Die Wappen der Luxemburger Konstantinsritter

Ein wenig Abwechslung sollte niemals schaden und so unterbreche ich kurz die Arbeit am Projekt Armorial Loutsch online, und widme mich mal wieder der lebendigen Heraldik, genauer Privatleuten die meine Zeitgenossen sind und ein Wappen führen.


Wer führt denn in Luxemburg heute überhaupt noch Wappen? Vom Gesetz (1972) vorgesehen sind die Wappen für den Staat mit allen seinen Behörden und Unterorganisationen, hier besonders die der Gemeinden. Deren Erstellung in den 1980er Jahren löste freilich einen gewissen Boom auch unter Privatleuten aus, so dass einige neue Wappen geschaffen wurden. Als Jugendlicher war ich selber von dieser Begeisterung ergriffen und legte mir selber auch eins zu. Aber wie findet man sie? Manchmal melden sich die Wappenführenden bei mir, wie etwa Marcel Herber, aber das ist selten, in der Regel muss man die Leute suchen. Am einfachsten finde ich sie, wenn sie sich in Vereinen zusammenschliessen und sie veröffentlichen. Als Beispiel wären hier die Wappen der Mitglieder der ALGH zu nennen.

Der Orden der Konstantinsritter

Als einen solchen Zusammenschluss muss man auch die Luxemburger Abteilung der Konstantinsritter ansehen. Jo Kohn, in Luxemburg vor allem bekannt als Förderer der Ex-Libris gehört auch zu diesem Orden und hat mir freundlicherweise das Jahr- und Wappenbuch 20101 zur Verfügung gestellt und ich beginne nun, die Wappen der Mitglieder zu zeichnen und online zu stellen.

Den Anfang machte natürlich der Präsident Istvan von Habsburg-Lothringen. Der hochadelige Jurist lebt in Luxemburg und sein Wappen gehört somit selbstverständlich in meine Sammlung2

Der Konstantinsorden heisst korrekterweise eigentlich Ordre sacré et militaire constantinien de Saint-Georges. Er selber will sich bereits von Kaiser Konstantin gegründet wissen, das erscheint nicht nur mir ziemlich unmöglich; Die Spätantike kannte noch keine Ritterorden. Die Ritter Roms waren eine soziale Schicht mit völlig anderen Aufgaben als die Kaste der mittelalterlichen berittenen Krieger. Der Orden hat militärische Wurzeln, er sieht seine Aufgabe heute wohl in erster Linie in der Unterstützung der römisch-katholischen Kirche.

Am wahrscheinlichsten ist dass der Orden auf dem Balkan entstanden ist, er verlegte seinen Schwerpunkt dann aber nach Italien, konkreter ins Königreich beider Sizilien (Neapel). Konsequenterweise sind auch unter den Luxemburger Mitgliedern besonders viele mit italienischer Herkunft zu finden, etwa Paola Aldobrandini.

Das Wappen Aldobrandini


Den Fehlerteufel konnte ich übrigens druckfrisch erwischen! Bei der Wappenbeschreibung der Prinzessin Paola ALDOBRANDINI, die das berühmte Wappen dieser alten Familie römischer Adliger führt, verschwanden ein paar Buchstaben bei der Angabe wie die Sterne angeordnet seien. Die Beschreibung behauptete nun, die Sterne wären “rangées en or“. Jo Kohn konnte dies mit Leichtigkeit berichtigen, es heisst selbstverständlich “rangées en orle“, also in gleichmässigem Abstand zueinander und zum Rand des Schildes. Das heisst dann allerdings auch, dass die Abbildung in der Broschüre, wie die meisten die im Netz zu finden sind, dieser Beschreibung nicht folgen, meistens werden die Sterne parallel zum Schrägbalken ausgerichtet.

Kleine Geschichte am Rande: Vor wenigen Monaten erschien im Geschichtsmagazin damals.de ein Beitrag über den Renaissance Maler Caravaggio, der hat eben diese Sterne aus dem Wappen der Aldobrandini geschickt in seinem Bild untergebracht, direkt unter den Arschbacken. Zitat aus Wikipedia:

Eines der berühmtesten Bilder Caravaggios ist Amor als Sieger (1601/02, Gemäldegalerie Berlin). Es zeigt einen beflügelten Knaben, der in provozierender Nacktheit, Geschlecht und Schritt lächelnd zur Schau stellend, über Musikinstrumente und Symbole von Macht und Gelehrsamkeit hinwegschreitet.

Die Aldobrandini waren damals eine einflussreiche Familie im Zeitalter der Kardinalsnepoten, die Sterne stehen demnach hier für die Macht, wie sie etwa Pietro Aldobrandini inne hatte.

Pascal Nicolay

Zu den Konstantinsrittern gehört auch ein geschätzter Bekannter von mir, der Bibliothekar Pascal Nicolay, den ich bereits lange vor Jo kannte. Er sagte mir, dass er sich für ein sprechendes Wappen entschieden hat; was man aber erst beim Vollwappen erkennt. Ich zeichne an dieser Stelle aber immer nur das Schild (écu): Als Figur auf dem Helm (cimier) führt er einen heiligen Nikolaus, den vor bei Kindern so beliebten Bischof aus Myra in Kleinasien, von dem er seinen Nachnamen ableitet.

  1. Ordre sacré militaire constantinien de Saint Georges – annuaire et armorial de la délélgation des chevaliers luxembourgeois
    ISBN 978-287996-592-5 []
  2. Die Dynastie der Habsburger erfreut sich übrigens, auch Jahrhunderte nachdem die französischen Revolutionstruppen ihre Herrschaft in Luxemburg beendeten immer noch grosser Sympathien in Luxemburg. Vielleicht weil die Regierungszeiten von Maria-Theresia und Joseph II von wirtschaftlicher Prosperität gekennzeichnet waren? []

2 Comments

  1. Jo Kohn

    Istvan Franz von Habsburg-Lothringen lebt nicht nur in luxemburg. Er spricht luxemburgisch wie du und ich und ist Luxemburger Staatsbuerger.

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  2. Abbé Cyrille Bachelart

    Bonjour, je suis intéressé pour entrer dans l’Ordre.

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