Wappenkunde

Diese Seite beschäftigt sich mit der Theoretischen Heraldik. Ein langfristiges Ziel ist, dem Leser eine Einführung in die Heraldik zu bieten.
Selbstverständlich wollen wir uns auch hier auf die spezielle Luxemburger Situation beschränken.

Meine Kurzeinführung in die Heraldik

Hier mein Versuch, selber eine Einführung in die Wappenkunde zu bieten, weil ich der speziellen Situation gebürtiger Mittelstands-Luxemburger wie mir selber gerecht werden will:

Wir sprechen und schreiben besser deutsch, die Verwaltungssprache ist seit Ende des Mittelalters aber französisch.

Das führte dazu, dass auch die Heraldik dem französischen System folgt, insbesondere bei den Blasonierung [blason] genannten Wappenbeschreibungen.
Darum ist diese Einführung in die französische Blasonierung auf deutsch verfasst, behandelt werden aber die in den Quellen vorkommenden französischen heraldische Begriffe, nicht die deutschen! Obwohl der Text in erster Linie die französischen Bezeichnungen behandelt, benutze ich zur besseren Lesbarkeit für den deutschsprachigen Interessierten die deutschen Begriffe und setze die französischen in eckige Klammern [].
Der Text soll bewusst, bildschirmgerecht kurz gehalten bleiben. Da wo ich tiefer ausholen muss oder möchte, werde ich auf eine andere Seite verweisen, in der Regel auf Beiträge aus meinem Lexikon französischer Heraldikbegriffe.

Natürlich ist der Text noch nicht fertig!

Begriff, Herkunft und Entwicklung der Wappen

Die Heraldik, oder das Wappenwesen, beschäftigt sich mit den Wappen.
Aber was sind denn überhaupt Wappen?
Eine griffige Definition, die sowohl eindeutig als auch erschöpfend wäre, habe ich nicht gefunden! Es ist aber klar, dass nicht alles was gelegentlich als Wappen bezeichnet wird, auch eines ist. So sind die in zwischen recht häufig anzutreffenden “Logos”, welche heutzutage viele Gemeinden den klassischen Wappen vorziehen keineswegs ebensolche, selbst dann nicht, wenn sie heraldische Formen nachahmen.

Otto Titan von Hefner versuchte es 1861 mit dem folgenden Satz:

Wappen sind nach bestimmten Grundsätzen und Regeln der Wissenschaft und Kunst entworfene Bilder, deren Führung oder Gebrauch ein gutes Recht für sich hat oder beansprucht.

Der grimmige alte Bayer spuckte diesen Satz aus, nachdem er seine Vorgänger die sich an dem Problem versucht hatten, im übrigen zu Recht, abkanzelt hatte, da die von ihnen gegebenen Definitionen weder eindeutig noch erschöpfend gewesen wären. Ihm selber gelingt dies zwar, aber leider auch nicht in wenigen Worten! Immerhin bezeichnet er die Wappen dabei ganz klar als Bilder, welche aber bestimmten Bedingungen unterliegen um als Wappen gelten zu können. Leider sind diese Regeln so umfangreich, dass man mit denen ganze Bücher zu füllen vermag. Halten wir fest:

  1. Das Bild darf keine beliebige Form haben, sondern muss bestimmte Grundsätzen und Regeln einhalten.
  2. Das Bild wird dann den Träger kennzeichnen, d.h. er muss das Recht haben (oder sich anmassen) das genannte Bild als sein Kennzeichen exklusiv zu führen.

Das Zeichnen von Wappen, bezeichnen wir als Wappenkunst, man kann sie als ein Teilgebiet der Malerei oder der der Graphik auffassen. Ein wesentliches Merkmal ist dabei aber, dass wie bereits gesagt, nicht alles erlaubt ist und es bestimmte Regeln zu beachten gilt, wie die Elemente eines Wappens zu verwenden sind.
Das Wappenrecht regelt, wer ein Wappen wie führen darf. Kurz gesagt gilt:

Es dürfen keine zwei Personen, egal ob natürliche oder moralische, dasselbe Wappen führen.

Es darf der Knecht nicht das Wappen des Herren führen, der Sohn vor dessen Ableben nicht das des Vaters und vor allem darf kein Ritter das Wappen eines seiner Feinde führen. Denn Sinn und Zweck der Wappen war es, dass der Ritter von Freund und Feind erkannt werden kann, auch wenn, oder besser weil seine Rüstung ihn unkenntlich macht, spätestens dann wenn er den Helm schliesst.
Natürlich ist diese erste und wichtigste Regel eine Rechtsfiktion die so in der Realität nicht eingehalten wurde, zumindest nicht überregional. Wer hätte das auch kontrollieren sollen?

Herkunft der Wappen

Wesentlich für das Verständnis der Wappen und ihrer Regeln, etwa der Farbregeln ist ihre geschichtliche Entwicklung. Auf diese will ich an dieser Stelle aber nicht allzu sehr eingehen, nur soviel:
Seinen Usprung nahm das Wappenwesen im Hochmittelalter, während der Kreuzzüge und war in erster Linie ein Freund- / Feinderkennungssystem. Zwei Umstände machten die Entwicklung eines solches Systems notwendig:

  1. Wie schon angedeutet waren die Ritter inzwischen so stark und alle so ähnlich gepanzert, dass man im Kampf das Gesicht des Gegenübers nicht mehr erkennen konnte.
  2. Bei den Kreuzzügen trafen erstmals so viele Ritter aus unterschiedlichen Regionen in einem Heer zusammen, dass sie sich zu unterscheiden wünschten. Denn auch wenn sie offiziell ja alle Verbündete waren die alle das Kreuz genommen hatten, so hatten sie doch auch alle ihre privaten Interessen.

