos so schlecht zu befahren ist, deutlich nachgelassen. Die suchen sich wohl andere Wege. Man muss nur warten bis es grün wird, sich erst rechts halten, so als habe man echt vor durch den Tunnel zu fahren, dann die wenigen verbliebenen Autos und Busse einfach vorbei lassen und wenn dann die Bahn frei ist, nach links abbiegen auf die Kathedrale zu. Nur der letzte Punkt ist manchmal schwieriger, hier bitte echt darauf achten, dass man alle Busse dieser Grünphase durchgelassen hat. Notfalls kann man, wenn man ängstlicher ist, auch am Plateau du Saint Esprit absteigen und über den Bürgersteig bis zum alten Athenäum schieben (bitte nicht fahren!).
Nach dem Abbiegen wichtig: nicht zu weit rechts, eher fast in der Mitte der Spur fahren denn rechts von euch verläuft noch eine Busspur! Die Autos soll man ruhig hupen lassen, sie sind im Unrecht, denn legal überholen können sie euch an der Stelle gar nicht, weil es nur eine Spur ist und kein Auto ist so schmal, dass man damit überholen UND die vorgeschriebenen 1,50 Meter einhalten kann. Der Radfahrer hat an dieser Stelle das höher zu wertende Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, derweil ein Recht darauf mindestens so schnell zu fahren zu können wie maximal erlaubt, im Code de la route nicht vorkommt, auch wenn die Autonation das manchmal zu haben glaubt.
Übrigens halten auch die wenigsten Busfahrer, die dann rechts vorbei brettern die 1,5 Meter ein, aber gerade mit denen rechnen wir ja, daher halten wir uns weiter links. Einzelne Autos überholen dann verbotenerweise rechts, das macht aber nichts, DIE begehen ja dann die Ordnungswidrigkeit und nicht wir. Zum Glück hat sich die verachtenswerte deutsche Mode Radfahrer anschliessend, durch knappes vor ihnen Einscheren und so zum Bremsen zwingen und auf jeden Fall einen kräftigen Schrecken einzujagen, zu “belehren”, noch nicht durchgesetzt.

Auf der Höhe des Parkhauses steht übrigens ab hier rechts auf dem Bürgersteig, gut versteckt ein Schild “vorgeschriebener Radweg” (blauer Lolli). Es ist aus vergangenen Tagen und trägt nur der Verkehrssituation vor Beginn der Bauarbeiten Rechnung: ein Radfahrer könnte es an dieser Stelle gar nicht schaffen der Vorschrift nachzukommen und sich unter die Fussgänger zu mischen, dafür kommen zu viele Busse angeschossen. Zu eurer eigenen Sicherheit also am besten so tun als hättet ihr es nicht gesehen und weiterradeln. Hier gefährdet nämlich die Verkehrsplanung Menschenleben!
Erreichbar ist hingegen ab etwa der Höhe der britischen Botschaft (links) oder spätestens der Staatskantine (Platz vor der Kathedrale mit Denkmal für die ermordeten Juden), auf der LINKEN Seite: der neue Radweg der künftig zum Bahnhof führen wird. Wenn man denn erst mal wieder auf der Brücke fahren darf. Leider in zwei Richtungen, also angeordnetes Geisterradlen!

Dem ängstlicherem Radfahrer empfehle ich wegen der erwähnten vielen Busse auch, diesen ab hier zu benutzen! Leider hört er kurz vor der Place de la constitution unvermittelt auf?! Nun wird die Spur Richtung Pôle Nord, mittels eines kombinierten Fussgänger- Radüberweg, verfügbar nur mit Bettelampel mit sehr langer Wartezeit wieder auf die rechte Seite verfrachtet.

Das Warten auf Grün, was hier wieder minderwertigerweise sehr, sehr radfahrerunfreundlich durchgeführt wurde, dauert aber vielen zu lange und sie fahren als Geisterradler auf dem Bürgersteig weiter geradeaus. Hier haben sie dann nicht nur Probleme mit entgegenkommenden Radfahrern, oder falls sie auf den Gehweg ausweichen mit Fussgängern, sondern drohen auch mit den sehr zahlreichen Parkern dort zu kollidieren. Viele achten beim Rechtsabbiegen schon nicht auf die Radfahrer die in der richtigen Richtung wie sie selber unterwegs sind, wie sollen sie da auch mit Geisterfahrern klar kommen? Sollte man also wirklich nicht machen.
A propos: Sollten die Parkplätze um die “Gëlle Fra” nicht mal verschwinden? Sehe nichts davon!
Glaube hier hat sich die motorisierte “Bloss keinen Meter zu Fuss gehen müssen” Fraktion wieder einmal, diesmal unter dem wohlfeilen Vorwand “Corona”, durchgesetzt: der Parkplätze sind sogar mehr geworden, weil die Touristenbusse da nicht mehr verkehren.
Schlecht gemacht ist auch der Einstieg auf der anderen Seite, wo man gleich noch einen Überweg nutzen muss und wo, angesichts der Nähe der Kathedrale, häufig touristische Fussgänger rumstehen.

Nun geht es weiter Richtung Pôle Nord, hier wird man wieder auf den Bürgersteig gelenkt und hat öfter Probleme mit Rechtsabbiegern. Seltener zwarals vor dem Umbau, weil jetzt so viele lange Busse dabei sind, die natürlich alle gerade ausfahren, aber wenn dann doch mal einer abbiegt hat er euch auch seltener gesehen als vorher, weil sein Blick bis zum Einschlagen des Lenkrades auf den Kofferraum des Busses fixiert war.

