Zur Situation für Radfahrer rund um die Place de la Constitution

Kürzlich hatte ich dem Leser mitgeteilt, dass ich mich wieder mehr für das Radfahren in Luxemburg engagiere.
Ein wichtiges Nadelöhr vom Bahnhof nach Belair ist für den Radfahrer zur Zeit die Situation zwischen dem Viaduct und der Place de Bruxelles (Pôle Nord).
Seit 2007 bestand hier ein abgetrennter Radweg, leider in zwei Richtungen, aber immerhin! Vor allem viele ungeübtere Radfahrer bestehen auf so einer Abtrennung vom Kraftverkehr, sonst fahren sie gar nicht, und ich kann sie gut verstehen. Diese Verbindung wurde 2018 dann aber ersatzlos gestrichen, als die Arbeiten zur Verbreiterung der Brücke begonnen wurden. Zudem wurde ein regelmässiger Busverkehr in Richtung Bahnhof aufgenommen, ein Kraftverkehr den es in die Richtung zuvor nicht gab. In Richtung Bahnhof kann man seither nicht mehr legal mit dem Fahrrad fahren. Stattdessen muss man:

  • entweder das Rad über den stets sehr vollen Bürgersteig auf der anderen Seite schieben,
  • oder einen erheblichen Umweg über den Pont Adolphe fahren!

Man hätte hier entweder die Busspur für Fahrräder freigeben, oder eine Kraftfahrspur temporär opfern müssen. Minderwertigerweise tat man lieber einfach gar nichts.



Von der anderen Seite her ist die Spur aber befahrbar. Das ist auch als Radfahrer recht gut machbar, denn der Kraftverkehr hat, seit die Gegend um den Bahnhof für die Autos so schlecht zu befahren ist, deutlich nachgelassen. Die suchen sich wohl andere Wege. Man muss nur warten bis es grün wird, sich erst rechts halten, so als habe man echt vor durch den Tunnel zu fahren, dann die wenigen verbliebenen Autos und Busse einfach vorbei lassen und wenn dann die Bahn frei ist, nach links abbiegen auf die Kathedrale zu. Nur der letzte Punkt ist manchmal schwieriger, hier bitte echt darauf achten, dass man alle Busse dieser Grünphase durchgelassen hat. Notfalls kann man, wenn man ängstlicher ist, auch am Plateau du Saint Esprit absteigen und über den Bürgersteig bis zum alten Athenäum schieben (bitte nicht fahren!).
Nach dem Abbiegen wichtig: nicht zu weit rechts, eher fast in der Mitte der Spur fahren denn rechts von euch verläuft noch eine Busspur! Die Autos soll man ruhig hupen lassen, sie sind im Unrecht, denn legal überholen können sie euch an der Stelle gar nicht, weil es nur eine Spur ist und kein Auto ist so schmal, dass man damit überholen UND die vorgeschriebenen 1,50 Meter einhalten kann. Der Radfahrer hat an dieser Stelle das höher zu wertende Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, derweil ein Recht darauf mindestens so schnell zu fahren zu können wie maximal erlaubt, im Code de la route nicht vorkommt, auch wenn die Autonation das manchmal zu haben glaubt.
Übrigens halten auch die wenigsten Busfahrer, die dann rechts vorbei brettern die 1,5 Meter ein, aber gerade mit denen rechnen wir ja, daher halten wir uns weiter links. Einzelne Autos überholen dann verbotenerweise rechts, das macht aber nichts, DIE begehen ja dann die Ordnungswidrigkeit und nicht wir. Zum Glück hat sich die verachtenswerte deutsche Mode Radfahrer anschliessend, durch knappes vor ihnen Einscheren und so zum Bremsen zwingen und auf jeden Fall einen kräftigen Schrecken einzujagen, zu “belehren”, noch nicht durchgesetzt.

