Generalversammlung der ALI

Am Dienstag nahm ich an der Generalversamlung des Luxemburger Ingenieurvereins ALI teil. Besagte Veranstaltung stieg um 18:30 im Lycée Technique de Bonnevoie. Weil ich ein wenig zu spät ankam (ich kann das Vorankommen der Stadtbusse immer noch so schlecht einschätzen) fand ich im Eingangsbereich der Schule niemanden vor, den ich hätte fragen können, wo genau in dem riesigen Gebäude die Versammlung denn nun abgehalten wird, denn Wegweiser suchte ich vergebens. So lief ich dann erst mal einem schlanken hochgewachsenem Mann hinterher, den ich im Verdacht hatte Jungingenieur auf dem Weg zur Versammlung zu sein, er erwies sich dann aber doch als Sportlehrer. Anschließend ließ ich mich auf einer Bank nieder und fing den jetzt doch vorbeikommenden Pförtner ab, der mir dann anvertraute dass das Restaurant der Ort meiner Sehnsucht dieses Abends wäre.
Ich ging also hin und kam gerade noch rechtzeitig den Schluss vom Vortrag von Danielle Mousel über die Aktivitäten der ANEIL mitzubekommen. Da ich annehme, dass es derselbe war den sie und ihr Kollege Michel Hansen (ich kann meinen Lesern stolz versichern dass beide Studentenfunktionäre Aachener sind :-)) am letzten Donnerstag (15.4) den Besuchern der Generalversammlung der ALIAI hielten, war dies weniger tragisch als dass ich den Aktivitätsbericht der Sekretärin der ALI, Janine Bisdorff nicht mitgekam. Dies ist umso bedauernswerter, als der Verlauf des Abends zeigen sollte, dass es zumindest vorläufig ihr letzter war.

Es folgte der Bericht des Kassierers Dany Winbomont, natürlich war er langweilig wie Kassenberichte nun mal sind. Es gab eine Rückfrage aus dem Publikum, ob man die Spenden an die ANEIL nicht erhöhen könnte, oder sollte, dies wurde aber zurückgewiesen mit dem Hinweis, dass deren eigene Kassenlage hinreichend ausgewogen wäre.

Nach der Entlastung durch Akklamation, und der Vorstellung des Haushaltsentwurfes für 2010 wurde dann beschlossen, dass die Höhe des Jahresbeitrages von 50 Euro beibehalten würde, da auch der Dachverband ALIAI keine Beitragserhöhung empfohlen hätte. An dieser Stelle, wurde vereinzelt bereits darauf hingewiesen, dass die ALI nicht Miteigentümerin des neuen Hauses wäre, obwohl sie auch im letzten Jahr wie eben gesehen 2/3 ihres Budgets an den Dachverband überweisen würde. Dies im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der ALIAI, der Architektenverband und die Tema, welche nicht nur Mitglieder der ALIAI wären, sondern auch Mitbesitzer der Immobilie.

Dann kam endlich der spannende Teil des Abends, weswegen die meisten sich ja auch hin bequemt hatten: die Teilerneuerung des Vorstandes. Die Mandate der folgenden Mitglieder waren ausgelaufen:

  • Georges Beck
  • Janine Bisdorf (Sekretärin)
  • Pierre Dornseiffer
  • F. Hengen
  • Fränz Jaeger (Präsident)
  • und A. Zenner

Derweil Georges Beck und Janine Bisdorf nicht erneut kandidierten, also aus dem Vorstand ausschieden traten die anderen noch einmal an, zudem stellten sich die beiden neuen Kandidaten auf:

  1. Yves Elsen und
  2. Pierre Mangers

Beide waren zu früheren Zeitpunkten bereits einmal Mitglieder des ALI Vorstandes gewesen, und ihre Namen findet man auch in den Vorstandlisten der ANEIL an prominenter Stelle.