Neben der Begegnung in der kriegerischen Auseinandersetzung, welche der Durchschnittsritter entgegen immer noch weitverbreiteter populärer Vorstellungen, ob der hohen Kosten freilich meistens mied, waren die Wappen wichtig zur Identifikation der einzelnen Ritter wenn sie an Turnieren teilnahmen.

Entwicklung des Wappenwesens

Ursprünglich wurden die Wappen auf Schild, Rüstung, Pferdedecke und die Banner aufgemalt. Mit der Zeit begannen die Ritter aber auch, Urkunden mit ihrem Wappen zu siegeln. Dadurch entwickelten sich die Wappen endgültig auch zu Herrschaftszeichen. Mit den Wappen verfuhren die Stände wie sie es noch immer getan haben: die niederen Stände machten es den höheren nach! In diesem Fall, begannen bald auch Bürgerliche sich Wappen zuzulegen, allerdings nur dann, wenn sie auch eine Verwendung dafür hatten. Waren die Wappen für die Ritter ein Freund/Feinderkennungssystem so waren sie für den Kauffmann oder den Handwerker als Markenzeichen nützlich.

Einteilung der Begriffe des Wappenwesens

Wie bereits gesagt, orientiert sich diese Einleitung stark am heraldischen Vokabular das man zur Blasonierung braucht (siehe unten). Diese Begriffe kann man folgendermassen grob einteilen:

  1. Elemente eines Wappens, als da wären:
    • Chromatische Angaben (dt. heraldischer Fachbegriff: Tingierung, vulg. “Farben”) [émaux]
    • Figuren innerhalb des Schildes [figures], diese zerfallen wiederum in:
      • Die Heroldstücke (vulg.: “Felder” oder “Hintergrund”), diese zerfallen in der französischen Heraldik in [pièces et partitions],
      • und die sehr umfangreiche Gruppe der gemeinen Figuren [meubles], wie z.B. Tiere, Pflanzen, Ungeheuer, Himmelskörper, Gebäude, Gegenstände usw.
    • Elemente ausserhalb des Schildes, wie Helm [heaume], Helmfigur [cimier], Helmdecken [lambrequins], manchmal Kronen [couronnes] (diesekommen aber auch als Figuren innerhalb des Schildes vor) und sogar Wappenzelte [manteau].
  2. Eigenschaften der Figuren [attributs]
  3. Wappenrechtliche Begriffe.

Eine feinere Einteilung in raffiniertere Kategorien findet der Leser auf der Seite “Eine Hierarchie der französischen Heraldikbegriffe“.

Elemente eines Wappens

Den meisten Autoren zu diesem Thema folgend will auch ich unterscheiden, zwischen den Elementen innerhalb und ausserhalb des Schildes, auch wenn das Vorhandensein eines Schild gar nicht nötig ist, damit ein Bild zum Wappen wird.
Zum besseren Überblick, mit welchen Elementen wir es zu tun haben werden, hier mal ein Beispiel eines Vollwappens: Es handelt sich um jenes der Herzöge von Lothringen, das alle Elemente enthält:

Beginnen wir dann mit dem wichtigsten Teil der Heraldik, den Elementen innerhalb des Schildes:

Das Schild – [l’écu]

Auf dem Schild malten im frühen 12. Jahrhundert die mittlerweile vollgepanzerten und damit auf dem Schlachtfeld und besonders auch im Turnier unkenntlichen Ritter ihre ersten Wappen auf, damit Freund und Feind sie erkennen mögen.
Der Schild [écu] des Ritters war (vermutlich) der erste Gegenstand welchen Wappen zierten, daher wird auch bei einer Reproduktion auf Papier, Stoff, Stein oder sonstigem Material nur selten auf die Darstellung des Schildes verzichtet. Die Form des Schildes ist dabei unwesentlich und nur eine Frage des Stils, also in der Regel nur in Funktion des Zeitpunktes als die Zeichnung entstanden ist, zu sehen. Eine von früheren Heraldikern gerne angenommene Häufung bestimmter Formen in gewissen Ländern gibt es nicht. Wenn in dem Zusammenhang wo wir das Wappen betrachten, auf diese äusseren Elemente verzichtet wird, kann man den Schild also sogar weglassen, vorausgesetzt, dass die noch zu besprechenden Regeln eingehalten werden. Einige Beispiele von Schildformen:

Nota bene: Selbst wenn die überlieferte Blasonierung, die Beschreibung des Wappens in Worten, eine bestimmte Form vorschreiben würde, ist es dem ausführenden Künstler freigestellt, wie er das Schild gestaltet. Es dient nur dazu, seinen Inhalt von den das Schild umgebenden Elementen abzuheben;

Farben und Metalle [couleurs et métaux]

