Lexikonsaktion und Grandmaison

So, als Arbeitstitel für diesen Beitrag, hatte ich mir den folgenden Satz ausgedacht:

Lexikonaktion wieder aufgenommen und Digitalisierungsprojekt “Grandmaison” angegangen

Das ist für einen Blogbeitrag aber zu lang.

Bis Mitte Juni beschäftigte ich mich in meiner Freizeit, abgesehen von Urlauben, Haushaltsarbeiten etc. und Radfahren (!), fast ausschliesslich mit dem AVLhistory Projekt zur 125 Jahrfeier des Vereins der Luxemburger Studenten in Aachen (siehe http://www.aachen.lu/tag/125-joerfeier/). Leider kamen wir durch die unerwarteten Einschränkungen des Jahres 2020 bereits stark in Verzug. So scheiterte die vom Nationalarchiv geplante Digitalisierung unseres Vereinsarchives am Homeoffice, so dass es kaum ausgewertet werden konnte und in die Festschrift, die auch noch zum November vom Text her stehen soll, gar nicht einfliessen kann. Dann kamen noch ungünstige Entwicklungen auf anderen Feldern hinzu, und seither leide ich an einer Schreibblockade. Ich kann noch mit Leichtigkeit kürzere Texte verfassen, scheitere aber an grossen, zusammenhängenden. So auch dieser Text, den ich schon am 23. August hoffnungsfroh begonnen hatte 🙁
Nun hatte ich in der Vergangenheit immer wieder solche Schreibblockaden. Eine gute Methode sie zu überwinden bestand immer darin, sich kurz einem überschaubaren Projekt aus einem anderen Gebiet zu widmen. So nahm ich mir mal wieder mein Dauerprojekt “HeraldikLexikon” vor, wo ich im Mai 2018 einen Anlauf gestartet hatte, sie aber noch im Juni desselben Jahr zugunsten von AVLhistory wieder aufgab. Ich wollte nur ein paar Begriffe aus dem Lexikon “à jour” setzen.

Konkretisierungen bei der Lexikonaktion

Ein kurzer Blick in die bereits verfassten Artikel genügte, und ich wusste wieder woran ich hängen geblieben war:

  1. Ich war mit der Struktur unzufrieden,
  2. wusste nicht immer was ich schreiben sollte,
  3. und zu guter letzt, war das Nachsuchen passender Textpassagen in meinen Quellen, sie reinkopieren und in Form bringen mir zu mühselig, teilweise zu langweilig.

Ich hatte damals damit angefangen, erst mal keine neuen Wörter anzulegen, sondern nur die bereits besprochenen in die neue Form zu bringen und dabei will ich erst mal bleiben. Ich besah mir also die Liste bisher aufgenommener Begriffe, ich hatte sie vorher in fast alphabethischer Reihefolge abgearbeitet. Ich hatte bei abaissé angefangen und bei war 2018 bis alésé gekommen. Schon bei diesem Wort, wo man sich alleine schon streitet wie es geschrieben wird, bemerkte ich, dass ich es bislang falsch angegangen war. Ich hatte den Verweis auf die Autoren nur als netten Zusatz gesehen, tatsächlich aber sind deren Meinungen sehr wichtig:

  1. Teilweise schreiben sie sehr offensichtlich einfach nur von einander ab

    So verweisen bei “abaissé” allesamt auf das Beispiel der Johanniter, das zuerst Ménestrier einbrachte. Erst Duhoux d’Argicourt korrigiert sie etwas und verwendet nun immerhin den inzwischen üblicheren Begriff “Malteser”:

    Ainsi les Commandeurs & Chevaliers de l’Ordre de S. Jean de Jerusalem, qui ont des chefs dans leurs armoiries, les abaissent nécessairement sous celui de leur Religion.

  2. Manchmal vertreten sie aber auch sehr konträre Meinungen.
  3. Und teilweise wurde mir jetzt erst klar, wozu bestimmt Begriffe überhaupt gut sind, vor allem bei den Attributen.


Ich sah dann, dass ich bei anille aufgehört hatte. Dies ist eine seltsame, aber gerade in Luxemburg weitverbreitete Figur, die auf sehr unterschiedliche Arten gezeichnet wird, die einzige zu der auch Loutsch sich ausführlicher ausgelassen hatte. Ist sie nun mit dem Mühleisen (fer de moulin) identisch, oder doch ein Anker mit dem Gebäude stabilisiert werden?
Hier merkte ich endgültig, dass ich mit meiner bisherigen Auswahl an Heraldikern die ich konsultieren wollte nicht weit kam, und weitere Autoren heran ziehen müsste, so auch Charles Loizeau de Grandmaison (s.u.).
Ich gehe bei Lexikonbeiträgen seither folgendermassen vor, bzw. habe diese Änderungen vorgenommen:

  1. Ich beginne nun immer mit den klassischen Autoren und suche zusammen, ob die was Interessantes über den Begriff sinniert haben. Sie stehen aber immer noch hinten, als letztes Kapitel, direkt vor den Links.
  2. Dabei habe ich aber die Reihung umgekehrt, ich beginne nun mit den ältesten. Zunächst hatte ich mir nämlich vorgestellt, die Meinung des jüngsten Textes wäre am massgeblichsten und sollte daher vorne stehen. Weil mir dabei aber auffiel, wie sehr sie alle von einander abschreiben, wählte ich diese Reihenfolge, weil man es so besser sehen kann.
  3. Dann reihe ich den Begriff ein und suche die Übersetzungen raus.
  4. Dann formuliere ich eine Kurzbeschreibung in einem Satz,
  5. anschliessend versuche ich, zumindest bei Figuren eine Zeichnung zu geben,
  6. und erst als letztes, bemühe ich mich um einen eigenen, ggf. ausführlicheren Text.

Der Leser kann ja wie immer life miterleben, wie die Texte entstehen, denn ich arbeite nur in meiner spärlichen Freizeit dran. Die meisten Beiträge sind noch im selben Zustand wie 2015, denn ich bin erst mit dem Buchstaben A durch, und hier nur mit jenen Begriffen, die ich schon vor Beginn der Lexikonaktion aufgenommen hatte.

Digitalisierungsprojekt Grandmaison

Auf Charles de Grandmaison (1824-1903), mit vollständigem Namen Pierre-Charles-Armand Loizeau de Grandmaison war ich schon früher einmal aufmerksam geworden nachdem ich den Begriff Moucheture am 13 April 2012 in mein Lexikon aufgenommen hatte. Zunächst ging es dabei nur darum, festzustellen, wie oft der Begriff in meinen Wappenbeschreibungen vorkommt. Doch dann wollte ich ihn auch erklären und hab dabei festgestellt, dass die bis dahin als meine Favoriten geltenden Autoren auf ihn nicht eingingen. Darum suchte ich das Netz ab und wurde bei Grandmaison fündig. Ich fand sein Werk
bei Google Books unter http://books.google.lu/books?id=3FE-AAAAYAAJ. Es war eine Gemeinschaftsarbeit von Charles Loizeau de Grandmaison und Louis Nicolas Henri Chérin und wurde bei dem berühmten Abbé Jacques-Paul Migne 1852 verlegt.
Bereits am 10 März 2013 lud ich es runter, hatte da aber keine Zeit es weiter auszuwerten, nachdem ich die Seite für die Moucheture damit beschickt hatte. Am 7. Juli 2015 unternahm ich einen Digitalisierungsversuch, zog damals aber andere Digitalisierungsprojekte vor, namentlich Hefner und Planché. Am 9. Mai 2018 hatte ich zuletzt was am Text verbessert und Grandmaison vorläufig erst mal aufgegeben.

