Prinsault digitalisiert

Als eine weitere Leistung bei der Digitalisierung von Quellen der Heraldik, kann ich folgenden Abschluß vermelden:
Im Juni hatte ich begonnen den Traité de blason digital zu bearbeiten, der allgemein einem gewissen Clement Prinsault1 zugeschrieben wird, über den sonst aber auch nicht so schrecklich viel bekannt ist. Wohl war er, wie Douet-D’Arcq schreibt, ein Kleriker im Umfeld des Jacques d’Armagnac (1433 – 1477)2. Dieser wiederum war ein Frondeur der tragisch endete; vielleicht ging Prinsault mit ihm unter und wir wissen daher so wenig über ihn?!

Otto Titan von Hefner jedenfalls folgte Douët d’Arcq, welcher Zweifel an der Autorenschaft Prinsaults hegte und die Lehrschrift für deutlich älter hielt, aber die untere Schranke für das Entstehungsdatum des Traité auf 1416 fest setzte. Dass sie wirklich so alt ist gilt aber als eher zweifelhaft.
Nachdem ich im Juni bereits meine Bearbeitung von Douet-d’Arcs Aufsatz über das Werk veröffentlicht hatte, hier nun der Traité selber. Das Werk zerfällt in zwei Teile, die nun auch online sind:

  1. Der eigentliche Traité de blason, mit bereits erstaunlich vielen Regeln, vor allem Farbregeln auf denen rumgeritten wird, sozialen Vorurteilen gegenüber Emporkömmlingen und bereits viel esoterischem Zeug.
  2. Und ein Armorial, hauptsächlich französischer Würdenträger, christlicher Könige und mythischer Gestalten wie den Musen und den Künsten!

Schwierigkeiten bereitet hatte mir vor allem die Frage, wie ich es mit den Abbildungen halten sollte?
Douet d’Arcq stand 1858 auch vor dem Problem, er “entschied” sich dafür, s/w Zeichnungen mit Schraffierungen anfertigen zu lassen, denn sein Artikel wurde gedruckt. Vermutlich hat er deshalb in seiner langatmigen Einleitung so lange darüber philosophiert, wer das System der Schraffuren erfunden hätte; was mit dem Gegenstand über den er schrieb nichts zu tun hatte. Ich hätte sie auch nachmachen können, aber hier war es so, dass sich von Hefner in einer Fußnote zum Unterschied zwischen Löwen und Leoparden Prinsaults Inkonsequenz beklagt:

Prinsault sagt: „Les lyons de leur nature sont rampans et les léopars passans, et c’est la première difference entre lyons et léopars. Et s’ils sont au contraire on dit: un lyon léopardé et un léopard lyonné. L’autre différence est, car le lyon en armes a seulement un oeil et une oreille, et le léopard en a deux, comme on peut veoir ey-dessoulz.“ Dabei gibt er vier Abbildungen mit darunter stehenden Blasonierungen, welche aber zu seiner oben angeführten Erklärung nicht passen, denn er nennt einen s. Schild mit aufspringendem r. Löwen vorwärsgekehrt „d’argent à un léopard de gueules“, und einen Schild mit schreitendem vorwärtssehenden Löwen # in S. „d’argent à un léopard lyonné de sable“

Daher war es mir wichtig, die Abbildungen so genau wie möglich wiederzugeben, was ein Nachzeichnen ausschloss. Leider ist die Aufflösung der Bilder auf Gallica nicht hoch genug, um jedes Bild einzeln einzuscannen, daher biete ich die Kopien seitenweise an.

  1. Artikel über Prinsault auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Cl%C3%A9ment_Prinsault []
  2. Siehe: https://fr.wikipedia.org/wiki/Jacques_d%27Armagnac, weit weniger ausführlich auf deutsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_d%E2%80%99Armagnac []

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