Alle Vorschläge wurden, erneut par acclamation angenommen, es wurden noch die drei Kassenprüfer gedrängt auch im kommendem Jahr zu wirken und dann wurde der neue Präsident gekürt: Yves Elsen, der nun seine schwungvolle Antrittsrede halten konnte:

Als erstes vollzog er das Ritual der Danksagung für seinen Vorgänger Fränz Jaeger, den er seit 30 Jahren kennen würde, und setzte dessen Apotehose zum Ehrenvorsitzenden durch. Dann schilderte er seine Anliegen für das kommende Jahr:

  • Die Feierlichkeiten zum 75 jährigen Bestehen der ALI durchführen (und überstehen?)
  • Möglichkeiten erörtern, der angeblichen Knappheit an jungen Ingenieuren gegenzusteuern (arbeitslose oder in Stellung für die sie überqualifiziert sind ausharrende alte gibt es ja bekanntlich noch genug, denn die verschmäht der feinschmeckerische Arbeitsmarkt ja nicht nur in Krisen-, sondern zu allen Zeiten)
  • Ausgehend von dem (von wem eigentlich erhobenem ?) Vorwurf, vor 30 Jahren hätten die Ingenieure unser Land in die Krise von 1974 gewirtschaftet, ließ er seine Vision anklingen, dieses Mal wären es die Ingenieure welche das Land wieder aus einer herausführen könnten
  • Dann will er dem fortschreitendem Bologna Prozess stärker Rechnung tragen, welcher ja das Diplom als Abschlusszeugnis für das Ingenieurstudium abschafft, und den Studienerfolg nun mit den Titeln Bachelor(entspricht wohl: abgelegtes Vordiplom) und Master (Diplom) sanktioniert, indem der Verein sich die Möglichkeit zur Aufnahme von Bacheloren(Junggesellen) schaffen soll. Möglicherweise, müsste der Verein sich dazu in zwei Sektionen aufteilen (und die Verwirrung unter den Ingenieuren, über die Vielzahl an Vereinen noch vergrössern?) Vielleicht eine Reaktion darauf, dass die Tema auch Master aufnimmt und beide Vereine sich nicht mehr als komplementär, sondern als Konkurrenten betrachten?
  • Und der schon länger angedachte Plan, doch noch Mitbesitzer des Foyer Technique zu werden, müsste durchgezogen werden, wo doch so viele Mitglieder des Vereins im Vorstand der Fondation ALIAI sitzen.
  • Er überlegt weiter zur Mitgliederwerbung, die Patenschaften wieder einzuführen und gab allgemein seiner Hoffnung Ausdruck, künftig wieder mehr Mitglieder zählen zu können.
  • Seine Abschlussworte richtete er, eines gewesenen Präsidenten der ANEIL würdig, an die Studenten, tröstete sie wegen zur Zeit (schon wieder mal *grummel*) schwierigen Berufsaussichten und bat sie, bei der Wahl ihres künftigen Arbeitgebers auch die zahlreichen, guten Luxemburger Betriebe im Land zu berücksichtigen. Als ob die Berufsanfänger und nicht die Manager der Betriebe das entscheiden würden?!

Beim Schreiben bemerke ich, dass meine Wiedergabe der Rede viel kritischer ist, als ich sie empfunden habe, als Yves Elsen sie hielt! Als Zuhörer, der freilich sich seine Notizen nahm, empfand ich sie wohltuend optimistisch, fast schon von der Qualität eines Churchill, jedenfalls eine der besten Reden die ich in den letzten fünf Jahren gehört habe.

Anschließend hielt Freund Cos (Constant Colling) noch einen Rückblick auf die Karrieren von Yves und Fränz als Funktionäre, unterstützt von vielen aussagekräftigen Fotos aus den letzten 30 Jahren. Fränz und Janine erhielten ihre Abschiedsgeschenke und dann konnte endlich die Stehparty beginnen, wo man sich endlich unterhalten konnte. Ich freute mich besonders, mal wieder mit Pierre Mangers plaudern zu können, den ich von der ANEIL und REEL in Strasbourg 1993 in besonders guter Erinnerung habe. Er war von Yves Elsen gebeten worden, auch zu kandidieren um diesen unterstützen zu können, was mein optimistisches Gefühl von dem Abend verstärkte.

Article written by wiesel

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