Das Schild kann ich einfärben und die einfachste Form eines Wappens ist ein einfarbiges Schild. Man könnte sich vorstellen, zwei Gruppen von Kämpfern hätten ausgemacht in einem Turnier gegeneinander anzutreten und die eine wäre an einem roten, die andere an einem blauen Schild zu erkennen.
Das bringt uns zum nächsten Punkt, bei Wappen sind nur sehr wenige Farben zugelassen, es gibt insbesondere keine Farbnuancen, denn die Freund-Feinderkennung musste immer gewährleistet sein. Daher sind auch Farbnuancen nicht zugelassen, es kann nicht sein, dass z.B. die mit dem roten Schild gegen die mit dem dunkelblauen kämpfen, aber die mit dem hellblauen Schild würden auf Seiten der Roten kämpfen! Im Schlachtgetümmel, etwa bei schlechtem Wetter oder einsetzender Dunkelheit wären die Nuancen nämlich nicht zu unterscheiden. Wenden wir uns den erlaubten Farben zu.
Übliche “heraldische” Farbgebungen, für die im deutschen der Ausdruck Tingierungen benutzt wird [émaux], sind zwei Farbgruppen:

  1. Die beiden Metalle [métaux] gold, dargestellt zumeist als “gelb” [or] und silber [argent], dargestellt meist als “weiss”.
  2. Die klassischen eigentlichen Farben [couleurs] rot [gueules], blau [azur], schwarz [sable] und grün [sinople].
  3. seltener ist noch purpur [pourpre] zu finden.

Es hat einen Grund, warum wir die Farben in zwei Gruppen, Metalle und sonstige Farben einteilen, darauf werde ich beim Erläutern der Farbregeln weiter unten noch mal zurück kommen.

Neben den oben genannten 6 (oder 7) Farben werden weitere Farbgebungen verwendet. Diese lösen beim strenggläubigen Heraldiker aber ein noch stärkeres Naserümpfen aus als die Farbe “purpur”, denn sie gelten nicht als klassische heraldische Farben. Zu nennen wäre hier die Fleischesfarbe [carnation] und die völlig unbestimmte Angabe “[au naturel]”.


Heraldisch sind dagegen bestimmte Pelzwerke [fourrures wie Hermelin [hermine] und Feh [vair] welche auch als besondere Farbangaben verbreitet sind.

Der aufmerksame Leser wird vielleicht bemerkt haben, dass ihm die französischen Namen der Farben in [] fremd vorkommen, dass z.B. rot mit “gueules” übersetzt wird, statt mit dem ihm geläufigeren Wort “rouge”. Dies ist die erste Seltsamkeit, mit welcher der Einsteiger in die französische Heraldik konfrontiert wird und ihn verwirren mag. Ganz am Anfang hat mich das auch revoltiert, heute sage ich:

Klingt komisch, ist aber so!

Denn Wappenkunde bedeutet heute vor allem auch, Wappenbeschreibungen aus vergangenen Tagen lesen können, die wird niemand für Sie umschreiben. Vielleicht trösten Sie sich damit, dass es ja nur sechs sind, hier noch mal als Tabelle:

Die Figuren, oder Schildesbilder [les figures]

Die nächste Stufe komplexere Wappen zu schaffen ist, das Schild in mehrere Felder [champ] aufzuteilen und diese dann unterschiedlich einzufärben. In diese Felder kann man wiederum die weitere Figuren einzeichnen, entweder sie weiter aufteilen oder sie werden mit den weiter unten zu besprechenden gemeinen Figuren, die im Franzöischen [meubles] genannt werden belegt [chargé]. Die so entstandenen Feldformen und Belegungen [champs et charges] fasst man unter dem Begriff “Figuren” [figures] zusammen, oder Schildesbilder, wie von Hefner sie nannte.
Beginnen wir mit den Methoden, wie man ein Schild teilen kann. In der französischen Heraldik unterscheidet man, angeblich aber erst seit dem 16. Jahrhundert, zwei Kategorien von Schildteilungen:

  1. die Partitions,
  2. und die Pièces.

Die deutschen Heraldiker haben diese Unterscheidung bereits im 19. Jahrhundert mehrheitlich abgelehnt, sie verwenden den Begriff der “Heroldstücke” für die beiden Arten der Teilung. Die Franzosen halten an ihnen fest, handhaben die Unterschiede aber längst nicht mehr so pedantisch wie die Herolde des Ancien Régime.

Die Teilungen [Partitions]

Weil die Deutschen diese Unterscheidung seit Jahrhunderten nicht mehr praktizieren, fehlt auch ein griffiges deutsches Wort für die “Partitions“.

Diese Partitions genannten Schnitte teilen das Schild in eine stets gerade Anzahl von gleich großen Feldern [champs] auf, die grundlegenden werden folgendermassen gebildet:

  • durch einen vertikalen Strich: parti, auf deutsch: gespalten,
  • durch einen horizontalen:coupé, auf deutsch quergeteilt, was oft auch nur einfach mit geteilt bezeichnet wird,
    • durch Superposition von coupé und parti erhält man: écartelé, auf deutsch geviert, eine extrem häufige Teilung (!),
  • durch eine Diagonale von oben links nach unten rechts: tranché, auf deutsch schräg(rechts)geteilt,
  • durch eine Diagonale von oben rechts nach unten links: taillé , auf deutsch schräglinksgeteilt
    • durch Superposition von tranché und taillé erhält man: écartelé en sautoir, auf deutsch schrägviergeteilt,
  • und endlich durch Superposition von coupé, parti, tranché und taillé erhält man ein gironné, auf deutsch geständert.
  • Diese Teilungen erfolgen durch Schnitte [traits oder lignes], welche mittels geraden Strichen durchgeführt werden, es sei denn, es wurde was anderes angegeben. Dann können diese Striche die unterschiedlichsten Formen annehmen. Hervorzuheben seien die häufigsten: das [vivré], das [engreslé] und das [dentelé].
  • Diese Operationen der Teilung können theoretisch beliebig oft wiederholt werden, in der Praxis aber seltener mehr als 11 mal. Wiederholt man z.B. die Spaltung zweifach, erhält man eine Dreiteilung [tiercé] des Feldes. Etwas komplizierter ist es oft im französischen eine solche Mehrfachteilung korrekt zu “blasonieren”, also die Wappenbeschreibung anzugeben. Die Franzosen machen da ganz komische Verrenkungen, eine Erläuterung passt aber nicht in eine Kurzfassung.