Dann kommt man an die Kreuzung des Bvd Roosevelt mit dem Bvd Royal. Hier steht eine neuartige Radfahrerampel, die nun das Radfahrerherz entzweit:

  1. Auf den ersten Blick löst sie ein häufiges Problem, das viele Tote unter uns verursacht hat: An der Stelle müssen die Busse rechts abbiegen in den Bvd Royal. Die Ampel für Radfahrer schaltet ein paar Sekunden vor der Ampel für die Kraftfahrer auf grün. Der Radfahrer hat so die Möglichkeit die Kreuzung zu queren, bevor die Kraftfahrzeuge losbrettern, sie sind im Idealfall weg bevor die Kraftfahrer selber losfahren können, zumindest sind sie bis dahin aus dem “toten Winkel” rausgefahren, den schwere Kraftfahrzeuge bei falsch eingestellten oder nicht benutzten Spiegeln nun mal haben.
  2. Leider schaltet sie auf rot, sobald die Kraftfahrer grün haben, denn 90% der KFZ sind rechtsabbiegende Busse! Das heisst, der Radverkehr geradeaus kann nur in einem sehr kurzem Zeitfenster erfolgen, danach staut er sich, denn die Phase für die Busse ist sehr viel länger! Hier wurde das Prinzip “Geradeausverkehr vor Abbiegeverkehr” mit Füssen getreten!

Hinzu kommt, dass ein direktes Abbiegen nach links auf den Pont Adolphe nicht ermöglicht wird, hier waren vorher sehr sinnvolle Radaufstellstreifen. Wer zum Bahnhof will, muss:

  1. Entweder wissen dass er erst die Kreuzung überqueren, dann wieder ganz lange an einer sehr ungünstig eingestellten Bettelmpel warten muss, um die Strasse zu queren, dann kann er über die unter der Neuen Brücke aufgehangene “Passerelle” fahren.
  2. Oder er muss direkt an dieser Stelle die Strasse überqueren, wo die Ampel auch nicht fussgängerfreundlich ist und dann sein Fahrrad die Treppe runter tragen, denn minderwertigerweise wurde statt einer Fahrradrampe (als Zubringer für einen Fahrradweg!!!) nur eine rechtfragwürdige Fahrradrinne verbaut, die ich bei ihrer Fertigstellung noch gut fand, nur weil sie im Vergleich zur noch schlechteren am Bahnhof passabel war.

Es wurde also sehr radfahrerunfreundlich gelöst. Vielleicht entsteht, wenn die vielen Baustellen von Tram, Centre Hamilius etc. mal zu Ende sind eine Alternative durch die Rue Notre Dame, aber werden auch Touristen die erkennen?
Schwierig gestaltet sich auch die Weiterfahrt, an dem Tag zusätzlich erschwert dadurch dass wieder mal eine Baustelle den Radweg beanspruchte, aber niemand verpflichtet war, dabei auch auf die Sicherheit der Radfahrer zu achten. Die stellten einfach ein Schild “Vélo à la main” hin und glaubten sich so aus der Verantwortung raus.


Die dagegen immer bestehende, fest eingeplante Schwierigkeit besteht darin, dass der Radweg an der Stelle mal wieder kurz auf den Bürgersteig geführt wird, wo aber häufig Fussgänger und Radfahrer darauf warten, dass die Ampel für den Überweg (Zebra) endlich mal grün wird. Dies, weil man meinte, sich noch eine Abbiegerspur für KFZs aus der anderen Richtung aus der Avenue Marie Thérèse leisten zu müssen. Minderwertigerweise hat man an der Stelle auch den beschriebenen Weg quer durch die Fussgänger zur Pflicht gemacht, also die Gefährdung der Fussgänger sogar angeordnet!
Man kann nur hoffen dass ein Entscheider in naher Zukunft mal den Führerschein abgeben und dann selber Rad fahren müsste.

Mein Engagement für die Critical Mass Bewegung

Es ist an der Zeit hier auch mal was über die Critical Mass zu schreiben. 2018 lernte ich die internationale Critical Mass Bewegung kennen und fuhr im Juni zum ersten Mal in Aachen mit.1

Ich war sofort begeistert. Seither nehme ich regelmässig an Touren in Trier, vor allem aber in Luxemburg teil, wo ich auch arbeite.

Die CM in Luxemburg hatte Gary Diderich gegründet, doch seit letztem Jahr ist er ein profilierter Politiker von nationaler Bedeutung für die Partei der Linken so dass er sich weniger um seine alte parteipolitisch unabhängige Radfahrerorganisation kümmen konnte. Da ich nach Gary der regelmässigste Mitfahrer war, fiel mir dann sowas wie die organisatorische Leitung der CM zu.

Die CM Bewegung in Luxemburg

..hat sehr viele Sympathisanten, das Forum auf Facebook unter https://www.facebook.com/groups/Critical.Mass.Lux/ ist gut besucht und findet regelmässig Leute die engagierte Beiträge verfassen oder zumindest teilen. Mit der Teilnahme an der regelmässigen Fahrt durch die Stadt, die wie fast in jeder Stadt der Welt seit Jahren immer abends am letzten Freitag des Monats stattfindet2, sieht es leider nicht so gut aus. Etwa vier bis fünf Leute bekommen wir regelmässig zusammen, was dann etwas kümmerlich wirkt, in manchem Monaten aber bis 20. Dabei sollen früher regelmässig bis zu 50 Menschen mitgefahren sein. Um dem entgegen zu wirken, hatte ich die engagierteren Mitfahrer die ich so kannte, Anfang Dezember ins George and Dragon, eine britische Kneipe in Luxemburg Stadt eingeladen, denn Luxemburg ist eine internationale Stadt und die CM eine internationale Bewegung. Wir trafen uns zu acht und hielten folgenden Aktionsplan fest:

  1. Wir legen alle Daten fest, und geben eine Plakat oder zumindest einen Flyer damit raus
  2. Wir schaffen eine eigene Homepage um auch Menschen ausserhalb Facebook zu erreichen
  3. Wir lassen uns ein neues Logo entwerfen, das weniger nach “sozialer Revolution” und “parteipolitisch festgelegt” aussieht, denn die aus zwei Rädern hervorragende Faust. Ich persönlich finde das aktuelle Logo allerdings gut, es hat sowas kraftvolles. Das obwohl ich beleibe kein Linker bin, noch nicht mal ein Grüner.

König Auto und unsere Hauptforderung

Trotz alledem, ist die CM natürlich eine Bewegung mit politischen Forderungen! Die wichtigste:

Reclaim the Streets (RTS)!