Geboren wurde er am 29 mai 1824 in Poitiers, der Hauptstadt der Region Vienne.
Er stammte aus einer alten bürgerlichen Familie aus dem Poitou, die auch wappenführend war1.


Grandmaison studierte zunächst von 1845-1846 an der medizinischen Fakultät von Paris, dann aber von 1847-1850 an der École nationale des Chartes. Er ist ab dann ein diplomierter Archivar und Paléograf. Er beschritt eine Beamtenkarriere und wurde zunächst von 1850-1852 als Attaché zum catalogue du Département des manuscrits de la Bibliothèque nationale berufen. Weitere Details zu seiner interessanten Biographie finde der Leser unter https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles_de_Grandmaison und http://cths.fr/an/savant.php?id=1601, wir gehen an dieser Stelle nicht weiter auf sie ein, denn wir interessieren uns nur für sein Frühwerk, seinen Anteil an dem bereits erwähnten Buch, das 1852 bei dem berühmten Abbé Migne verlegt wurde. Der vollständige Titel lautet:

Dictionnaire héraldique, contenant

  • l’explication et la description des termes et figures usités dans le blason, des notices sur les ordres de chevalerie, les marques des charges et dignités, les ornements et l’origine des armoiries, les rois d’armes et les tournois, etc.,
  • suivi d’un Abrégé chronologique d’édits, déclarations, règlements, arrêts et lettres patentes des rois de France de la troisième race concernant le fait de la noblesse par Chérin,

Er schrieb es also als relativ junger Mann mit 28.
Die Mitte des 19. JH erlebte die Heraldik eine interessante Wiedergeburt. Seit Ende des 15. JH hatte es einen allgemeinen, fortschreitenden Niedergang zu verzeichnen gewesen, obwohl im 17. JH sich erstmals Gelehrte wie der Père Mnénestrier sich um systematische Lehrschriften bemühten. Die Regeln wurden missachtet, sowohl die Farbregeln auch die des guten Geschmackes. Dann kam die französische Revolution und schaffte das gesamte Wappenwesen einfach ab!
Bereits Napoleon I führte sie wieder ein, dann kam 1815 die Restauration der Monarchie, weitere Revolutionen folgten,die letzte 1848, welche das Königtum in Frankreich definitiv abschaffte, also zu der Zeit als Grandmaison Student war.
Napoleon III krönte sich im Erscheinungsjahr zum Kaiser und erinnern wir auch daran, dass Jules Pautet du Parois (1799-1870) zwei Jahre später seinen originellen Versuch startete, die Regeln der Heraldik in die Form eines Gesetzestextes, dem Code de l’héraldique zu giessen. Die Zeit war der Beschäftigung mit der Heraldik favorabel.
In seinem Vorwort, erklärt uns Grandmaison, was ihn zu dem Werk bewogen hatte und bekannte sich dabei zu seinem, für einen Bibliothekar etwas befremdlichem, Hang zur Gewalt gegen Bücher:

il s’agit de retrouver la famille; il faut donc parcourir cette multitude de noms contenus dans les dictionnaires, et comme rien ne peut servir de guide dans cette laborieuse et pénible investigation, comme rien même ne peut indiquer si l’armoirie objet de tant de labeurs se trouve représentée ou décrite dans l’ouvrage qu’on a entre les mains, il arrive souvent qu’après de longues heures inutilement passées à tourner les pages de plusieurs volumes, on jette là de dépit et de colère le livre muet. Cela nous est arrivé souvent,

Es ging ihm also darum, wenn man ein unbekanntes Wappen vorliegen hätte, anhand der Beschreibung den Wappenträger finden zu können, zumindest für Frankreich und er gab auch gleich an, wessen Vorbild er folgen wollte: Pierre Paillot2, an dessen Konzept ihn aber störte, dass er die Wappen nicht, z.B. nach Hauptfiguren anordnete, sondern unter bestimmten, teilweise wenig bekannten Begriffen einordnete, die wir heute Attribute nennen:

Mais Paillot a voulu faire surtout un traité de blason où les figures et les termes fussent définis et décrits dans l’ordre alphabétique; il en est résulté qu’un nombre très-considérable d’armoiries se trouvent dans Paillot rangées sous des termes abstraits, comme accompagné, armé, arraché, ou même presque inconnus au lecteur, tels que clariné, lampassé, gringolé, etc., et l’on ne sait comment les y trouver.

Grandmaison geht das Problem folgendermassen an: Nachdem er eine kurze Einführung geschrieben hat, in der er vor allem seine neuen Erkenntnisse zur Geschichte der Heraldik erläutert und hart mit den Vorgängern, sogar dem geschätztem P. Ménestrier ins Gericht geht3, klammert die Attribute aus und handelt diese in einem eigenen Kapitel, einer alphabethischen Liste “dictionnaire alphabetique des termes du blason” ab. Diese Begriffe scheinen ihn weniger zu interessieren, denn er zögert bei überraschend vielen Begriffen nicht, die Erläuterungen von dem Gescholtenen 1:1 abzuschreiben.
Danach nimmt das Buch den Charakter einer Wappenrolle an: in alphabethischer Reihenfolge geht er die Figuren durch und führt dabei auf, welche französischen Familien ein Wappen mit einer solchen Figur führen, dies leider in einer bis jetzt von mir noch nicht durchschauten Reihenfolge, jedenfalls keiner alphabetischen, weder einer bezogen auf den Namen der Wappenträger, noch auf die Blasonierung.
Aber bevor er sie aufführt, erläutert er, was er zu dieser und jener Figur weiss. Und nicht nur zu Figuren, auch einzelnen rechtlichen Begriffen wie bei “PREUVES”. Hier liefert er dann einen Aufsatz über “L’usage des preuves de noblesse” oder Adelsproben.
Vielleicht werde ich in ein paar Monaten, auch diesen Haupttext vollständig aufgearbeitet hier vorstellen, vermutlich aber, zumindest zunächst einmal, freilich bereinigt um die Blasonnierungen der französischen Familienwappen.