Jedes der durch diese Schnitte erzeugten Felder, oder aber auch das ganze ungeteilte Schild kann (wieder) mit Figuren [figures] belegt [chargé] werden.

Bei den Figuren unterscheiden wir zwischen den Stücken [pièces] und den [meubles]. Im deutschen gibt es kein gutes Wort für die “meubles”, ich werde im folgenden, um den Text für den deutschsprechenden Leser flüssig zu halten, die Bezeichnung “gemeine Figuren” dafür benutzen, auch wenn der Begriff in der deutschen Heraldik jetzt nicht so genau das wieder gibt, was mit “meubles” gemeint ist.

Pastoureau meint, diese wirkten wie auf das Schild drauf geklebt. (“qui semblent comme ajoutées, plaquées sur l’écu“).

Die Stücke [les pièces]

Die [pièces] müssen den Rand des Feldes berühren, es sei denn es wurde durch das Wort [alésé] oder sonst wie vermerkt dass dem nicht so sei. Die 11 wichtigsten sind

  1. der Balken [la fasce],
  2. der Schrägbalken [la bande],
  3. der linke Schräg-Balken [la barre],
  4. das Schildhaupt [le chef],
  5. der Pfahl [le pal],
  6. das Kreuz [la croix],
  7. das Schräg- oder Andreaskreuz [le sautoir],
  8. der Sparren [le chevron],
  9. das Freiviertel [le franc-quartier],
  10. der Rand, auch noch Einfassung genannt [la bordure]
  11. und nicht zu vergessen das Herzschild [l’écusson].

Wie bei den Schnitten der Teilungen kann auch die Berandung der Stücke entweder gerade oder auch krumm sein, also dieselben Formen annehmen wie bei den partitions, im französischem spendiert man ihnen ein Substantiv.

Die gemeinen Figuren [meubles]

Bei gemeinen Figuren [meubles] ist es genau umgekehrt wie bei den Stücken [pièces]: Sie berühren im Normalfall nicht den Rand der Felder, es sei denn es wurde mittels des Wörtchen “mouvant” genau so verfügt, oder höchstens noch wenn der Künstler Schwierigkeiten hat die Figur ganz aufs Feld zu bekommen. Daher ist ihre Position im Feld auch nicht festgelegt, sie sind sozusagen mobil und so bekam dieser Sammelbegriff auch seinen Namen: meuble.

Bei den Meubles gibt es eine sehr grosse Vielfalt. Um sie einigermassen übersichtlich präsentieren zu können, gilt es sie zu kategorisieren. Auch hier will ich mich so weit es geht, an die Einteilung der bedeutenden Heraldiker halten.
Ich will nun die wichtigsten Figuren in ihren jeweiligen Kategorien vorstellen. Da es viele sind, kann dies ermüdend sein, der eilige Leser kann mit dem folgendem Link zum nächsten Thema, den Attributen vorspulen.

Geometrische Figuren

Wie die Raute in vielerlei Abarten [z.B. als losange, macle, ruste..] und besonders die Kreise [als bésant oder tourteau].

Die natürlichen Figuren

Die grösste und wichtigste Kategorie ist die der natürlichen Figuren [figures naturelles], die so heissen weil sie in der Natur vorkommen und Tiere [animaux], Menschen [hommes], Pflanzen [plantes] und Erd- und Himmelskörper umfassen.

Als erstes nenne ich die Tiere, welche ich wieder in mehrere Untergruppen einteilen will. Schon wie diese Einteilung vorzunehmen ist, dazu gibt es die unterschiedlichsten Schulen. Fraglich ist z.B. ob unsere heutigen Kenntnisse in der Zoologie oder die Auffassungen des Mittelalters anzuwenden sind. Das kristallisiert sich z.B. an der Frage, ob der Delphin zu den Fischen oder den Säugetieren zugeordnet werden soll.

Ich folge den klassischen Autoren und auch Pastoureau, und halte mich an die Wertschätzung der Tiere im Mittelalter, weil damals die Heraldik entstand. In der Reihenfolge kommen sie auch am häufigsten vor:

  1. Am meisten geschätzt waren die Landtiere, aber nur die Vierbeiner [quadrupèdes],
  2. gefolgt von den Tieren der Luft, die Vögeln [oiseaux],
  3. dann diejenigen, die im Wasser leben die Fischen [poissons] zu denen dann auch Delphine [dauphin] zählen, Krebse [écrivisse], Muscheln [coquille] und Skorpione.
  4. Nicht so geschätzt waren die Insekten.
Die Vierbeiner [quadrupèdes]

Zunächst die Wildtiere. Hervorzuheben ist hier vor allem der Löwe [lion] und der Bär [ours]. Als weiteres Raubtier zu nennen der Wolf [loup], auch wenn der Luxemburg seltener ist als etwa in Spanien, und natürlich der Fuchs [renart].

Geschätztes Wild sind natürlich der Hirsch [cerf] und das selbst von der Jägergesellschaft gefürchtete Wildschwein [sanglier].