Seit Jahrzehnten fördern die Wirtschaft und die Politik einseitig das Auto, für das viele Privilegien geschaffen wurden. Die Strassen wurden autogerecht hergerichtet, überall wurden Parkplätze angelegt und wo sie fehlen, finden die Menschen es normal, dass die Autos zumindest mit zwei Reifen auf den Bürgersteigen stehen, selbst da wo es nicht ausdrücklich erlaubt ist. Ein “Pechert” der hier einen Strafzettel schreibt gilt als kleinlich, obwohl so z.B. Rollstuhlfahrer behindert werden, weil der Bürgersteig nicht mehr breit genug ist. Und die Autos werden auch noch immer breiter, genau wie die Menschen die sie fahren. Alle Strassen wurden so angelegt, dass Autofahrer die kürzesten Wege hätten, Fussgänger wurden in Unterführungen verbannt und Radfahrer auf handtuchbreite sogenannte “Radwege” auf dem Bürgersteig. Vor allem in Deutschland begann man ab den 1930er Jahren, die Radfahrer von der Strasse zu verbannen, damit der Autofahrer “stets freie Bahn” haben möge. In Luxemburg waren wir zum Glück immer etwas rückständig. In meiner Kindheit war mit dem Rad auf der Strasse fahren noch ganz normal, aber dann schlug die Demokratisierung des Automobils voll zu. So kam es, dass wir noch nicht mal zu diesen handtuchbreiten Streifen auf dem Bürgersteig kamen (die lernte ich erst in Aachen kennen), sondern gleich zu den in den 2000er Jahren propagierten, ebenfalls kritischen Angebotsstreifen übergingen.
Wird eine Brücke repariert oder umgebaut, wie etwa zur Zeit der Viadukt (“al Bréck”) finden die Autofahrer es normal dass die Radfahrer einen ganz schön gehörigen Umweg über die Adolphebrücke (“nei Bréck) nehmen sollen. Verlangt man von einem Autofahrer hingegen, er soll z.B. einen 5 KM langen Umweg fahren, was in etwa die Entsprechung wäre für den Umweg den die Radfahrer zur Zeit machen müssen, weil der Viadukt immer noch gesperrt ist, dann heulen sie aber! Das wäre ja schlecht für die Umwelt, so das heuchlerische Argument der leidenschaftlichen NUR-Autofahrer, die seit ihrem 18. Lebensjahr in keinem Fahrradsattel mehr sassen, wenn überhaupt schon mal, und es gewohnt sind keinen Meter mehr zu Fuss gehen zu müssen und die Bewegungsenergie aus dem Benzin ziehen. Der Radfahrer muss dagegen richtig in die Pedale treten und kann sie nicht einfach nur benippen…
Überhaupt finden die NUR-Autofahrer, sollten Radfahrer nur noch in ihrer Freizeit auf möglichst billig angelegten Wegen auf dem Lande fahren, aber bitte nicht in der Stadt! Und wird mal eine Brücke nur für Radfahrer eingerichtet oder ein Feldweg geteert, blöken sie in den Foren rum, deswegen sollte jetzt aber bitte kein Freizeitradler mehr vor ihnen auf der Hauptstrasse sein wenn sie gerade “Biergcourse” mit ihrem Auto spielen wollen, schliesslich würden sie ja mit ihren Steuern die Strassen bezahlen. Meist sind es Männer so ab 50 und es ist ihnen noch nicht mal peinlich dass sie damit unfreiwillig preisgeben, was für unterdurchschnittliche Schüler sie einst waren, die wohl Kreide holen geschickt worden waren, als der Lehrer in “Initiation à la vie active” erklärte, dass alle Steuern in einen Säckel kämen und z.B. von der “Steier um Benzin” keineswegs die Strassen bezahlt würden. Oder haben sie unter der Bank die Bravo oder die Kicker gelesen? Nee, ich glaube, eher mit dem Nachbarn Mau Mau gespielt.

Critical Mass möchte, dass die Autofahrer es zumindest in den Städten, wie früher bis in die 1970er Jahren als völlig normal akzeptieren, dass auch Fahrräder wieder auf der Fahrbahn fahren, wo sie sich angewöhnt hatten der König zu sein. Aber es gibt noch viel zu tun, und die Reaktion schläft nicht!

Ausgebremst

Inzwischen habe ich in Michael Merten, den habe ich der Trierer CM abgeworben3, einen zuverlässigen Mitstreiter gewonnen und er organisierte einen Flyer, Marco holte ein Angebot für ein neues Logo ein und hoffentlich funktioniert http://www.criticalmass.lu/ auch bald.

Wir fuhren dann noch im Januar, es kamen trotz der Kälte 8 Leute. Zum 28. Februar lag ich schwer erkältet im Bett, da sind die Freunde aber auch gefahren. War es ein Vorzeichen? Im März kam dann der Shutdown wegen der Covid-19 Pandemie! Am 14. März wollten wir noch in Trier eine Poolnoodleaktion starten, aber alle Aufmerksamkeit richtete sich schon auf die gefährliche Krankheit, wir sagten sie ab. Wir wollten da nicht aus der Reihe scheren und die CM für März und April fielen aus.

Erste Critical Mass unter Corona Bedingungen gefahren

Vor zwei Wochen fuhr ich dann noch mal bei einer Aktion in Trier mit. Doch, doch, ich kam da zufällig mit dem Rad vorbei. Es regnete und so wollte ich eine Pause machen und mich ein wenig ausruhen, drum stellte ich mich unter die Kolonnaden. Dann merkte ich, dass immer mehr Radfahrer ankamen und irgendwann entdeckte ich Anja. Natürlich ging ich zu ihr hin um sie zu grüssen, denn ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen und freute mich. Sie zeigte mir ihr tolles neues Faltrad, und auch andere Radfahrer schauten zu. Natürlich hielt ich mich schön auf Distanz zu ihr und den anderen, die meisten kannte ich ja gar nicht und zusammen wohnen tun wir ja auch nicht.
Dann hörte es auf zu regnen, und einer der Radfahrer fuhr los, zufällig in die Richtung in die ich auch wollte, also fuhr ich dem hinterher und die anderen auch. Es machte mir dann aber irgendwie doch Spass und wir fuhren immer weiter. Gut, dass wir jetzt mehrmals um den Stadtkern rumfuhren war vielleicht etwas ungewöhnlich für eine Spazierfahrt, aber ich hatte ja Zeit….