  1. siehe https://fr.wikipedia.org/wiki/Famille_Loyzeau_de_Grandmaison []
  2. Le plus étendu et le plus employé par les travailleurs, l’ouvrage de Louvan Geliot, revu au milieu du XVIIe siècle par Pierre Paillot, est sous forme de dictionnaire de termes et de figures, et il nous a donné, nous l’avouons, l’idée du nôtre. []
  3. Beispiel: “Blasen, dit-il (p. 67 de ses Origines des armoiries), est un mot allemand qui signifie sonner du cor (…) L’absurdité d’une pareille étymologie saute aux yeux tout d’abord, et lorsqu’on songe que le P. Ménestrier prouve tour à tour son système par son étymologie, et son étymologie par son système, on peut juger du degré de confiance qu’ils méritent l’un et l’autre. Pour quoi aller chercher dans la langue allemande une étymologie que nous fournit bien plus naturellement cette latinité inférieure et des bas temps, véritable fonds de la langue française ? “ []

Diskussion der französischen Blasonierung des Wappenentwurfs für Antoine Spautz

Am 28. Mai kontaktierte mich Antoine Spautz per Nachrichtenanfrage auf Facebook.
Er bekannte, einer meiner Leser zu sein und dass er sich nun auch ein persönliches Wappen zugelegt hätte, das er demnächst in eine Wappenrolle eintragen lassen will. Zuvor allerdings wünschte er sich noch eine Überprüfung der französischen Blasonierung. Dem kam ich am 31. Mai nach und der Wappenträger erlaubte mir daraufhin, meine ihm mitgeteilten Überlegungen hier zu veröffentlichen. Daraus entstand der vorliegende Text, den ich noch etwas erweitert habe, da ich einige Überlegungen vertieft habe und in einem Detail sogar zu einer leicht anderen Schlussfolgerung kam.

Ausgangslage

Der Wappenträger präsentierte für sein Wappen die folgende Zeichnung:

Dabei schlug er die nachstehende französische Blasonierung vor:

Armes:
D’argent au bâton noueux de gueules péri en bande accompagné de deux frettes en gueules, une en chef senestre une en pointe dextre.
Cimier:
Un hibou grand-duc au naturel

Spautz bekannte sich weiter dazu, dass ihm Einfach- und Klarheit in der Heraldik wichtig sind und bat mich um meine Meinung zu der französischen Wappenbeschreibung.

Analyse der Blasonierung

Grundsätzliches

Viele Wege führen nach Rom, und es sind unterschiedliche Formulierungen zur Beschreibung für ein und dasselbe Wappen möglich, es gibt da unterschiedliche Schulen. Ich bin selber dabei Anhänger der Bewegung, welche versucht, bei den Beschreibungen den mittelalterlichen Stil nachzuahmen.
Die Herolde hatten die Aufgabe, ihren Dienstherren zu berichten, wie das Wappen der anderen (Gegner/Verbündete/Schiedsrichter) aussähe und ggf. Zeichnung davon anzufertigen. Die Texte wurden dabei nur selten aufgeschrieben, sicher weil Schreibmaterialien teuer waren, möglicherweise auch, weil einige Herolde nicht schreiben konnten. Daher bemühten sie sich:

  1. Die Formulierung möglichst kurz zu halten, unter Ausnutzung bestimmter Konventionen („Sous-entendus“), die nicht noch extra betont werden müssen. Etwa, dass Heroldsstücke den Feldrand berühren, es sei denn, es würde was anderes gesagt. Oder dass Löwen immer nach heraldisch rechts schauen, aufrecht gestellt sind, und nur einen Schwanz haben, es sei denn es würde was anderes gesagt. Usw.
  2. Der Wortschatz war eher beschränkt, genauso wie die verwendbaren Figuren. Die Vielfalt ergab sich aus den Kombinationen.

Davon ausgehend denke ich folgendes:

Zur Hauptfigur

Die Hauptfigur darf „bâton noueux“ genannt werden, das hat der Autor soweit richtig gemacht. Alternativ, könnte man sie auch einfach „chicot“ nennen.
Es handelt sich um ein Stück eines Astes mit Knoten der abgeschnittenen Zweige dran. Hier ein paar Beispiele klassischer Luxemburger Wappen mit dieser Figur, wobei im Wappen “Henry, dit de Sechamp” die Figur als bâton noueux bezeichnet wird, bei Vannerus und Stockem hingegen als chicot.:


Nun ist ein „bâton“, zu deutsch ein Faden, kein „meuble“, sondern ein Heroldsstück [„pièce“] und zwar ein Schrägbalken [„bande“], der etwas schmaler ausfällt.
Der Unterschied zwischen „meuble“ und „pièce“ ist der, dass ein Meuble nie den Rand berührt, es sei denn dass dies ausdrücklich gesagt wurde, und beim Heroldstück ist es umgedreht: es muss den Rand des Feldes berühren.
Um sicher zustellen, dass kein Künstler den Faden bis an den Schildesrand zeichnet, griff der Autor der Wappenbeschreibung zur Formulierung péri en bande.
Mir behagt diese Formulierung nicht, aus zwei Gründen:

  1. Zunächst ist das Wörtchen „péri“, mir etwas zu esoterisch. Es stammt nicht aus dem Wortschatz der frühen Herolde, sondern ist eine Schöpfung späterer Zeit. Die Herolde haben damals (so ab dem Spätmittelalter) den heraldischen Wortschatz absichtlich verkompliziert, um (die Kinder von) Nichtfachleute(n) aus ihren erlesenen Reihen auszuschließen. Bei allen anderen Figuren sagt man „alésé“, aber bei der „bande“ und dem davon abgeleiteten „cotice“ und „bâton“ soll es dann „péri“ sein? Das ist ein Spitzfindigkeit, auf die ein heraldischer Autodidakt nicht so ohne weiteres kommt und die Eingeweihten konnten sich dann über ihn lustig machen und als Emporkömmling ächten.
  2. Zweitens ist „péri“ nicht besonders eindeutig, bezüglich der Grösse der verbleibenden, vom Heroldsstück zum „Meuble“ gewandelten Figur. Einige Autoren gehen sogar hin, und verwenden „péri“ nur für deutlich kleinere Figuren, und behalten „alésé“ dem Standardfall vor, der vorsieht dass die Figur das Feld in dem sie sich befindet möglichst ausfüllen muss.

Weiter ist es so, dass in dem Wort „Bâton“ die Rechtsschrägstellung bereits drin ist. Es ist der Standardfall eines Fadens, daher kann „en bande“ weggelassen werden.
Macht man aus dem „bâton noueux“ einen „chicot“ kann man die obige Problematik umgehen. Bei einem chicot ist automatisch klar, dass er den Rand nicht berührt und er raumausfüllend sein muss, wir brauchen dann weder „péri“ noch „alésé“. Dafür muss dann aber präzisiert werden, dass er „en bande“ gestellt wurde, dieser hat keine Standardstellung (siehe Wappen Stockem).

