Im Herzen der Hauptstadt, an der Place Clairefontaine, da wo die Luxemburger in den 1990ern der verehrten “alten Großherzogin” Charlotte I ein Denkmal errichtet haben, dort prangt am Gebäude des Staatsministeriums ein unbekanntes Doppelwappen. Die Identifizierung des rechten bereitet keinerlei Probleme! Der Leser von Heraldik.be, der sich schon mal mit der Herkunft der Luxemburger Gemeindewappen vertraut gemacht hat, genauer mit dem von Leudelange und jenen von Lorentzweiler, erkennt es sofort: der Adler mit dem Brustschild mit dem gesattelten Bären; das ist das Wappen der ehemaligen Reichabtei Sankt Maximin!
Zur Erläuterung: Der heilige Maximinus, Bischof im konstantinischen Trier und guter Freund und Glaubensgenosse des hochangesehenen, heiligen Kirchenvaters Athanasios hatte auf einer Reise seinen Packesel verloren, weil er Bär ihn gerissen hatte, also bestrafte der heilige Mann das Tier auf der Stelle, in dem er es zwang, an seiner Statt das Gepäck zu tragen. Der gesattelte, oder beladene Bär wurde so zu seinem Attribut (Markenzeichen), und fand so Eingang ins Wappen der Abtei, die später nach ihm benannt wurde. Der heilige Remakel, auch hier aus der Gegend unterzog einen Wolf der gleichen Strafe, was sich im Wappen der belgischen Gemeinde Wellin wieder findet.
Puristen werfen möglicherweise ein, der Doppeladler wäre nicht in ein Schild eingefasst, und ausserdem prangt da ja noch die Reichskrone über dem Vieh! Nun gerade letzteres werte ich aber als Indiz dafür, dass es sich wirklich um das Wappen der Reichsabtei handelt! Auf Wikipedia kann man über die Reichsabtei nachlesen, dass Sankt Maximin gerade im 17. Jahrhundert mit Kurtrier um seine Reichsunmittelbarkeit, also um seine Unabhängigkeit focht. Sie verlor den Kampf erst 1699. Ein selbstbewusster Abt als Bauherr des Gebäudes könnte also 1663 mit der Reichskrone seinen Anspruch gegenüber dem Bischof betont haben wollen, dass seine Abtei und deren Güter direkt dem Kaiser unterstehen…
Aber wer war er? Wir haben:
- die Inschrift G.A.S.M. A. 1663. Letzteres deute ich mal als Jahr der Errichtung des Gebäudes und A.S.M. als “Abtei (auf latein?) Sankt Maximinus”1. Aber der Rest?
- Und das Wappen! Zu sehen ist ein Pferd (cheval) oder möglicherweise ein Einhorn (licorne) wenn wir annehmen, das Horn wäre abgebrochen in einer Landschaft.
Dr. Loutsch hatte seinem Werk eine Aufstellung angehangen, welches Meuble in welchem Wappen vorkam, eine sehr, sehr hilfreiche Massnahme für den Heraldiker, der ein (ihm) unbekanntes Wappen bestimmen will. Michel Pastoureau hat ihn (u.a.) dafür in seinem Traité d’héraldique auch ausgiebigst belobt, aber leider ist unter den dort angegebenen Wappenträger kein Abt, weder fürs Pferd, noch für das Einhorn. Nun habe ich schon beim Wolf bemerkt, dass dieses Tabelle nicht immer vollständig ist, drum wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages, wenn ich den Loutsch mal ganz durchgeblättert habe, doch noch auf das Abtwappen zu stossen.
Eine andere Idee, wäre, eine Liste der Äbte aufzutreiben! Hier führt die Spur ins Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Trier, dort existiert wohl ein Gemälde mit den Äbten und, so wie es aussieht ihren Wappen! Na dann wollen wir mal sehen 😉
Nachtrag 11.4.2010
Ich war jetzt im Museum und habe das Bild gesehen, es war Abt Maximinus von Gülich. Er ist auf dem Gemälde mit seinem Wappen, einem silbernem Pferd auf blauem Grund dargestellt. Allerdings schaut das Pferd auf dem Gemälde in eine andere Richtung als jenes auf dem Gebäude, und auch die Frage ob es nicht vielleicht ein Einhorn ist lässt sich nicht klären, die Abbildung auf dem Gemälde ist sehr klein (höchstens 10cm x 10cm, hab mich nicht getraut nachzumessen 😉
Mit dem Namen des Abtes, war dann auch google in der Lage, eine Seite des Athenäums Luxemburg mit dem Titel “Latein auf Stein” zu finden, wo die Inschrift schon mal im Netz erläutert worden war.
- kann leider kein Latein, falsche Ausbildung [↩]
Moien Daniel Erpelding
Soweit ich mich entsinne steht im Buch von Dr. Loutsch dass er nicht alle Wappen berücksichtigt hat ,sich nur auf eine gewisse Herkunft bezieht und bewusst auf einige verzichtet hat ,unter anderem die der Famille noble, da dies sicherlich ein neues Buch ergeben würde und noch mehr Zeit beanspruche..
Vielleicht eine Erklärung des warum es nicht erwähnt wurde
beschte Greiss
Alphonse
Moijen,
Das Wappen von Maximinus de Gulich
« un cheval élancé sur une terrasse » befindet sich auch auf der anderen Giebelseite des Gebäudes, hin zum Eingang von der Katedrale unsere lieben Frau von Luxemburg.
Antoine S.