Zeit des Erwachens. Die CM auch in Luxemburg wieder aktiv

Inzwischen kannte auch Luxemburg einige Lockerung und erlaubt auch wieder Versammlungen mit bis zu 20 Menschen, die nicht miteinander verwand sind. Dennoch wagten wir es nicht, für die CM zu werben, und am Freitag fuhr ich zur Place de la constitution an die “Gëlle Fra” und fragte mich, wer überhaupt kommen würde. Nur Michael, Marina und Camille hatten die Absicht bekundet, fahren zu wollen. Ich war um 17:53 da. Dann trudelte einer nach dem anderen ein, rein zufällig natürlich, sie hatten sich wohl an den Flyer und an die Tradition erinnert. 14 Personen zählte ich, ohne dass wir das verabredet hatten! Der Bedarf an Aktion pro Fahrrad scheint da zu sein.
Irgendwann fuhr einer los, und die anderen ihm hinterher, so wie es sein sollte. Unterwegs warb Michael noch eine junge radelnde Touristin aus Kroatien an, die mit uns fuhr. Hätte die CM in Deutschland stattgefunden, hätten wir nun die ausreichende Anzahl an Teilnehmern gehabt um von der Verbandsregel zu profitieren, aber der Code de la route aus Luxemburg hat keine solche Entsprechung.


  1. Wer nicht weiss was Critical Mass ist, hier ein paar erklärende Texte:

    []

  2. Hier bekamen wir letztes Jahr zusätzliche Konkurrenz durch die von mir gutgeheissene Fridays for Future Bewegung []
  3. Nein, natürlich nicht, Michael hat einfach inzwischen eine Arbeitsstelle in Luxemburg und ist nun Pendler wie ich []

Der aufheulende Motor des Mercedes.

Hab schon lange nichts mehr geschrieben. Das kommt daher, dass ich nicht nur weniger Zeit als noch vor fünf Jahren, sondern auch etwas das Interesse an der Heraldik verloren habe. Aber das kommt bestimmt wieder 🙂 nur halt zur Zeit mache ich kaum noch Sachen in meiner Freizeit, die zeitintensiv sind, denn ich bin nach dem Arbeitstag viel erschöpfter als damals, vor mehr als 10 Jahren als ich die Heraldik im Netz relancierte.
Ich will aber meinen Netzauftritt weiterhin nutzen, er ist zu schade um nur vor sich hin zu gammeln, also nehme ich mir nun vor, ich schreibe dann eben über andere Dinge die mich beschäftigen.
Was ich nämlich jeden Tag ohnehin machen muss, ist zur Arbeit zu fahren und seit Dezember 2017 fährt mein Bus nicht mehr bis zur Dienststelle und ich muss zweimal umsteigen. Dadurch fing ich aber wieder an, vermehrt Fahrrad im Alltag zu fahren, denn damit bin ich schneller! In Richtung Bergrunter, also vom Kirchberg nach Strassen sogar auf dem schweren Atlanta, mit dem ich im Winter lieber fahre, es ist zuverlässiger als die Vel’Oh!s.
So machte ich die Not zur Tugend, und nahm mein jahrelang brachliegendes Engagement fürs Radfahren im Alltag wieder auf, das bereits 2016 geweckt worden war, als ich das Konzept von Critical Mass eher zufällig entdeckte. Im Sommer 2018 fuhr ich zum ersten Mal in Aachen bei einer mit und bin seither ein echter Fan von Critical Mass! Dazu schreibe ich demnächst mehr, an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass ich Mittwoch ein Meeting mit an der Critical Mass Luxemburg Interessierten plane.
Nun haben wir wieder Winterzeit, die Sécurité routière macht, wie die deutschen Verkehrswachten und ähnliche Vereine ihre jährlichen Appelle an Fußgänger und Radfahrer, sich doch bitte schön hell und reflektierend zu kleiden, damit die Kraftfahrer sie besser sehen. Dieses Jahr erstmalig weniger einseitig, der Appel geht auch an die Kraftfahrer besser aufzupassen, dennoch finde ich diese Appelle inzwischen eher nervig, weil sie sonst fast nichts in Petto haben um die Sicherheit der Radfahrer zu heben. Ah doch, gelegentlich fordern sie uns auch noch auf, Helme zu tragen, obwohl das Tragen von Helmen keinen einzigen Unfall verhindert! Nix Vision Zero. Auf jeden führt es dazu, dass viele, sehr sehr viele Autofahrer dann noch stärker auf Radfahrer schimpfen, besonders, wenn sie keine helle Kleidung anhaben. Viele hatten nämlich gehofft, dass der Regen und der Wintereinbruch uns endlich von der Straße runterbrächte. Aber das ist überhaupt nicht der Fall! Angesichts der langen Staus durch die Trambaustelle und das Umstellen des Busverkehrs, stockt nämlich nicht nur der PKW-Verkehr sondern auch der ÖPNV in Luxemburg Stadt, so dass ich kaum eine Alternative zum Fahrrad sehe.
Zwar bin ich nicht überzeugt, dass das Tragen einer Warnweste wirklich die Sicherheit der Radfahrer allgemein erhöht, denn wenn alle eine tragen gewöhnt sich das Autofahrerauge daran und sie geben auf die Bewesteten wieder genauso wenig Acht wie vorher. Es sei daran erinnert, dass fast alle schweren Unfälle in der warmen Jahreszeit bei bestem Tageslicht geschehen. Autofahrer fühlen sich halt von Radfahrern nicht bedroht und achten eher auf Lastwagen und anderes Autos, Radfahrer werden von ihnen schlicht „übersehen“.
Sei es nun, dass ich mich dem Druck der öffentlichen Meinung beugte, oder dachte, es ist besser, wenn ich selber wenigstens auffalle und so vielleicht gesehen werde. Jedenfalls beschloss ich vorige Woche, ich fahre ab sofort mit Warnweste! Das Erlebnis vom letzten Montag, das ich nun schildern will nährte aber eine ganz neue Befürchtung: Macht vielleicht die grelle Kleidung des Radfahrers bestimmte Autofahrer erst aggressiv?
Am Montag den 2. Dezember, als ich gegen 16.30 Richtung Bahnhof wollte, fuhr dann nämlich so ein Mercedesfahrer einige Zeit parallel zu mir. Schon in der Rue Pierre Federspiel machte er sich bemerkbar, indem er den Motor aufheulen ließ. Da bezog ich sein Tun noch nicht auf mich, wenn er befuhr eine ganz andere Spur als ich, weil ich mich hier an das Rechtsfahrgebot hielt und erst kurz vor der Kreuzung mit der Route Arlon die Spur wechselte und dann rechts an den stehenden Autos bis zur Fahrradschleuse vorgefahren bin. Es gibt Autofahrer, die ertragen das auch schon nicht, wenn Radfahrer gemäß Art. 127.2. des Code de la route rechts an ihnen vorbei fahren.
Nachdem ich dann in die Rue des Aubépines eingebogen war, hörte ich ihn mehrmals aufheulen. Hier musste ich leider den Verkehr etwas aufstauen, denn abends ist der Verkehr so dicht, dass ein legales Überholen von Radfahrern nicht möglich ist. Dann bog ich in die Rue Val St. Croix ein in das Wohngebiet ein, durch das ich gerne fahren, weil es da ruhiger ist. Beim Abbiegen hörte ich ihn noch mal, er muss sehr unmutig gewesen sein. Dass er auch ins Wohngebiet einbog, bemerkte ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