Auf der Höhe des Parkhauses steht übrigens ab hier rechts auf dem Bürgersteig, gut versteckt ein Schild “vorgeschriebener Radweg” (blauer Lolli). Es ist aus vergangenen Tagen und trägt nur der Verkehrssituation vor Beginn der Bauarbeiten Rechnung: ein Radfahrer könnte es an dieser Stelle gar nicht schaffen der Vorschrift nachzukommen und sich unter die Fussgänger zu mischen, dafür kommen zu viele Busse angeschossen. Zu eurer eigenen Sicherheit also am besten so tun als hättet ihr es nicht gesehen und weiterradeln. Hier gefährdet nämlich die Verkehrsplanung Menschenleben!
Erreichbar ist hingegen ab etwa der Höhe der britischen Botschaft (links) oder spätestens der Staatskantine (Platz vor der Kathedrale mit Denkmal für die ermordeten Juden), auf der LINKEN Seite: der neue Radweg der künftig zum Bahnhof führen wird. Wenn man denn erst mal wieder auf der Brücke fahren darf. Leider in zwei Richtungen, also angeordnetes Geisterradlen!

Dem ängstlicherem Radfahrer empfehle ich wegen der erwähnten vielen Busse auch, diesen ab hier zu benutzen! Leider hört er kurz vor der Place de la constitution unvermittelt auf?! Nun wird die Spur Richtung Pôle Nord, mittels eines kombinierten Fussgänger- Radüberweg, verfügbar nur mit Bettelampel mit sehr langer Wartezeit wieder auf die rechte Seite verfrachtet.

Das Warten auf Grün, was hier wieder minderwertigerweise sehr, sehr radfahrerunfreundlich durchgeführt wurde, dauert aber vielen zu lange und sie fahren als Geisterradler auf dem Bürgersteig weiter geradeaus. Hier haben sie dann nicht nur Probleme mit entgegenkommenden Radfahrern, oder falls sie auf den Gehweg ausweichen mit Fussgängern, sondern drohen auch mit den sehr zahlreichen Parkern dort zu kollidieren. Viele achten beim Rechtsabbiegen schon nicht auf die Radfahrer die in der richtigen Richtung wie sie selber unterwegs sind, wie sollen sie da auch mit Geisterfahrern klar kommen? Sollte man also wirklich nicht machen.
A propos: Sollten die Parkplätze um die “Gëlle Fra” nicht mal verschwinden? Sehe nichts davon!
Glaube hier hat sich die motorisierte “Bloss keinen Meter zu Fuss gehen müssen” Fraktion wieder einmal, diesmal unter dem wohlfeilen Vorwand “Corona”, durchgesetzt: der Parkplätze sind sogar mehr geworden, weil die Touristenbusse da nicht mehr verkehren.
Schlecht gemacht ist auch der Einstieg auf der anderen Seite, wo man gleich noch einen Überweg nutzen muss und wo, angesichts der Nähe der Kathedrale, häufig touristische Fussgänger rumstehen.

Nun geht es weiter Richtung Pôle Nord, hier wird man wieder auf den Bürgersteig gelenkt und hat öfter Probleme mit Rechtsabbiegern. Seltener zwarals vor dem Umbau, weil jetzt so viele lange Busse dabei sind, die natürlich alle gerade ausfahren, aber wenn dann doch mal einer abbiegt hat er euch auch seltener gesehen als vorher, weil sein Blick bis zum Einschlagen des Lenkrades auf den Kofferraum des Busses fixiert war.