Die Stellung der Nebenfiguren

Der Schrägbalken wird von zwei Gitterstücken [ frettes] begleitet [accompagné]. Hier ist es wieder so, dass wenn nichts anderes gesagt wird, diese selbstverständlich zentral und rausausfüllend in den beiden durch die Hauptfigur (dem „bâton noueux“) geschaffenen Feldern positioniert werden. Also so, wie im Wappenentwurf. Man kann daher Zusatz „, une en chef senestre une en pointe dextre“ daher weglassen, denn der liefert keine weitere Information.
Noch eindeutiger als „accompagné“, wäre das Wort „accosté“ (dt. beseitet) und auf jeden Fall eleganter als die komplizierte Formulierung mit den Ortsangaben. Allerdings streiten sich hier die Autoren, ob das auch bei schief gestellter Hauptfigur möglich ist: Loutsch, Henri Gourdon de Genouillac und Pastoureau meinen “nein”, das wäre nur für vertikale Figuren möglich, Martin denkt, es wäre ein Synonym für accompagné, Ménestrier sagt “ja” und Simon de Boncourt meint gar, es wäre nur für schräge Figuren möglich. Also belassen wir es lieber bei accompagné.

Die Angabe der Farben

Bei den Farben lieben es die franzöischen Heraldiker schnörkellos. Hier gibt es keine poetischen Umschreibungen wie “in rot gehaltene” Figuren, wie das in deutschen Blasonierungen erlaubt ist. Daher sagen wir auch nicht, die beiden Gitterteile wären “en gueules” sondern halten fest: “deux frettes de gueules”.
Nun wird es aber Heraldiker geben, die darüber die Nase rümpfen, dass ein und dieselbe Farbe, hier gueules, zweimal benannt wurde. Simon de Boncourt etwa schrieb 1888 in seinem Schlusskapitel zur manière de blasonner selon les principes:

On doit éviter de nommer à nouveau un émail qu’on a déjà nommé, et pour cela on dit: de même.

Dies ist in der Tat allgemein eine gute Idee, ich persönlich finde dabei aber, dass man es nicht übertreiben muss!
Deshalb hätte ich mit dem Punkt der Spautzschen Blasonierung keinerlei Probleme, wenn er die Farbe wiederholt. In komplizierteren Wappen, kann man bei strikter Anwendung dieses Prinzips sogar schnell durcheinander kommen, besonders wenn man nur den Text hat.
Welche Farbe wurde denn nun als letzte benannt? Bei Tieren oft die Farbe der Kronen oder Fingernägel, und die begleitenden Figuren sollen dann diese Farbe haben, aber möglicherweise selber wiederum Garnituren einer anderen aufweisen, etc.

Das vorliegende Wappen ist ein Spezialfall, weil der Autor sehr sparsam mit Farben umging, er verwendet nur zwei. Das könnte Siegelschneider und Drucker freuen. In diesem Fall, gibt es noch eine weitere Alternative, dass man sagt “das Ganze hat diese oder jene Farbe”, also “le tout de/d’…“. Aber wie gesagt, “du même” ist ganz ok.

Die Helmfigur

Bei der Helmfigur (cimier), würde ich, auch wenn ich grundsätzlich dafür plädiere in der Heraldik bei der Einteilung der Tiere nicht unbedingt auf der modernen Systematik der Biologie zu bestehen, sondern die falschen mittelalterlichen Vorstellungen durchaus gelten zu lassen, nur die Art „Uhu“ [Grand-Duc] angeben, und die Ordnung des Tieres „Eule“ [hibou] weglassen. Man sagt ja auch nicht „un chat lion“, sondern einfach nur „lion“.

Vorgeschlagene Alternativen

In Würdigung des oben gesagten, schlage ich folgende Alternativen für das eigentliche Wappen (innerhalb des Schildes) vor:

  • D’argent au bâton noueux alésé de gueules accompagné de deux frettes du même.
  • D’argent au chicot, posé en bande, accosté de deux frettes, le tout de gueules.

Die von mir bevorzugte Variante des gesamten Wappens wäre daher:

Armes:
D’argent au chicot de gueules posé en bande, accompagné de deux frettes du même.
Cimier:
Un grand-duc au naturel

Weitere Informationen zum Wappen

Ich will dem Leser aber weitere Informationen, die der Wappenträger mir zu diesem interessanten Wappen geliefert hat, nicht vorenthalten. Hier erst einmal meine Zeichnung:

Herr Spautz wählte die Motive, ähnlich wie ich, aus seiner Familiengeschichte. Er hat sich dabei aber, anders als ich, intensiv mit Ahnenforschung beschäftigt und Vorfahren sowohl in Neuerburg als auch in Fels ausgemacht. Aus dem Gemeindewappen entnahm er das rote Dauner Gitter [fretté].


Für die Wahl der Haupt- und die Helmfigur, zog er das Wappen des Corneille Grand-Bâtard de BOURGOGNE, einem unehelichen aber sehr geliebten Sohn von Philippe dem Guten, heran, weil seine streng männliche Linie zu Beginn des 19. JH an einem unehelichen Sohn endet, der den Namen der Mutter führen musste. Der Zusammenhang mag mit den Haaren herbei gezogen sein, ganz abwegig ist es aber nicht.1
Wichtig ist, dass die Figur dem Wappenträger gefällt. Aus dem Wappen selber entnahm er nichts, nur die Helmfigur, aber wenn man zwei knotigen Äste kreuzt, erhält man das sogenannte Burgunderkreuz, wie wir eines z.B. im Wappen Arnoult sehen können.

Insgesamt finde ich persönlich, dass es ein sehr gelungener Entwurf ist und ein sehr schönes Wappen dabei rauskam und gratuliere hiermit dem neuen Wappenherren.


  1. Meine eigene Wahl für den Löwen, der für Daniel in der Löwengrube stehen soll, ist auch nicht viel fundierter, ich hatte 1984 einfach besonders viel Spass daran einen schreitenden Löwen zu zeichnen. []

Allianzwappen Geisen-Schellart mit Lafontaine d’Harnoncourt auch in Luxemburg-Stadt

Nachdem ich vorige Woche zum ersten Mal seit 10 Monaten mal wieder was auf wiesel.lu schreiben konnte, meldeten sich gleich zwei treue Leser bei mir:

  1. Antoine Spautz am 30. Mai per Facebook
  2. und Félix Papier am 5. Juni per Mail.


Beide wiesen mich auf dasselbe hin, nämlich dass nicht nur an der Kirche von Limpach das Allianz-Wappen der Familien Geisen-Schellart und Lafontaine d’Harnoncourt prangt, sondern auch in Luxemburg-Stadt, über dem Eingang zu dem “Hôtel particulier de Geisen”, dies an folgender Adresse:

4, rue Génistre
L-1623 Luxembourg

Das ist sogar sehr zentral: gleich gegenüber der Stadtbibliothek und nicht weit weg vom “Cercle” und der sehr belebten Place d’armes. Hab ich bestimmt schon mal vorher gesehen und nicht bemerkt. Daher an dieser Stelle einen grossen Dank den beiden.
Am Mittwoch, dem 9. Juni hab ich dann meine Mittagspause genutzt um ein paar Fotos davon zu machen:
Hier erst mal das Wappen selber:

Und so kommt man hin:

Jo Kohn ist tot

Wie seine Familie heute auf Facebook mitteilte, ist mein väterlicher Förderer Jo(seph) Kohn am 28. Mai 2021 verstorben.
Jo wurde am 21. Mai 1946 geboren, studierte an der Universität Nancy II und schlug die Karriere eines Berufssoldaten ein. Er war Befehlshaber der Luxemburger Mission im Kosovo 1999. Später wechselte er an die zivilere Strassen- und Brücken(bau)verwaltung und war seit 2013 in Rente.
Neben seinem Beruf schrieb Jo Kohn einige Artikel, auch zur Heraldik, war Mitglied im Orden der Konstantinsritter und bei der ALGH. Er führte auch selber ein Wappen, das er 1987 im Familjefuerscher veröffentlichte.