Dann kam ich an die gleichberechtigte Kreuzung der Rue Marie-Therese Glesener-Hartmann mit dem Boulevard Grand-Duchesse Josephine-Charlotte. Ich hielt an, denn von rechts kamen Autos, die hatten Vorfahr. Die Frau in dem ersten fuhr langsamer und blieb stehen und wir bekamen Augenkontakt, aber leider gab sie mir kein eindeutiges Zeichen, dass sie auch wirklich die Vorfahrt abtrat, etwa ein kurzes mit der Hand winken, oder in dem Falle gerne auch Lichthupe. Nein, sie kuckte mich nur genervt an (im Volksmund sagt man auch noch “sie kuckte mich an wie ein Autobus”) und daher zögerte ich. Ich wusste nämlich nicht, ob sie mir wirklich die Vorfahrt abtreten wollte, oder hatte sie nur Schiss gehabt, ich würde mir die Vorfahrt ohnehin nehmen und daher vorsichtshalber mal angehalten. Schließlich hört man das ja so oft, dass Radfahrer sich ja nie an Regeln halten und fahren wie sie wollen. Vielleicht würde sie ja nun doch fahren.
Während ich noch auf ein Zeichen wartete, oder ob sie nicht doch führe, heulte hinter mir wieder der Motor auf, es war wieder der weiße Mercedes! Ich drehte mich um und diesmal sah ich den Fahrer ganz deutlich: ein etwas dicklicher, untersetzter Mann Mitte 30 Anfang 40 der wild mit den Armen gestikulierte. Ich zeigte ihm auf das vorfahrtsberechtigte Auto um ihm klar zu machen, dass ich nicht stehen geblieben wäre um ihn zu ärgern, da riss er schon das Steuerrad rum, gab Gas und fuhr an mir vorbei, und nahm der Frau, die gerade beschlossen hatte doch zu fahren, die Vorfahrt. Daraufhin lachte ich ihn sichtbar aus und schlug mir dabei auf die Schenkel, worauf hin er beschleunigte! Gut dass es geregnet hatte, sonst hätte er bestimmt noch Gummispuren hinterlassen.
So, die Wochen davor, wo ich noch dunkel gekleidet fuhr geschah nix dergleichen. Muss doch an der Weste hängen oder? Vielleicht kennt ER ja die Critical Mass und weiß, dass das was wir vorhaben, nämlich „Take back the streets“, keine gute Nachricht für die Nur-Autofahrer ist, die jetzt jahrzehntelang die Straße fast für sich alleine hatten.

Der neue Radweg in der alten Avenue in Luxemburg

Am 11.1.2020 Nachgetragenes Posting:
An dem Tag hatte ich Mittags frei. Geplant war ein Artikel über den neuen Radweg auf der Avenue de la Gare und dem Radfahren im Bahnhofsviertel allgemein. Wurde nix, war zu sehr mit meinem Heraldikprojekt beschäftigt.

Erste Erfahrungen mit dem Elekroveloh gesammelt

Anmerkung: diesen Artikel wollte ich zunächst am 19.12, schreiben, hatte dabei aber mit unerwarteten Softwareproblemen zu kämpfen: Nach einem WordPress-Update stand der alte Texteditor nicht mehr bereit und der neue Gutenberg funkioniert nicht. So verlor ich erst mal das Interesse.

Am Dienstag dem 18.12 ging ich, nach dem Besuch der Kantine in die Cité judiciaire auf dem Plateau Saint Esprit und lieh mir doch eines der neuen elektrischen Velohs. Ich hatte seit Mitteilung der bevorstehenden Elektrifizierung durch Veloh darauf verzichtet, weil viele Stationen noch im Umbau waren.

Ich hatte zwei zuvor Wochen mal am Knuedeler versucht, mit ein Veloh abzulösen war aber gescheitert weil ein 6 stelliger PIN verlangt wurde, mir aber nur 4 Ziffern bekannt waren. Eine Konsultation der Webpage des Betreibers ergab nun immerhin, dass Veloh einfach zwei Nullen dazu gefügt hatte.
Inzwischen hatte ich aber viele gesehen, leider auch öfter welche wo die Fahrradbeleuchtung anscheinend nicht funkionierte.

Die erste Fahrt

Von der war ich ganz begeistert! Auf dem Display konnte man sich auswählen, welches Rad man haben wollte, und zu welchem es schon Reklamationen gab. Ich wählte ein unbeanstandetes. Zunächst einmal fuhr ich damit zur Route d’Arlon. Interessant: Anders als ich glaubte, kann man die Unterstützung nicht zu- oder abschalten, die ist automatisch immer “an”. Man kann zwischen drei verschiedenen Geschwindigkeiten wählen, je stärker man tritt, desto kräftiger auch die Unterstützung. Ich hatte fast einen Geschwindigkeitsrausch und war ganz beglückt!