Dann haben wir die Haustiere, vor allem den Hund [chien], der zumeist als Windhund [lévrier] oder als robuste Bracke [chien braque ] daher kommt. Weiter das Rind [boeuf], gerne explizit in seiner männlichen Form als Stier [taureau]. Weiter die Schafe, sei es allgemein [brebis] oder explizit als Lamm [agneau] oder Widder [bélier].

Vorgriff: Es ist bei den Tieren darauf zu achten, ob ihre Tierstellung von der Norm abweicht, wenn ja muss sie angegeben werden. Beim Löwen etwa ist die normale Stellung, die entsprechend nicht angegeben werden muss, die aufrechte [rampant], derweil sie beim Leoparden und bei Haustieren in der Regel schreitend [passant] ist. Hunde sind oft rennend [courant], beim Windhund ist dies wiederum die Standardstellung.

Die Tiere der Lüfte:Vögel

Besondere Bedeutung haben haben der Adler [aigle] und die Merlette [merlette].

Ist die Vogelart wichtig, etwa weil es sich um ein “redendes Wappen”, [armes parlantes] handelt, so gibt man die Art an, ansonsten bezeichnet man die Figur nur als Vogel [oiseau].

Tierstellung bei Vögeln ist oft fliegend [volant].

Die Tiere aus dem Wasser: Fische, Krebse, Muscheln

[poissons] in Luxemburg vor allem als Lachs [saumon] oder Barbe [bar].
Tierstellung die häufig hervorgehoben wird: schwimmend [nageant].

Insekten etc.

Die Insekten [insectes] könnte man auf Land- und Lufttiere aufteilen, das wäre aber nicht richtig, daher reservieren wir für sie eine eigene Kategorie. Sie wurde eher gering geschätzt und sind, zumindest in Luxemburger Wappen sehr selten. Sie kommen fast nur als Bienen [abeilles] vor.

Der Mensch

[homme], von vielen, vor allem von älteren christlicheren Heraldikern gerne noch vor den Tieren genannt und von wiederum anderen, zumals späteren keck gar dem Tierreich zugeordnet, und seine Bestandteile! Hier besonders die dextro- und senestrochères genannten, meist aber nicht notwendigerweise bewaffneten, Arme.

Pflanzen aller Art

Da wären Blumen und hier besonders zu erwähnen die Lilie [fleur-de-lis] und die Rose [rose], die Bäume [arbres] und ihre Blüten, Blätter [feuilles] und Früchte, usw.

Die Himmelskörper

z.B. die Sonne [soleil], der Mond [lune oder häufiger croissant], Kometen vor allem aber die Sterne [étoiles] mit unterschiedlicher Anzahl von Strahlen [rais].

Die künstlichen Figuren

In diese Kategorie wollen wir alle “Dinge die der Mensch geschaffen hat” zusammenfassen. Nun war der Mensch sehr schaffensdurstig und so ist diese Gruppe ausgesprochen vielfältig und bedarf weiterer Einteilung. Freilich sind bei dieser Kategorie der Phantasie kaum Grenzen gesetzt.

Gegenstände des weltlichen Kultes

Hierunter fallen Kronen [couronne], Zepter [sceptre] und auch der Apothekerstab [caducée].

Gegenstände aus dem kirchlichen Bereich

Hier sind zu nennen der Kelch [calice], das Hostien-Gefäß [ciboire], der Kandelaber [Chandelier], die Glocke [Cloche], die Passionsnägel [Clou de la Passion] und die Kirchenfahne [gonfanon].
aber auch die Kreuze, wenn sie den Rand des Feldes nicht berühren und somit nicht als Heroldstück [Pièce] daher kommen. Dann müssen sie als meuble behandelt werden.

Waffen und Kriegsgerät

Bei der kriegerischen Herkunft der Wappen ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Schwerter [épées] und andere Waffen wie Kanonen [canon] beliebte Motive waren. Oder Helme [casques].

Aus dem Transportwesen

Hier haben wir aus dem Strassentransportwesen vor allem Wagenräder [roue], die Wagen selber, aus der Schifffahrt den Anker [ancre], dieser vor allem aber wegen seiner symbolischen Bedeutung, aber auch das Schiff [navire] selber kommt vor und die Gemeinde Sandweiler führt gar ein Flugzeug.

Aus dem Bauwesen

Von den Bauwerken sind besonders zu nennen, die schon früh vorkommenden Türme [tours], ganze Schlösser [châteaux] und auch einige Häuser [maison].

Bekleidung

Hier gibt es fast keine Beispiele, ausser der [manche mal taillé], die Felix Hauptmann als Frauenarm übersetzte in einigen mittelalterlichen Wappen.

Aus dem Bereich der Jagd

Die Jagd war die grosse Leidenschaft viele höhergestellter Kreise früherer Jahrhunderte und entsprechend beliebt waren Jagdmotive auch in den Wappen, wie schon ein Blick auf die Tiere als Wappenfigur enthüllt haben dürfte.

Aus dem Bereich des Haushaltes, der Landwirtschaft und der Industrie

Gemeint sind in erster Linie Werkzeuge.
Angesichts der Bedeutung der Landwirtschaft sehr beliebt, auch noch bei späteren Gemeindewappen sind der Pflug [charrue] oder nur ein Teil davon wie das Pflugschar [soc de charrue] oder die Schafsschere [force de tendeur].
Im Handwerk finden wir Hämmer [marteau oder maillet], Zangen [tenaille].