Nach dem Tod seines Vaters, erlaubten ihm seine Halbgeschwister, das väterliche Wappen zu führen, das er mit seinem eigenen viertelte.
Jo war 2009 auf meinen Auftritt aufmerksam geworden und hatte seither immer wieder was beigesteuert.

Wappen an der Kirche von Limpach

Letzte Woche war ich mit dem IVV in Limpach spazieren. Es ist toll, dass das wieder möglich ist. Dabei kam ich an der Kirche vorbei, die mir im Januar schon einmal aufgefallen war, denn über dem Eingang prangt ein Allianzwappen!


Dieses wollen wir uns mal näher betrachten:

Unter einer Krone sehen wir zwei runde Schilde. Ist typisch für das 18. JH und in der Tat, gibt die Inschrift, 1780 als Jahr der Errichtung der Kirche an.

  1. Das heraldisch rechte (im Bild links) ist viergeteilt mit in I und IV einem Schragabalken (Bande) und in II und III ein Balken belegt mit Kreuzchen und begleitet von Lilien.
  2. Das andere Wappen ist sogar noch übersichtlicher, zwei gekreuzte Pilgerstäbe (bourdon), darüber eine Jakobsmuschel (coquille)


Diese Wappen sind mit den Elementen leicht zu identifizeren, auch ohne die Inschrift zu lesen:

Für den “Mann” steht das Wappen der Famille Geisen-Schellart, und für die “Frau”, das Wappen der de Lafantoine, eine Familie die ursprünglich aus Marville stammt.

Das bestätigt auch die Inschrift, sie lautet ungefähr (ich krieg nicht alles sicher entziffert):

J:C:A:GEISEN.EQUES.TOPARKA.IN.DICKERICH.LIMPAC.GORCY.C:M:S:V:P.ET.V:D.COMITISSA.A.A.LAFONTAINNE.ET.LIANBNOCONUR.CONTUX.CONSTR..1780

Also ein Ritter (eques?) und Fürst (toparka?) in Diekirch, Limpach und Gory namens J.C.A Geisen. Was C.M.S.V. heissen könnte, keine Ahnung!
Mit der Gräfin (Comitissa) A.A. Lafontaine (?)
Ich verstehe wirklich nicht genug von diesen Inschriften um sie sicher deuten zu können 🙁

Die Gemeinde Reckange sur Mess schreibt auf https://www.reckange.lu/fr/la-commune/informations/histoire über die Geschichte des Dorfes Limpach u.a.:

Limpach, das Böhmerrecht befreit war, war bis 1630 eine Grundherrschaft mit niederer und mittlerer Gerichtsbarkeit, die zur Richterei Küntzig und zur Probstei Luxemburg gehörte. Dann erhielt der Herr von Tavigny die Hochgerichtsbarkeit im Dorf. 1708 ging die Herrschaft auf Philippe-Jacques de Geysen über.
1763 wütete ein Sturm in Limpach, mehrere Häuser sowie die Kirche wurden in arge Mitleidenschaft gezogen. Das heutige Gotteshaus stammt aus dem Jahre 1780. Die feierliche Einweihung geschah am 18. August 1782.

G. Strasser (Wappengruppen 1917) identifiziert! Georg heisst eigentlich Gotthard

Steen Clemmensender betreibt die Seite armorial.dk, auf der er Informationen über mittelalterliche Wappenbücher für Kenner zusammenstellt. Am 15 Mai 2020 erwies er sich als nun schon der zweite, der mich darauf aufmerksam machte dass es Fachleute gibt, denen anders als mir die Person des G. Strasser bekannt war. Letzterer veröffentlichte 1917 den von mir kürzlich digitalisierten Aufsatz:

Wappengruppen in Luxemburg und der Eifel

Die Ehre als erster sich gemeldet zu haben um meine Wissenslücke zu füllen, gebührt aber Karl Solchenbach, der mich bereits am 28. April 2020 per Mail darüber informierte um wen es sich bei G. Strasser handelt. Beiden meinen herzlichen, aufrichtigen Dank.

Zunächst einmal hiess G. Strasser gar nicht Georg, sondern Gotthard (oder Gothard). Als ich meine Bemühungen veröffentlichte hatte ich vom Vornamen gesichert nur den Anfangsbuchstaben “G.”. Zunächst glaubte ich an einen Luxemburger, weil er über Luxemburgische Geschlechter schrieb und da der Name “Strasser” bei uns doch sehr weit verbreitet ist. Ich war daher schon erfreut auf Regesta Imperii wenigstens eine Art Werkverzeichnis zu finden: http://opac.regesta-imperii.de/lang_en/autoren.php?name=Strasser%2C+Georg

Dort schrieb ich auch den falschen Vornamen “Georg” ab, und die Liste hatte erste Zweifel an der Zugehörigkeit zu Luxemburg gesät. Vielleicht eher ein Trierer Historiker ? Ich stellte mir allerdings, meinen gepflegten Vorurteilen folgend einen Gymnasiallehrer vor, etwa so wie der berühmte Professor Rath aus Heinrich Manns Roman “Professor Unrat“, der abends immer an seinen “Partikeln bei Homer” schreib. Doch nun war es ein preussischer Berufoffizier.

Karl Solchenbach reichte mir auch die folgenden Links weiter:

  1. http://www.wgff.de/trier/tr-pub-Strasser.htm
  2. https://www.stadtarchiv-trier.findbuch.net/php/main.php?be_kurz=4e4c2053747261c39f6572#4e4c2053747261c39f6572

Demnach wurde Gotthard Strasser am 20. Mai 1843 in Hermeskeil, also gar nicht mal so weit von Luxemburg entfernt geboren. Sein Vater war Notar und die Familie zog später nach Schweich an der Mosel. Folgerichtig besuchte Gotthard Gymnasien in Trier, später dann in Münstereifel wo er auch 1861 das Abitur erlangte. Danach meldete er sich zum Militär, zunächst ab dem 2. Oktober 1861 in Koblenz bei der 8. Artillerie-Brigade, und wurde Berufssoldat. Er nahm denn auch als Artillerieoffizier am deutsch-französischem Krieg von 1870/71 teil, zeitweise sogar als Adjutant des Kommandeurs der Belagerungsartillerie auf der Südfront von Paris. Als solcher durfte er bei der Kaiserproklamation im Schlosse Versailles am 18. Januar 1871 zuschauen.
Er machte dann Karriere als Offizier,

  1. 1890 Ernennung zum Oberst.
  2. 1891 Inspekteur der 4. Fußartillerie-lnspektion zu Metz
  3. März 1893 General.