Problemstellung und Plan

Aufgrund der positiven ersten Erfahrung wollte ich abends mal gleich sehen, wie Vel’Oh! mit dem Kirchberg klar kommt. Denn seit der Umstellung der Linie 118 mit Einführung der Tram, bin ich bei meiner täglichen Busfahrt davon genervt, dass ich immer viel Zeit durchs Umsteigen immer so viel Zeit verliere:

  1. Ich muss auf der Lux-Expo auf die Tram warten
  2. Dann zockelt die gemütlich, glücklicherweise mittlerweile bis zur Place de l’étoile
  3. Dort warte ich dann bis zu 9 Minuten, bei der baustellenbedingten Verspätung mittlerweile auch länger auf die Linie 22 oder die 28. Nehme ich die 28. fährt die nur bis zur Haltestelle Wandmillen, von wo ich entweder zu Fuss weiter, oder auf die nächste 22 warten muss.

Es gibt zwar noch die Linie 33, welche die Rue des Primeurs anfährt, diese wurde aber so unsinnig geplant, dass der Bus immer bereits 2 Minuten weg ist, bevor ich aus der 118 aussteigen kann. Nur in den Schulferien ist die 118 manchmal 5 Minuten zu früh, weil sie auf der Autobahn besser durchgekommen ist als geplant. Dann kann ich die 33 nehmen.
Im Sommer hatte ich weiter die gute Erfahrung gemacht, dass ich mit meinem eigenen Fitnessbike deutlich schneller bin als mit der Tram! Denn erstens wiegt das nur 11 kg und ich kann daher schnell damit fahren, und zweitens spare ich mir diese Zwischenwartezeiten. Bei schlechtem Wetter aber fehlen die Schutzbleche und im Winter die Beleuchtung, dann fahre ich lieber mit meinem Atlanta. Problem an dem ist aber, dass es aber auch 10 kg schwerer ist und das merkt man! DAS Problem könnte die Kraft aus der Batterie lösen!

Gemischtes Ergebnis und erste Rückschläge

Das wollte ich gleich abends ausprobieren und ging erst mal zur Route d’Arlon, was die nächstgelegenste Vel’Oh! Station für mich ist. Der Versuch ein Vel’Oh! zu leihen scheiterte an einem informationstechnischem Problem, weil die Station wohl keine Verbindung zum Server aufbauen konnte. Also Plan B: zur nächsten Station laufen. Leider hat Vel’Oh seine Stationen immer so geplant dass sie ZWISCHEN zwei Busstationen liegen. Ich musste also bis Wandmillen laufen und gerade an dem Tag hatten minderwertigerweise alle Busse auch Verspätung. An der Place de l’étoile klappte es dann.
Damit fuhr ich dann auf den Kirchberg. Ohne Mühe, fast schon Geschwindigkeitsrausch! Ich lieferte mir ein regelrechtes Wettrennen mir der Tram.
Aber dann wollte ich das Teil an der Station Alphonse Weicker (Auchan) zurückgeben: Säulen noch nicht in Betrieb!
An der nächsten Station, das alte Vel’Oh! Manko: alle Säulen besetzt. Ich musste bis zur Höhe neue Nationalbibliothek zurückkehren, vielbefahrene Strasse überqueren, auf die verspätete Tram warten. So ein Mist.

Versagen im Winter

Dann kam der Wintereinbruch. Zuvor noch hatte ich auf der Dezember Critical Mass von Nicolas interessante Tipps zum Fahrradverleihsystem bekommen, unter anderem den, mir die Vel’oh! App zu installieren. Seither kann ich per Smartphone mir ein Veloh ausleihen. Das war eine nette Erfahrung:
Sobald man an einer Säule steht, kann man das Programm aufrufen und das Vel’Oh! vor dem Du gerade stehst anwählen und lösen. Man muss nicht mehr an der Konsole auswählen und dann zu der Säule hinhechten. Problem nun: Nicht jedes Vel’Oh! das angedockt ist, kann auch ausgeliehen werden, etwa dann nicht, wenn es noch nicht wieder hinreichend aufgeladen ist.
Und letzteres sollte sich sehr bald als grosses Problem erweisen! Schon bei meiner ersten Fahrt Anfang Januar machte das ausgeliehene Rad furchtbaren Lärm. Obwohl es von der Rue des Aubépines zum Bahnhof praktisch nur bergrunter geht, war es schwer zu treten, Unterstützung durch elektrische Energie? Fehlanzeige. Noch übler war es, als ich damit zum Kirchberg wollte. Es trat sich so schwer, dass ich es am Glacis schon wieder abgeben musste um mit der Tram weiter zu fahren.
Seither hat nie wieder eines so funktioniert, wie ich es haben will: Ist die Temperatur unter oder nahe Null, kann man sie entweder, obwohl “verfügbar” gar nicht lösen, oder sie geben keinerlei Unterstützung. Und das, obwohl die Batterien angeblich voll geladen sind.

Selbst als es wieder wärmer wurde und ich am 13.2. wieder vom Boulevard Royal zur Route d’Arlon fuhr, mit angeblich voll geladener Batterie, blieb die Unterstützung aus, sobald wir in der Rue des Aubépines ankamen, und das Gelände ein wenig anstieg. Man muss also sagen: Die Antriebe von Vel’Oh! funktionierten nur in der Anfangszeit und nun versagen sie genau dann, wenn sie gebraucht werden.
Jetzt finde ich es doppelt schade, dass man nicht die Wahl hat, zwischen einem Rad mit und einem ohne Elektrountertützung. Der Betreiber hatte diese Forderung abgelehnt, weil er nicht mit zwei verschiedenen Systemen arbeiten wollte.
Erfreulicherweise bietet die APP auch eine Feedbackfunktion, die aber leider noch Optimierungsresverven hat. So wollte ich mehrmals melden, dass bei einem Rad die Batterie platt gewesen wäre, Veloh akzeptierte diese Rückmeldung aber nicht, es war nicht möglich sie abzuschicken. Warum? Die APP verlangt dass man eine Kategorie der Fehlermeldung angibt, und zwar betreffend: Licht, Räder, Bremsen, Pedale, Lenker und Sattel.
Das offensichtlichste, die Stromversorgung war nicht anklickbar. Ich habe dann meistens “Licht” gewählt, weil das ging bei mir dann auch nicht.