Buchstaben und Hausmarken

Die alten Ritter konnten nicht schreiben und rechnen wohl nur im Kopf. Keine Ahnung ob das der Grund ist, aber Buchstaben [lettre] und Ziffern [chiffre] sind, auch wenn sie nicht ausdrücklich verboten so doch aber verpönt! Jedenfalls wenn sie im Schilde geführt werden. Dennoch sind sie weit verbreitet, vor allem soziale Aufsteiger verwendeten sie gerne.
In der Gruppe der Bürgerlichen sind auch die Hausmarken [marque, oder manchmal auch präziser als marque de marchand angegeben] beliebt, die teilweise auch Buchstaben enthalten, bzw. aus diesen gebildet wurden.
Die früheren Heraldiker rümpften die Nase auch über diese Marken, mit leichter Schadenfreude, hatte sich der Träger eines solchen Wappens ja dann als Emporkömmling geoutet. Es gibt Beispiele, wo Familien zunächst Marken führten und später dann auf heraldisch einwandfreiere (aber auch weniger originelle) Formen auswischen. Spätere und heutige Heraldiker nehmen sie gnädiger auf als die Buchstaben, wohl weil einige behaupten, die Marken wären aus den Runen entstanden und damit sogar eine sehr frühe Form heraldischer Figuren.

Ungeheuer [figures chimèriques]

Als letzte Kategorie nennen wir noch jene Tiere welche die Menschen sich ausgedacht haben, hier besonders hervorzuheben die Greifen [griffons] wobei man bekennen muss, dass die Menschen im Mittelalter durchaus an die Existenz einiger dieser Biester geglaubt haben, die ihnen nicht märchenhafter vorkamen als Löwen, Tiger oder Krokodile.

Die Elemente ausserhalb des Schildes

  • Ein Wappen kann auch Elemente enthalten, welche ausserhalb des Schildes plaziert sind, wie der Helm [casque oder heaume], die Helmdecken [lambrequins], die Helmfigur [cimier], Schildhalter [Tenants wenn die haltende Figur zumindest teilweise menschlich ist, ansonsten Supports], der Wahlspruch [cri oder devise], bei hochadligen Trägern oder Staatswappen noch der Mantel und weitere Elemente.
  • Beim Verwenden aller dieser Elemente sind bestimmte Regeln zu beachten, vor allem die sehr wichtige Farbregel, dass Metall nicht auf Metall und Farbe nicht auf Farbe liegen darf.

Die Farbregeln und eine erste Blasonierung

Nun, da wir alle Farben und die wichtigsten Figuren kennen, können wir uns mal anschauen, wie so eine Wappenbeschreibung aufgebaut ist.
Dazu ziehen wir ein einfaches Beispiel heran, ein sehr altes Wappen aus unserer Gegend, das:

De gueules à la croix d'argent.

Wappen der Familie d’Aspremont


Die Wappenbeschreibung lautet:

De gueules à la croix d’argent.

Man benennt also erst die Hintergrundfarbe, hier de gueules = rot, und sagt dann mit “au/à la” welche Figur drauf liegt, hier ein Kreuz [croix] und meldet dann noch, welche Farbe dieses hat, hier silber [d’argent].

Das war doch jetzt gar nicht so schwer!

Nun können, ja müssen wir noch mal zu der Frage zurückkommen, warum die wenigen erlaubten Farben in zwei Gruppen, Metalle und die vier anderen, gefasst sind.
Der erste grosse, systematisch vorgehende Heraldiker, der Père Ménestrier welcher im Brotberuf Erzieher für junge Adlige war, versuchte es 1696 in seiner “méthode raisonnée du blason” wie folgt mit einem pädagogisch aufgebautem Frage und Antwortspiel. Er glaubte damit seinem fiktiven Schüler auch eine Antwort auf die, anscheinend damals schon befremdlich Frage warum die Farben so komische Namen haben geben zu können:

D. Ce nom est géneral, dites-vous, quels sont les particuliers ?
R. La couleur blanche se nomme Argent, la jaune, Or, le bleu Azur, le rouge Gueules, le verd Sinople, le noir Sable, les deux autres se disent de Carnation pour les parties du Corps humain, & au naturel pour les Animaux, Plantes, Pierreries, &c. qui ont des couleurs qui leur sont propres.
D. Pourquoi nommez vous la couleur blanche Argent, & la couleur jaune Or ?
R. Parce qu’elles passent pour metaux en Armoiries, & c’est une regle du blason de ne pas mettre metal sur metal, ni couleur sur couleur.
D. Pourquoi cela ?
R. Parce que c’est des habits que les Armoiries tirent leur origine à cause des cottes d’armes, & c’étoit l’usage de ces tems-là pour les habits, de ne pas mettre or sur argent, ni argent sur or, ni Etofe de couleur sur Etofe de couleur; mais de mettre l’or & l’argent sur les Etofes, ou les Etofes sur l’or ou l’argent.