Wegen gesundheitlicher Probleme schied er aber bereits 1895 aus dem Dienst und zog sich nach Wiesbaden in den Ruhestand nach zurück, wo er am 21. Juni 1923 starb. Er hatte also trotz schlechter Gesundheit für damalige Zeiten beachtliche 81 Jahre erreicht.
Deutlich wichtiger für unser Interesse, war seine nebenberufliche Tätigkeit, denn er widmete sich der Wappenkunde und der Familieforschung. Genauer kann man das in seiner Biographie durch die westdeutsche Gesellschaft nachlesen, auf die ebenfalls Karl Solchenbach meine Aufmerksamkeit lenkte und wo ich obiges auch herhabe: http://www.wgff.de/trier/download/Strasser/Sammlung-Strasser1_Einleitung.pdf
Dort wird sein Werk folgendermassen umrissen:

Strassers Arbeitsgebiet war zunächst die Wappenkunde und weitete sich mit der Zeit immer mehr zu einer fast alle Adelsgeschlechter der Eifel und des Luxemburger Landes, sowie eine Reihe bedeutender bürgerlicher Geschlechter umfassenden Familienforschung aus. Seine Arbeiten wurden in Fachkreisen anerkannt durch die Ernennung zum korrespondierenden Mitgliede der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde und zum Ehrenmitgliede der Geschichtlichen Abteilung des Großherzoglichen Instituts zu Luxemburg.

Daher also auch die Publikation in Luxemburg. Seine schwache Gesundheit und später der verlorene erste Weltkrieg und dessen Folgen verhinderten die Umsetzung seines Planes, ein Trierisches Wappenbuch herauszugeben. Es ist da nur folgerichtig, dass er das Stadtarchiv Trier zum Erben seiner genealogisch-heraldischen Sammlung einsetze.

Alle Zeichnungen der Gemeindewappen der Provinz Luxemburg erneuert

Wie angekündigt, habe ich jetzt alle Zeichnungen aus der belgischen Provinz Luxemburg überprüft und so gut wie alle neu gezeichnet. Als Beispiel für die Unterschiede, besehe der Leser sich das Wappen der Stadt Bastogne:


Der Hauptunterschied ist der, dass ich irgendwann 2010 einen neuen Zeichenstil entwickelt hatte, den ich nun umgesetzt habe:

  1. Die Berandung aller Figuren soll immer 2 Pixel breit sein
  2. Die Farbe der Berandung soll braun sein, und zwar mit dem RGB Wert hexadezimal: #493d00 und nicht mehr schwarz wie davor. Viele Figuren sind nämlich selber schwarz, dann verschwindet die Berandung und es sieht komisch aus.
  3. Die Übergänge sollen HART sein, das hat Vorteile beim Ändern der Farben.


Vor allem gegen den letzten Punkt hatte ich zuvor oft verstossen, ich verbot mir jetzt sozusagen, die Figuren einfach zu schrinken. Bei GIMP führte das nämlich zu fliessenden Übergängen, was gut aussehen kann, es aber halt leider nicht immer tat. Insbesondere, kann man die Figur dann nicht mehr ohne weiteres für ein anderes Wappen verwenden.
Unglücklicherweise war ich da grad mit den belgischen Wappen durch, und hatte sie, anders als die aus dem gleichzeitig gestarteten Projekt Armorial Loutsch nicht nachträglich neugezeichnet.
Am 20. Oktober 2009 nämlich stellte ich das Projekt “belgische Wappen” vor, das erste und einfachste Wappen, Bouillon ward schon zuvor am 18.10.2009 hochgeladen und am 5. Dezember, einen Tag vor Nikolaus 2009 meldete ich Vollzug, ich hatte die belgischen Wappen so weit fertig.

Wappenzeichnungen der Provinz Lüttich fertig

Ich habe seit Dienstag eine Zeichnung zu jedem Gemeindewappen angefertigt und hochgelanden für die gesamte

belgische Provinz Lüttich

.

Écartelé : en 1, de gueules au perron haussé, supporté par trois lions sur trois degrés, monté,pomme de pin, sommé d'une croix pattée, le tout d'or, accosté d'un L et G majuscules du même , en 2, de gueules, à la fasce d'argent, en 3, d'argent, à trois lions de sinople, armés et lampassés de gueules, et couronnés d'or, en 4, burelé d'or et de gueules, enté en pointe d'or, à trois cors de chasse de gueules, virolés et enguichés d'argent.

Armes de la province de Liège

Damit ist die erste Teilarbeit des neuen Projektes erledigt.
Darüber will ich nun ausführlicher berichten.

Warum nehme ich die Wappen der Provinz Lüttich in meine Sammlung auf?

Zwei belgische Provinzen grenzen an das Grossherzogtum, Luxemburg und Lüttich. Die Gemeinden der Provinz Luxemburg stellte ich schon 2009 bereit, bei Lüttich grenzt allerdings nur die südlichste Gemeinde Burg Reuland an uns. Daher beliess ich es zunächst bei den Gemeinden die zur südlichen deutschsprachigen Gemeinschaft, einem Teil der Ostkantone, denn ich stellte mich noch in die Tradition Loutsch, nur jene Gebiete berücksichtigen zu wollen, die mal zum Herzogtum Luxemburg gehört hatten, der ich auch noch anhing, als ich mich 2011 an die Wappen der deutschen Grenzgemeinden wagte. Erst später befand ich, dass das Konzept “Beschränkung auf das alte Herzogtum” zumindest bei den Gemeindewappen nicht viel Sinn macht und weitete das Interessegebiet auf die engere Grossregion aus und so entschied ich nun, nicht nur die ganze deutschsprachige Gemeinschaft, nicht nur das Arrondissement Verviers, sondern die ganze Provinz Lüttich aufzunehmen!

Meine Beziehung zur Provinz Lüttich


Beim Zeichnen stellte ich fest, dass mir die Ortsnamen der Provinz Lüttich sogar viel geläufiger sind als die meisten der Provinz Luxemburg sobald sie westlich von Arlon, das ich natürlich sehr gut kenne, oder Bastogne liegen! Der Grund dafür findet sich natürlich in meiner Biographie. Jahrelang fuhr ich regelmässig von meinem Heimatdorf Küntzig zum Studium nach Aachen und zurück:

  • Der Zug hielt dann u.a. in Trois-Pont, Aywaille und natürlich Liège. Dann waren noch Verviers und Welkenraedt weitere Zugstationen nach dem Umsteigen in Liège-Guillemins.
  • Durch Lierneux und Theux und Pepinster umfuhren wir Lüttich, wenn wir die Weststrecke über die Autobahn wählten.
  • Manche meiner Kollegen mit denen ich mitfuhr und später auch ich selber fuhren aber auch gerne die Strecke durch die Ostkantone und das Ösling, vor allem wenn wir es nicht eilig hatten, oder noch jemand aus dem Osten oder Norden mitgenommen werden sollte. Dann kamen wir durch Burg Reuland, Sankt Vith, Amel , Malmédy,manchmal Spa.
  • Mit meinen Kumpels vom AV d’Letzebuerger besuchte ich gerne unsere Freunde die in Lüttich studierten, gingen gerne aus im Carré, besonders zu Saint Nicolas.
  • Und last but not least, führten Radtouren in meiner Freizeit mich nach Raeren oder Kelmis und sogar nach Herstal. Dort soll der Aachener Lokalheilige Karl der Grosse zur Welt gekommen sein, den sie daher auch im Wappen führen.
  • Auch nach dem Studium führten mich touristische Gründe immer wieder in die Gegend, z.B. zur Baraque Michel ins hohe Venn (haute faignes), also auf das Gebiet der Gemeinden Jalhay, Malmedy und Waimes.

