Leitartikel im LVI Info-Tourenkalender 2006

Diesen Artikel verfassten Heike und ich für den Tourenkalender des LVI Info, es sollte unsere Eintrittskarte ins Comité werden. Wer hätte gedacht, dass 2006 kein weiterer Artikel von mir in dieser Zeitschrift veröffentlicht werden sollte.

Ein unvoreingenommener Leser, der unseren Verein nicht kennt könnte beim Betrachten des vorliegenden Tourenkalenders dem Irrtum verfallen, bei der LVI handele es sich nur um einen Zusammenschluss von Sportlern die ihrem Hobby frönen! Viel mehr sind wir ein "Interesseverband von Radfahrern", deren durchaus auch politischen Forderungen der vorliegende Text zusammenfasse möchte! Uns schwebt nicht weniger als ein regelrechtes nationales Förderprogramm für den Fahrradverkehr vor, mit folgenden, in der angegebenen Reihenfolge zu verwirklichenden Zielen:

  1. Eine Radverkehrsstrategie in die Verkehrspolitik dauerhaft und gleichberechtigt integrieren.
  2. die Sicherheit der Radfahrer erhöhen
  3. Deutliche spürbare Steigerung von Leistungsfähigkeit und Qualität für den Langsamverkehr
  4. Substantielle Erhöhung des Anteils des Radverkehrs am alltäglichen Verkehr in Luxemburg, sowie
  5. die Initiierung weiterer Pilotprojekte auf kommunaler Ebene.

Wie können wir diese Ziele erreichen? Eine Reise beginnt immer am Ausgangspunkt, über diesen müssten wir klar werden doch genau hier hapert es: Hinreichend gesichertes statistisches Material ist gar nicht vorhanden, niemand hat die Daten erhoben. Vonnöten wäre zunächst einmal eine echte Bestandsaufnahme!

Vorrangigste Sorge gilt der Sicherheit der Radfahrer, denn Gefahr droht durch die fehlenden fahrradspezifischen Strukturen und die Abwesenheit einer flächendeckenden Verkehrberuhigung. Dies gilt hauptsächlich innerorts, denn hier werden die Radfahrer fast nie als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen, obwohl jeder Fahrschüler lernt, dass der „Code de la Route“ eigentlich genau das vorsieht.

Gilt das Radfahrern wieder als sicher, kann eine systematische Förderung dieses Verkehrsmittel greifen und weitere Kreise der Bevölkerung ließen sich für den Umstieg aufs Fahrrad gewinnen! Zu denken wäre hier an die Schüler, neben den schon erwähnten fehlenden sicheren Radwegen, hält sie der Mangel an überdachten, sicheren Abstellmöglichkeiten für ihre Zweiräder davon ab, diese auch zu benutzen. Oder auch an die vielen Studenten der entstehenden Uni Luxemburg. Ohnehin sind wir der festen Überzeugung dass den öffentlichen Verwaltungen (Staat und Gemeinden) eine Vorreiterrolle bei Planung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zukommt, die Betriebe könnten zur Nachahmung angeregt werden. Denkbar wären Betriebsfahrräder, Fahrrad-Parkplätze oder Kilometergeld für Rad fahrende Mitarbeiter! Überhaupt sollte man die gängige Praxis der Steuervergünstigungen bei Fahrtkosten überdenken.

Um Wirkung zeigen zu können muss die angedachte systematische Förderung von einer zentralen Stelle geplant und koordiniert werden! Daher steht ganz weit oben auf der Liste unserer Forderungen neben einem eigenen Budget für das bereits angesprochene Pilotprojekt, die Einrichtung der Stelle eines Fahrradbeauftragten und einer interministeriellen Arbeitsgruppe. Deren vornehmlichste Aufgabe wäre ohne Zweifel sicherzustellen, dass beim Um- und Neubau der Infrastruktur, der Radverkehr ganz selbstverständlich eingeplant wird.

Nun wohnt heutzutage selbstverständlich kaum jemand in der Ortschaft, in welcher er seiner täglichen Arbeit nachgeht. Der Anteil der Radfahrer am Verkehr kann daher nur im Zusammenhang des sog. Modalverbundes so richtig nachhaltig gesteigert werden: Das verlangt z.B. den Anschluss der städtischen Radwege ans Park&Ride. Das heißt, dass es einfacher, sicherer und vor allem durchgängiger möglich sein muss, sein Fahrrad im Autobus oder im Zug mitzunehmen! Alternativ kann das heißen, dass an Bushaltestellen und Bahnhöfen sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder einzurichten sind!
Eigentlich müssten es jedem einleuchten dass diese Maßnahmen vortrefflich in jedes, mittlerweile von fast allen Parteien gefordertes Mobilitätskonzept passen. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Radfahren zur Arbeit bedeutet tägliche körperliche Bewegung und somit überaus gesund, weshalb in anderen Ländern (DK und D) inzwischen die Krankenkassen entsprechende Aktionen sponsoren.
  • Wie kann man die verkehrsbedingten CO2-Emissionen denn wirksamer senken als mit Förderung eines Verkehrmittels bei dem erst gar keine anfallen?
  • Vorausgesetzt es würde, wie in der Schweiz ein vernünftiges Marketingkonzept aufgestellt, sowie Infrastrukturen und Service in der Gastronomie auf diese Kundschaft und ihre Bedürfnisse angepasst, würde auch der Fahrradtourismus von den angestrebten Maßnahmen profitieren.

Soweit wäre, in groben Zügen, unser politisches Programm für die kommenden Jahre umrissen. Mehr Details hält der Webauftritt unserer Vereinigung www.lvi.lu dem interessierten Leser bereit.

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