Es ist nämlich so, dass sich die beiden Metalle und die anderen Farben immer abwechseln müssen!
Das heisst z.B., wenn der Löwe rot ist, muss der Hintergrund silber (weiss) oder golden (gelb) sein. Und ist umgekehrt der Löwe golden, muss der Hintergrund, rot, blau, schwarz oder grün sein, usw.
Das kommt daher dass, wie wir bereits oben bei der Herkunft der Wappen gesehen hatten, Wappen zunächst zur Freund-Feind Erkennung im Gefecht zwischen mittelalterlichen Panzerreitern dienen sollten, die auch bei diesigem Wetter in in der Dunkelheit kämpften. Nur wenn die Farbregel beachtet wird, ist der Kontrast zwischen Figur und Feld stark genug um diese eindeutig erkennen zu können.
Die folgende ausgedachte Schlachtszene, mag dies veranschaulichen:

Attribute

Mit der Zeit wurden immer mehr Wappen getragen. Einerseits spalteten sich wappentragende Familien in mehrere Zweige auf und es entstanden sogenannten Brisuren [brisé], der Hauptstamm der Familie behielt das Stammwappen [armes pleines] und die Zweige fügten diesem z.B. Beizeichen zu.
Andererseits weitete sich der Kreis der Wappenträger immer mehr aus. Waren es am Anfang nur die Ritter, legten sich bald auch nichtadelige Dienstmannen, Kaufleute und sogar die Kleriker Wappen zu. Grösser wurde so auch die Notwendigkeit für die Wappen, sich von anderen zu unterscheiden. Ferner gingen Familien Allianzen ein und fusionierten ihre Wappen, insgesamt wurden sie mit der Zeit komplizierter und je mehr Figuren sie enthielten, desto schwieriger wurde es das Aussehen eindeutig zu beschreiben und so führten die Herolde die Attribute [attributs] ein. Diese sind keine Figuren, sondern beschreiben wie es um eine bestimmte Figur steht: was an ihr besonders ist, wie sie ausschaut, wo sie sich im Feld [emplacement] befindet, oder ob einzelne Teile der Figur eine andere Farbe haben usw. Zwei diese Begriffe, mouvant und alésé haben wir bereits im vorangegangenen Kapitel kennen gelernt, besehen wir nun weitere. Wir können sie wieder in bestimmte Gruppen einteilen:

Angaben zur Lage oder Anordnung einer Figur

Bislang sind wir davon ausgegangen, dass in jedem Feld nur ein einziges meuble sein kann. Sind es mehrere, müssen wir angeben, wie sie zu einander stehen.

Für die Angabe, wie die Figuren angeordnet sind, benutzen wir die Attribute [posés], [ordonnés] und [rangés], stets in der Mehrzahl, denn es sind ja mehrere Figuren.

Anordnungen für mehrere gleiche Figuren

Beginnen wir mit dem einfachsten Fall: wir haben mehrere gleiche Figuren. Es sieht so aus, die Herolde die Attribute nicht mochten und versuchten sie zu vermeiden.
Wollten sie die Beschreibungen kurz halten? Jedenfalls arbeiteten sie viel mit “sous-entendus”, d.h. “wenn nichts anderes gesagt wurde, dann ist das so und so“. Man sieht bestimmte Anordnungen für eine bestimmte Anzahl von Figuren als Standard an, sicherlich weil diese besonders oft vorkamen. In dem Fall gibt man einfach an, es sind so und so viele und die Leser der Wappenbeschreibung wissen, wie sie sich das Wappen vorzustellen haben, bzw. wie sie zeichnen mussten:

  • Sind es nur drei Figuren, dann stehen zwei oben und eine unten.
  • Malordonné
  • Affrontés
  • Adossés
  • contourné
  • Haupt- und Nebenfiguren

    Besondere Formen einer Figur

    Änderung der Farbe, bestimmter Teile einer Figur

    Vertiefung einzelner Themen

    Um diesen Text kurz zu halten, wollte ich hier nicht auf alles eingehen. Zu einzelnen Themen habe ich mich aber auf den folgenden Unterseiten weiter ausgelassen:


    An dieser Stelle noch ein paar Worte zu weiteren Gebieten:

    Über das Blasonieren auf Französisch

    In früheren, mittelalterlichen Zeiten gab noch kaum preiswerte Bücher, aber es gab das Bedürfnis zu wissen welche Wappen die Anderen tragen würden, damit man sie erkennt, etwa wenn man einen fremden Ritter auf einem Turnier sieht, oder eine mit dem Wappen eines Amtsträgers oder Geschäftspartners gesiegelte, oder gestempelte Urkunde vor sich hat. Um die Kunde eines Wappens weiterzutragen ohne dass man eine Zeichnung davon anfertigte musste man in Worte fassen können wie es aussieht. Dieses Beschreiben eines Wappens nennt man blasonieren.

    In der Heraldik galt bald der Spruch “Le texte prime le dessin“, will sagen, nicht eine bestimmte Zeichnung die von einem Wappen angefertigt wurde ist am aussagekräftigsten, sondern seine Blasonierung! Diese Beschreibung verfasst man in einer speziellen Fachsprache. In Luxemburg werden die Wappenbeschreibungen auf französisch formuliert.
    Leider ist es nicht damit getan, die französische Umgangssprache zu beherrschen, denn in der Heraldik werden Kunstwörter verwendet die es im Alltagsfranzöisch gar nicht (mehr) gibt. Die Franzosen gaben sich schon sehr früh, absichtlich viel Mühe diese Sprache konpliziert zu halten. Zunächst, weil die Herolde glaubten, sich so unentbehrlich zu machen, später kam hinzu dass die wappenführende Elite die Emporkömmlinge ausschliessen wollte. Irgendwann, verstanden dann auch die Adligen selber diese Spezialsprache nicht mehr und nun schlug die Stunde der ersten wissenschaftlich arbeitenden Heraldiker, welche ihre Handbücher verfassten.