Kurz: ich war immer sehr gerne in Lütticher Provinz gewesen und gehe auch heute noch gerne hin.

Kurz zur Geschichte der Provinz Lüttich

An den Gemeindewappen kann, zumindest der Kenner, meistens die Geschichte der Gegend ablesen und die der Provinz Lüttich ist sehr vielseitig!
Seitdem im Spätmittelalter die Burgunderherzöge, Verwandte und Vasallen der französischen Könige, begonnen hatten, Territorien zu sammeln und so eine Art eigenes Reich zwischen Frankreich und dem heiligen römischen Reich aufzubauen, bildeten Luxemburg und Belgien praktisch bis 1839 mehr oder weniger eine Einheit unter wechselnden Herren: nach den Burgundern kamen die Habsburger, erst als Spanier dann als Österreicher, dann noch die Holländer, unterbrochen immer wieder durch Zeiten franzöischer Besatzung. Aber nur fast, denn zwischen Luxemburg und dem Rest von Belgien fanden sich einige unabhängig gebliebene Gebiete von denen das bedeutendste das Fürstbistum Lüttich war, dem erst die Besetzung durch die Truppen des revolutionären Frankreichs ein Ende bereiteten; wie dem gesamtem Ancien Régime, das ja auch so definiert ist.


Die Franzosen gliederten all diese Gebiete links des Rheins in ihre Republik ein und schufen das Département de l’Ourthe. 1815 übernahmen die Holländer Teile dieses Departements und schufen die Provinz Lüttich und auf sie geht auch das Provinzwappen zurück. In diesem spiegelt sich dabei eher die Geschichte des gerade abgeschafften Fürstbistums, denn das der neuen Provinz:

  1. Die löwenstützte Marktsäule in Feld 1 steht natürlich für die Stadt Lüttich
  2. Aber bereits der silberne Balken auf rot in Feld 2 erinnert an das ehemalige Herzogtum Bouillon an der franzöischen Grenze, das da schon lange nicht mehr zu Lüttich gehört hatte. Bouillon gehört heute zur Provinz Luxemburg.
  3. Die drei gekrönten grünen Löwen im Feld 3 stehen immerhin für die Markgrafschaft Franchimont, deren Wappen das der Familie Lannoy ist, welche lange die Markgrafen waren. Deren Gebiete gehören heute durchaus zur besagten Provinz.
  4. Die Streifen stehen für Looz, ein Gebiet das heute in der Provinz Limburg und in den Niederlanden zu finden ist.
  5. Die Spitze unten, die drei Jagdhörner stehen für die Grafschaft Horn mit der Stadt Roermond, das heute auch in der Provinz Limburg zu finden ist.


Dafür findet sich die für die genannte Provinz namensgebende Stadt Limburg, heute in der Provinz Lüttich, ohne dass dies ins Wappen von dieser einging. Wohl aber in die einiger Gemeinden.
Betrachten wir mal einige “Wappengruppen”:

Wappen mit Bezug zu Luxemburg


Hier wären als erstes die beiden südlichen deutschsprachigen Gemeinden Amel (frz. Amblève) und Bülliungen (Bullange) zu nennen, welche den roten Löwen auf blauen Streifen in ihr Wappen integriert haben. Die gehörten unter dem Ancien Régime auch zum Herzogtum und der Bezug ist naheliegend, weil das moselfränkische Deutsch was dort gesprochen wird auch noch ohne weiteres als Luxemburgisch durchgeht.

Aber auch französischsprachige, wallonische Gemeinden haben den Luxembuger Löwen im Wappen, so die Stadt Aywaille, die schon nicht mehr im Arrondissement Verviers sondern Liège liegt. Das Wappen kombiniert die von Luxemburg und Limburg, zu den Herzogtümern die Gebiete der Gemeinde frührer gehörten.
Etwas unerwartet finden wir das Wappen Jehan de Luxembourg aus einer Nebenlinie der Grafen von Luxembourg, seine Nachfahren waren Herren und Geschworene von Hollogne-aux-Pierres bis 1664.

Wappen mit den drei grünen Löwen der Lannoy


Die de Lannoy hatten einen Zweig im luxemburgischen Clervaux. Aus dieser Familie stammt auch Prinzessin Stéphanie, die Frau unseres Thronfolgers Guillaume.

Wappen mit Heiligenfiguren


Beim Zeichnen entdeckte ich erstaunlich viele Gemeinden, die ihren Schutzpatron ins Wappen hoben. Auf den zweiten Blick erstaunt das schon nicht mehr so, denn der Grossteil des Gebietes gehörte früher geistlichen Herren, nicht nur das Fürstbistum Lüttich ist hier zu erwähnen, sondern auch z.B. die Abtei Stavelot.

Der Wolf des heilige Remakel


Es gibt auch zwei Heilige, die haben regelrecht aus dieser Gegend gewirkt:

  1. Der heilige Hubertus, der Bischof von Lüttich war und unerfindlichen Gründen irgendwann zum Schutzpatron der Jäger aufstieg und von seinem Vorgänger in dieser Funktion, dem heiligen Eustachius das Damakuserlebnis einer Bekehrung zum Christentum nach einer Begegnung mit einem Hirschen mit Kreuz zwischen dem Geweih, geerbt hat.
  2. und der Heilige Remakel, dessen Grosstat es war, einen Wolf der sein Reit- oder Tragetier getötet zu zwingen, dann dessen Arbeit zu verrichten, die darin bestand Steine für den Klosterbau herbei zu schleppen.

Wappen mit den Burgen, Türmen und anderen Gebäuden

Am meisten aber fand ich … Gebäude!