Dann kommt man an die Kreuzung des Bvd Roosevelt mit dem Bvd Royal. Hier steht eine neuartige Radfahrerampel, die nun das Radfahrerherz entzweit:

  1. Auf den ersten Blick löst sie ein häufiges Problem, das viele Tote unter uns verursacht hat: An der Stelle müssen die Busse rechts abbiegen in den Bvd Royal. Die Ampel für Radfahrer schaltet ein paar Sekunden vor der Ampel für die Kraftfahrer auf grün. Der Radfahrer hat so die Möglichkeit die Kreuzung zu queren, bevor die Kraftfahrzeuge losbrettern, sie sind im Idealfall weg bevor die Kraftfahrer selber losfahren können, zumindest sind sie bis dahin aus dem “toten Winkel” rausgefahren, den schwere Kraftfahrzeuge bei falsch eingestellten oder nicht benutzten Spiegeln nun mal haben.
  2. Leider schaltet sie auf rot, sobald die Kraftfahrer grün haben, denn 90% der KFZ sind rechtsabbiegende Busse! Das heisst, der Radverkehr geradeaus kann nur in einem sehr kurzem Zeitfenster erfolgen, danach staut er sich, denn die Phase für die Busse ist sehr viel länger! Hier wurde das Prinzip “Geradeausverkehr vor Abbiegeverkehr” mit Füssen getreten!

Hinzu kommt, dass ein direktes Abbiegen nach links auf den Pont Adolphe nicht ermöglicht wird, hier waren vorher sehr sinnvolle Radaufstellstreifen. Wer zum Bahnhof will, muss:

  1. Entweder wissen dass er erst die Kreuzung überqueren, dann wieder ganz lange an einer sehr ungünstig eingestellten Bettelmpel warten muss, um die Strasse zu queren, dann kann er über die unter der Neuen Brücke aufgehangene “Passerelle” fahren.
  2. Oder er muss direkt an dieser Stelle die Strasse überqueren, wo die Ampel auch nicht fussgängerfreundlich ist und dann sein Fahrrad die Treppe runter tragen, denn minderwertigerweise wurde statt einer Fahrradrampe (als Zubringer für einen Fahrradweg!!!) nur eine rechtfragwürdige Fahrradrinne verbaut, die ich bei ihrer Fertigstellung noch gut fand, nur weil sie im Vergleich zur noch schlechteren am Bahnhof passabel war.

Es wurde also sehr radfahrerunfreundlich gelöst. Vielleicht entsteht, wenn die vielen Baustellen von Tram, Centre Hamilius etc. mal zu Ende sind eine Alternative durch die Rue Notre Dame, aber werden auch Touristen die erkennen?
Schwierig gestaltet sich auch die Weiterfahrt, an dem Tag zusätzlich erschwert dadurch dass wieder mal eine Baustelle den Radweg beanspruchte, aber niemand verpflichtet war, dabei auch auf die Sicherheit der Radfahrer zu achten. Die stellten einfach ein Schild “Vélo à la main” hin und glaubten sich so aus der Verantwortung raus.


Die dagegen immer bestehende, fest eingeplante Schwierigkeit besteht darin, dass der Radweg an der Stelle mal wieder kurz auf den Bürgersteig geführt wird, wo aber häufig Fussgänger und Radfahrer darauf warten, dass die Ampel für den Überweg (Zebra) endlich mal grün wird. Dies, weil man meinte, sich noch eine Abbiegerspur für KFZs aus der anderen Richtung aus der Avenue Marie Thérèse leisten zu müssen. Minderwertigerweise hat man an der Stelle auch den beschriebenen Weg quer durch die Fussgänger zur Pflicht gemacht, also die Gefährdung der Fussgänger sogar angeordnet!
Man kann nur hoffen dass ein Entscheider in naher Zukunft mal den Führerschein abgeben und dann selber Rad fahren müsste.

3 Comments

  1. Tom Krieps

    Leider stimmt alles hier.
    Hier hat das Infrastrukturministeriium ganze Arbeit geleistet
    Selten so eine fahrradfeindliche Strecke gesehen.
    König Auto und Prinz Bus werden und Lakei Velofahrer soll sehen wo er hingehört.
    Das ganze ist eine Frechheit! Die Gemeinde schiebt jede
    Verantwortung von sich.
    Die Bettelampeln müssen weg!

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  2. Nathalie

    Super Artikel Daniel!!!!!!

    Reply
  3. Pingback: Mit Rad und Bahn von Igel nach Strassen – Daniel Erpelding

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