Besserung in Sicht?

Nun, inzwischen weiss ich auch, ich war nicht der Einzige der diese Probleme hatte. Die Stadt Luxemburg hat inzwischen den Betreiber abgemahnt und eine Nachbesserung verlangt.
In einem Artikel Artikel im Luxemburger Wort ( https://www.wort.lu/fr/luxembourg/luxembourg-adresse-une-mise-en-demeure-a-jc-decaux-5c645153da2cc1784e33dbe7) gab der Autor an, die folgenden Probleme wären der Stadt ein Dorn im Auge:

Les utilisateurs éprouvent de grosses difficultés: batterie déchargée ou panne subite, fonctionnement aléatoire de l’assistance, vélos bloqués sur la station…

Dem kann ich mich nur anschliessen, und hoffe dass das wirklich bald nachgebessert wird, denn so kann man doch nicht fahren!

Die Vel’ohs werden nun elektrisch

Lange nix mehr von Vel’oh gehört, gestern meldeten sie sich! Darin stand u.a.:

Aujourd’hui, nous avons le plaisir de vous annoncer qu’à partir du 30 novembre 2018, la Ville proposera une offre de services plus riche et étendue avec un tout nouveau système (vélos, bornes d’accueil, bornettes) et des vel’OH! à assistance électrique.

Ob “et des vel’OH! à assistance électrique” nun bedeutet, dass man “auch” oder “nur noch” Pedelecs bekommt, weiss ich nicht, ich vermute aber stark letzteres. Kann mich erinneren, dass es Diskussionen gab, dass man nur mit EINEM Typus arbeiten will, weil die Stationen ja auch umgebaut werden müssen um die Räder zu laden.
Auch das Wort berichtet vor kurzem darüber1, daraus geht das auch nicht so ganz klar hervor, aber ich denke schon.
Das sehe ich dann mit einem lachendem und einem weinenden Auge.

  1. Das weinende Auge befürchtet, dass wenn ich nächstes mal wieder auf ein kaputtes Fahrrad falle, und irgendwo gehen die immer irgendwie kaputt, es die Elektrik sein wird die ausfällt! Dann hab ich ein schweres, schlechtes Rad zu treten.
  2. Das lachende Auge verheisst mir, dass andererseits, wenn es funktioniert, ich viel leichter treten kann! Das könnte echt eine Alternative zur Tram für mich werden. So wie ich im Sommer fast jeden Tag mit meinem leichten Fitnessbike zur M-Box fuhr, könnte ich in Zukunft mit dem Elektrovel’oh! auf den Kirchberg. Denn nun in der nassen, dunkelen Jahreszeit fahre ich natürlich lieber ein Rad mit Dynamo, Licht, Schutzblech und Co. Das ist aber leider auch um einiges schwerer und der Kirchberg führt das “Berg” nicht umsonst in seinem Namen.
    Weiter hoffe ich vor allem, dass Patrick Goldschmit von der Gemeinde Luxemburg, recht behält und der Anteil der Radfahrer sich so deutlich steigern lässt.

In dem erwähnten Interview hiess es:

«Avec les vélos à assistance électrique, nous sommes certains que le nombre d’abonnés va encore augmenter», affirme Patrick Goldschmidt, échevin en charge de la mobilité en ville (mais aussi de l’environnement, du service des fêtes et marchés et de l’intégration pour personnes à besoins spécifiques). «L’idée est de remettre le vélo sur l’agenda des personnes qui travaillent et se déplacent en ville.» Le vélo rencontre un succès croissant pour tromper les rues et routes saturées de trafic. «Aujourd’hui, 5 à 6% des gens se déplacent à vélo en ville», poursuit l’échevin.

Mehr Radfahrer auf den Strassen bedeutet für mich vor allem: die Kraftfahrzeugfahrer gewöhnen sich an uns und geben stärker auf uns Acht, wir können also sicherer fahren!
Zu befürchten ist zwar auch, dass die Gesamtzahl verunglückter Radfahrer dann raufgeht, eben weil es mehr sind.
Schwere Unfälle mit rechtsabbiegenden KFZ wie wir sie in der deutschen Presse fast täglich lesen müssen, sind zur Zeit in Luxemburg ja zum Glück noch recht selten.
Es bedeutet sicher auch mehr “Mimimi” in den sozialen Medien von reaktionären NUR-Autofahrern. Seit dem 18. Geburtstag sind sie nicht mehr auf dem Fahrradsattel gesessen, trauern der Autostadt nach und den Zeiten die sie selber gar nicht mehr erlebt haben, wo der Autobesitzer wie ein Baron war. Wenn der ankam, sind alle Fußgänger vor Ehrfurcht in den Graben gesprungen und die Radfahrer hielten an und zogen bewundernd die Mütze vom Kopf.
Heute hingegen grinsen sie einen noch frech an, weil man im innerstädtischen Stau stehst und und sie rechts an den Autos vorbei können und auf dem SAS-Velo sich auch noch vor Dich stellen. Nächstes Mal parke ich den wieder zu!, grummelt dann der Nur-Autofahrer und der eine oder andere reaktionäre Aktivist denkt:

Komm, lass uns noch mal eine radfahrerfeindliche Petition schreiben, damit denen das Lachen vergeht!