Aktion: Gemeindewappen aus Luxemburg und Belgien verbessern

Es sind zwar schon einige Resultate zu sehen, ich will aber hier erst noch mal etwas detaillierter skizzieren, wie ich die mir kürzlich vorgenommenen Aufgaben angehe. Grundsätzlich habe ich zwei Typen von Arbeiten: Wappen zeichnen und Wappen beschriften. Letzteres ist zur Zeit das arbeitsintensivste. Folgende Teilarbeiten müssen erledigt werden:

  1. Alle Wappen der Provinz Lüttich zeichnen.
  2. Die Zeichungen eines Grossteil der Wappen der Provinz Luxemburg erneuern.
  3. Einige wenige Zeichnungen der Wappen der Gemeinden des Grossherzogtums erneuern.
  4. Die Wappenbeschreibungen+weitere Informationen über die Gemeinden für die Provinzen Lüttich und Luxemburg aus dem Armorial Communal de Belgique, communes wallonnes, bruxelloises et germanophones von 2002 raussuchen. Diese wertvolle Quelle will ich künftig angemessener würdigen.
  5. Weitere Informationen zu den besagten Gemeinden in anderen Quellen suchen.
  6. Diese in einer Einheitsdatei zusammenfassen.
  7. Alles in eine einheitliche Form bringen (Struktur und HTML).
  8. In dieser Datei, die Links auf die Heraldikbegriffe (Lexikon) setzen.
  9. Zu jeder Luxemburger Gemeinde, die Entstehungsgeschichte schreiben.
  10. Die gesammelten Textschnipsel in die jeweiligen Datenbankeinträge einpflegen.

Wie das künftig aussehen kann, habe ich schon mal für die Gemeinde Dippach vorexerziert.


Zwar werden die obigen Aufgaben ungefähr in dieser Reihenfolge angegangen, aber bis zum Punkt 8 können sie auch parallel angegangen werden, was ich auch tue.

Die nächsten Arbeiten: Verbesserung der Gemeindewappen beider Luxemburgs und Lüttich

Nachdem ich mit der Überarbeitung der Table héraldique des Armorial Loutsch drei der, letztes Jahr fälschlicherweise als kleineren Umfangs angesehenen, Reparaturarbeiten erledigt hatte, verblieben noch vier:

  1. Französische Wappenbeschreibungen für die deutschen Gemeindewappen erstellen
  2. Wappenzeichnungen für die H.L.T. von 1966 anfertigen
  3. Zeichungen für die Wappen die ins Wappen der Hohenzollern eingingen anfertigen.
  4. Zeichungen für die Wappen aus dem Anhang der “10 mittelrheinische Wappengruppen” anfertigen.

Also eine grosse Beschriftungs- und drei Zeichenarbeiten!
Die Wappen der Hollerzollern verwarf ich gleich, die haben für Luxemburg eigentlich gar keine Bedeutung. Die deutschen Gemeindewappen beschriften wären zwar nötig, aber ich wollte erst mal eine kleinere Arbeit. Eine solche wären die 10 mittelrheinischen Wappengruppen, obwohl 260 Wappen auch nicht gerade wenig sind.
Also begann ich mit H.L.T. Hierbei stiess ich aber auf ein Problem das mir wiederum schön öfter begegnet ist: Ich sehe ein Wappen, das mich an eines erinnert das ich doch schon gezeichnet haben und finde das dann nicht mehr! Mir fehlt eine richtig gute Suchfunktion für Wappen.
Neben dem schon beklagtem Umstand, dass ich für die meisten deutschen Wappen keine französische Wappenbeschreibung habe, ist einer der Gründe für die schlechten Suchergebnisse der, dass ich in die Wappenbeschreibungen Links auf die Einträge im Lexikon eingeflochten habe!
Suche ich also z.B. nach dem Begriff “Lion d’or”, also alle goldenen Löwen, dann tut WordPress sich natürlich das im Text “D'<a href=”/lexikon/azur”>azur</a> au <a href=”/lexikon/lion”>lion</a> d'<a href=”/lexikon/or”>or</a>” zu finden.
Die Lösung könnte die sein, dass ich die Wappenbeschreibung dann in dem Feld “Alternative Text” eingebe. Das gab es führer nicht und eigentlich für die (Er)Blinde(te)n gedacht, die sich so das Bild vorlesen lassen können. Somit hätte ich auch was dafür getan, barrierefreier zu werden!
Allerdings hiesse das dann nicht nur, die bisher vorgesehenen deutschen Gemeindewappen alle noch einmal durchzugehen, sondern ALLE! Damit wäre ich vermutlich für den Rest des Jahres beschäftigt, also will so eine Aktion gut überlegt sein. Das sollte man mit einer kleineren Einheit mal beginnen. Ich besann mich der Wurzeln fasse für die nächste Zeit folgende drei Aufgaben ins Auge.
Zunächst einmal mein ältestes Projekt Gemeindewappen aus Luxemburg. Hier gilt es die Qualität zu verbessern, es fehlte hier, anders als bei den wappen aus dem Armorial Loutsch die aufwendige Verlinkung der Heraldikbegriffe. Bei meiner Technik ersetze ich mit Notepad++ z.B. das Wort “lion” durch “<a href=”/lexikon/lion”>lion</a>”. Damit sich der Aufwand lohnt, ist es sinnvoll diese Operation nicht Wappen für Wappen durchzuführen, sondern erstmal mehrere Beschreibungen von vielen Wappen zusammenzustellen und die Operation dann erst durchzuführen. Daher beschloss ich diese Operation nicht nur das Grossherzogtum durchzuführen sondern auch für die belgischen Provinzen Luxemburg und Lüttich. Ausser der Provinz Luxemburg grenzt auch die Provinz Lüttich an unser Land, daher hatte ich 2011 auch einige Wappen aus dieser auf Wiesel.lu aufgenommen. Weil wir also schon dabei sind, nehmen wir einfach ALLE Wappen aus Lüttich auf.

  1. Gemeindewappen des Grossherzogtums Luxemburg:
    • Einige wenige haben noch Zeichungen alten Stils. Die müssten endlich erneuert werden.
    • Es fehlt noch fast durchgängig die Verlinkung der Heraldikbegriffe.
    • Ich hatte es von Anfang an vorgesehen aber nie gemacht: viele Leser fragen mich immer wieder, wie die Wappen denn entstanden sind. Ich verweise dann meistens auf die Quelle, damit tun sich aber alle Nichteinwohner schwer, die keinen Zugang zur Luxemburger Nationalbibliothek haben, und sowieo alle die gar nicht oder nur schlecht französisch sprechen.
  2. Gemeindewappen der belgischen Provinz Luxemburg:
    • Hier sind noch fast alle Wappen im alten Stil gezeichnet und müssen erneuert werden.
    • Die meisten Wappen sind hier beschriftet, aber noch kaum eines ist verlinkt.
    • Die Quellenangabe habe ich meistens gemacht, aber sie sollen sauberer dargestellt werden.
  3. Gemeindewappen der belgischen Provinz Lüttich:
    • Die meisten Zeichnungen müssen erstmal erstellt werden, dafür gibt es keine mehr im alten Stil.
    • Hier war fast kein Wappen beschriftet, also müssen die Beschreibungen aus der Quelle herausgesucht werden, inklusive der Quellenangaben.
    • Und natürlich die Verlinkung der Heraldikbegriffe

Das wären also drei neue Aufgaben, statt der alten vier. Mit dem Zeichnen der Lütticher Wappen habe ich schon mal angefangen. Den Fortschritt der Arbeiten dokumentiert hierbei dann eine Tabelle unter Staatliche Wappen, in die ich die zu bearbeitenden den Einträge aus Luxemburg, Belgien (und Deutschland) zusammengefasst habe.