    Weiter ist es aber so, dass die Autoren ihre Wappenbeschreibungen seit Jahrhunderten in dieser komplizierten Kunstsprache verfassen und ihre Bücher voll davon sind. Wer sich also ernsthaft für die Wappen Luxemburgs interessiert kommt um diese Spezialsprache leider nicht rum! Dies wissend, legte ich schon früh ein eigenes Wappenlexikon für meine eigene Zwecke an:

    Das französiche Heraldik – Lexikon auf wiesel.lu

    mit den geläufigsten Begriffen der Heraldik an. Geplant ist, dass ich jeden Begriff ausgiebig erläutere und dabei die Gelegenheit nutze auf Luxemburger Besonderheiten einzugehen. Hierbei gebe ich auch an, an welchen Stellen in meiner Wappendatenbank die jeweiligen Begriffe vorkommen.

    Da beileibe nicht alle Begriffe welche diese Sprache kennt, in Luxemburger Wappen überhaupt vorkommen, entschied ich mich zunächst dafür, mich auf eine Auswahl zu beschränken. Um das Rad nicht neu zu erfinden, übernahm ich die Auswahl von Dr. Jean-Claude Loutsch die in seinem Armorial du Pays de Luxembourg angab.

    Später habe ich diese Auswahl erheblich erweitert. Zunächst um Begriffe die auch im Alltagsfranzösisch nicht viel anders sind als in der Sprache der Blasonierung, z.B. das Wort für die Figur des Hundes: chien. Loutsch wandte sich, anders als ich, an ein französischsprechendes Publikum und konnte diese Begriffe weglassen. Eine wichtige Motivation zur Erweiterung des Wortschatzes meines Lexikons war der Wunsch, statistische Daten sammeln (“wie viele Wappen mit Hunden gibt es denn?”), sowie die inverse Suche zu erleichtern: “Ich hab hier ein Wappen mit einem Tier, das könnte ein Hund [chien] sein! Wer ist wohl Träger dieses Wappens? Schauen wir mal unter chien nach… usw.”.

    Noch später kamen Wappen hinzu, sogar “aus dem Loutsch”, mit selteneren Begriffen, etwa der vergette, so dass ich fand, die gelte es auch hier aufzunehmen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen.

    Lehrschriften verstorbener Autoren auf wiesel.lu

    Niemand muss das Rad neu erfinden und so sind im Netz nicht wenige Beiträge, selbst renommierter Autoren zu finden. Sind sie vor mehr als 70 Jahre verstorben, kann man sie sich inzwischen sogar an vielen Stellen (z.B. auf Google Books oder Gallica) kostenlos herunterladen. Allerdings ist die Qualität dieser Digitalisierungen oft recht fragwürdig, weil niemand sich die Mühe macht, machen kann oder will, die so gewonnenen Texte auf ihre Richtigkeit zu überprüfen oder gar nachzuarbeiten. Ich habe mir das für ein paar dieser Werke verstorbener Autoren, sodann ich sie interessant fand, sehr wohl angetan und erwarte dafür jetzt Lob, Preis und Anerkennung!
    Die Früchte dieser meiner Zusatzarbeit stelle ich dann auf wiesel.lu zur Konsultation bereit. Die folgenden möchte ich besonders erwähnen:

    1. Die Grammaire du blason von E. Simon de Boncourt aus dem Jahre 1885 lesen, hier besonders den ersten Teil.
      Es sind zwar einige kleinere Fehler drin und seine historischen Begründungen dürften dem aktuellen Forschungsstand auch nicht mehr genügen, die Einführung ist ansonsten aber gut gemacht, erfreulich kurz aber dennoch ist alles wichtige gesagt.
    2. Lesenswert ist sicherlich auch die Einführung in die Heraldik durch J.B. de Rietstap, die er seinem berühmten Armorial vorangestellt hat. Rietstaps Schwäche ist, dass er zu viel auf den seltenen Sonderformen rumreitet, besonders den Fabelwesen die für die Luxemburger Heraldik praktisch keine Bedeutung haben und dass er sehr spezielle stylistische Ansichten vertritt wie etwas gezeichnet zu werden hat, die ich nicht teilen kann. Dafür wurde das Werk wohl viel verkauft und ist sehr weit verbreitet! Angesichts dieser Breitenwirkung wollte ich mich einer Beschäftigung mit dem Rietstap nicht verschliessen.
    3. Rietstap machte mich auf ihn aufmerksam und auch ich kann auch 150 Jahre später immer noch unbedingt empfehlen Otto Titan von Hefners (1827-1870) Handbuch der Heraldik Teil I und Teil II zu lesen.

    Weitere sind in Planung.

    Empfohlene Literatur zu diesem Themenbereich

    von Michel Pastoureau:

    1. Traité d’héraldique, Paris 1979, 5. Auflage (2008), isbn: 978-2-7084-0807-4 [fr]
    2. Figures de l’héraldique, Gallimard 1996, isbn 978-2-07053365-7 [fr]
    3. Le bestiaire médieval – das gibt es auch auf deutsch: Das mittelalterliche Bestiarium, Primus Verlag Darmstadt 2013, isbn 978-3-86312-050-4

    von Léon Jéquier (1905-1996) und D.L. Galbreath (1884-1949)

    MANUEL DU BLASON

    • Nouvelle édition publiée sous les auspices de l’Académie Internationale d’héraldique à l’occasion de son XXVe anniversaire 1949-1974 revue, complétée et mise au point par LÉON JÉQUIER
    • I.S.B.N. 2-602-00042-6
    • 1977 Spes S.A., David Perret, éditeur, Lausanne

    Im Buchhandel leider vergriffen.


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