  • Fahradkennzeichen fordern wir! Das ist zwar ein höllischer administrativer Aufwand und angeblich nützt es nix, weil man die kleinen Ziffern im Zweifelsfall sowieso nicht so schnell gelesen bekommt und die schlimmsten Rowdies das Kennzeichen eh immer abdecken, aber egal!
  • Radfahren nur mit Führerschein! Blöd dass 90% zwar schon einen haben, aber egal!
  • Eine Versicherung sollen sie abschliesen! Blöd, dass die meisten Luxemburger sowieso eine Haftpflichtversicherung haben, egal!
  • und natürlich sollen sie ZWEI METER von den Autos wegbleiben müssen! Gut so eine Forderung verstösst gegen geltendes Recht und kriegen wir alleine deshalb schon nicht durch, aber egal!
  • Und sie sollen nicht mehr über rote Ampeln fahren dürfen! Die sollen dieselben Pflichten haben wie wir Autofahrer, schliesslich zahlen wir KFZ Steuer und die nicht, die Hungerleider! Ach so, das ist jetzt schon verboten und wenn sie kurz absteigen und schieben ist es sogar völlig legal?
  • Ok, dann mehr Kontrollen!!! Was macht die Polizei eigentlich den ganzen Tag, hö? Ah, nicht genug Personal!
  • Dann muss die Fahrradstaffel der Polizei unbedingt aufgestockt werden! Was? Jetzt wo sie mehr Beamte haben, kontrollieren die Verkehrsdelikte von Autofahrern dann auch öfter und strenger? Die haben ja gar nichts verstanden! Nein, das ist mir jetzt aber überhaupt nicht egal! Ich –

Ok, genug gespielt. Nein, wenn ich morgens im zähfliessendem Verkehr im Bus sitze und auf die vielen Autos runterschaue und ich erinnere, dass wenn ich nur eine halbe Stunde später hier lang fahren würde, die alle stehen würden und wir mit, dann spüre ich:
die Verkehrswende ist alternativlos!
Sie muss kommen, es kann nicht mehr jeder, jeden Tag mit dem Auto bis zu seinem Bürostuhl oder den Barhocker fahren.

Zurück zum Thema. Weiter schrieb Veloh uns:

Pour effectuer la transition2 entre l’ancien et le nouveau système, de nouvelles stations remplaceront les stations existantes sans pour autant impacter le fonctionnement de votre carte actuelle. Afin de maintenir un niveau de service adéquat, cette transition sera réalisée en trois étapes et ne dure que quatre semaines :

  • à partir du 15 novembre les stations seront remplacées progressivement. Pour ce faire, une station sur deux sera fermée jusqu’à ce que 50% de l’ensemble des stations soit renouvelé
  • dès le 30 novembre, 50% des stations sont équipées et la majeure partie des nouvelles stations seront installées, l’ancien service sera arrêté et le nouveau service sera lancé. Vous pourrez dès lors y accéder avec votre carte d’abonnement actuelle
  • les stations restantes seront converties et rouvertes progressivement jusqu’à l’échange complet de la flotte vel’OH! autour du 15 décembre.

Das heisst, das System Veloh wird einige Zeit wohl nicht funktionieren. Hoffen wir, dass danach das Netz der Stationen endlich weiter ausgebaut wird! Ich hätte gerne eine Station in der Rue des Primeurs in der Zone administrative Strassen und eine im Rangwee! Das würde mir zwar meine Ausreden nehmen, wenn ich mal wieder keinen Bock aufs Fitnesstudio habe, aber egal!

  1. siehe: https://www.wort.lu/fr/luxembourg/850-vel-oh-electriques-en-libre-service-en-septembre-5b7d7b4d182b657ad3b91b51) []
  2. Zur Übergangsphase verwies Veloh auf folgenden Link, wo man sich eine Tabelle mit den geplanten Umrüstungsaktionen zu den einzelnen Stationen runterladen konnte: http://www.veloh.lu/Magazine/Actualites/Toutes-les-infos-sur-vos-stations-velOH []

Die neue Fahrradhängebrücke unter dem Pont Adolphe

Also, einen Tag nach der Eröffnung bin auch ich über die neue Hängebrücke unter der “neuen Brücke”, dem Pont Adolphe gefahren. Es waren recht viele Fussgänger unterwegs. Werden es in Zukunft mehr oder weniger werden? Wir werden sehen müssen.
Musste auch einige Meter hinter einer Joggerin her gurken, bis sie überholt werden konnte, das lag aber vor allem daran, dass ich sie ausgerechnet in der Kurve vor mir hatte. War also nicht schlimm, denn natürlich gönne ich ja auch den Fussgängern das Raumerlebnis, auch wenn sie mehr Raum beanspruchen als die Beschriftung am Boden ihnen eigentlich zugestehen will.

Wenn es in Zukunft (zu) viele Fussgänger sein werden, könnte das für mich ein Grund sein, die Hängebrücke nicht zu benutzen. Denn “Vélo” kommt von “schnell”, ich bin kein Tourist in Luxemburg, ich will mich dort zügig bewegen.
Zum Glück ist, zumindest bis jetzt der Fahrradweg unter der Brücke ja kein vorgeschriebener, das erste Schild steht erst unten am Eingang. Wäre auch kaum zu rechtfertigen, weil die Radfahrer die aus der Richtung Kathedrale oder die Monterey herunter kommen ja kaum eine Möglichkeit haben rüber zu kreuzen, ohne zusätzliche Ampeln abwarten zu müssen, oder ihr Rad die Treppe runter zu tragen. Allerdings steht zu befürchten dass der Radfahrer der oben auf der Brücke zwischen den Kraftfahrern zirkuliert, sich auf Kraftausdrücke von deren Seite wird einstellen müssen, oder eine schlechte Erfahrung wird machen müssen, wie es mir im Dezember auf der provisorischen Brücke wiederfuhr, dass mal wieder jemand fälschlicherweise glaubt, die Strasse wäre eine “Carlane”.
Kann aber natürlich sein, dass die Kraftfahrerlobby Umwege “zu ihrer eigenen Sicherheit” für die Radfahrer erzwingen wird.


Die Fahrradrinne an der Treppe zur Brückenseite haben sie, anders als noch 2009 am Bahnhof (wiesel.lu berichtete) diesmal ordentlich gestaltet.

Nach der Hängebrücke war ich zum Essenfassen in die Kantine. Dort fiel mir auf, dass der sogenannte Fahrradständer dessen Zweck, es sei wiederholt, keineswegs nur der ist, dass die Fahrräder stehen bleiben, sondern vor allem sie gegen Diebstahl schützen soll, von wahren Fachleuten montiert worden ist.
Und mir fiel wieder auf, dass die Kantine zwar löblicherweise die Allergene überhaupt aufführt, für Laktoseintolerante aber nach wie vor kaum Alternativen lässt. Zum Glück kann ich noch geringe Mengen davon ertragen, fragt sich nur, wie lange noch? 🙁