Am Freitag fiel mir auf, dass wohl jemand auch auf wiesel.lu nach dem Wappen der Fusionsgemeinde Schengen gesucht hatte. In der Tat taucht mein Auftritt in den Suchergebnissen auf, vermutlich wegen meinem Artikel über die Gemeindefusionen. Dass die neue Fusionsgemeinde Schengen mittlerweile ein Wappen führt war mir bis Freitag unbekannt, aber wenn Leute danach suchen gibt es vielleicht eins dacht ich mir?! Kurzentschlossen nahm ich den Hörer in die Hand, rief bei der Gemeinde Schengen an und die freundliche Dame am Empfang erfasste meinen Wunsch sofort und leitet mich an den kompetenten Gemeindesekretär Georges Kiesel1 weiter. Kiesel hat mir dann auch gleich gesagt, dass die Gemeinde inzwischen tatsächlich bereits 2012 ihr neues Wappen sich zugelegt habe und dass ich es im Memorial B Nummer 70 den Ministererlass vom 26 Juli 2012 finden könnte, wo es beschrieben würde. Voilà hier ist es:
Zur Wappenbeschreibung, siehe unten meine Reproduktion des Erlasses. Schwierigkeiten machten mir zwei Elemente:
- Die “pointe enté”, die ich dann aber doch im Wappen der Provinz Lüttich wiederfand,
- Und die seltsame Formulierung für die Anordnung der Sterne “ordonnés en triangle“. Ich hoffe jetzt einfach mal dass ich es richtig gemacht habe. “en triangle” finde ich nicht allzu eindeutig, aber da der Heraldiker weder das übliche 2 et 1, oder mal ordonnée oder sonst was anderes gesagt hat, kann ich es mir nur so vorstellen.
Ein Versuch der Deutung des Wappens
Als ich die Wappenbeschreibung las, war ich etwas überrascht! Unter den Ergebnissen meiner Suchanfrag war u.a. ein Beitrag vom 26.11.2013 auf Mywort2, dort äusserte man sich noch folgendermassen:
Ehe Fränk Wiltzius als kommunaler Einnehmer bestimmt wurde, sprach Roger Weber das neue Wappen der fusionierten Gemeinde an. Es wird Elemente aus den drei Gemeinden Bürmeringen, Schengen und Wellenstein beinhalten.
Hässlich ist es nicht, aber irgendwie doch etwas phantasielos. Ich kann in dem neuen Entwurf kaum Spuren der alten Gemeindewappen erkennen:
Nicht die Lilien oder die croix pattée aus Burmerange, nicht der Sparren oder die Rauten, noch der Greif aus Remerschen fanden Eingang ins Fusionswappen.
- Nur der roude Krouneléiw aus Wellenstein wurde zurückbehalten, aber das Nationalwappen steht hier sicherlich eher für Luxemburg und nicht für Wellenstein; im alten Wellensteiner Wappen war er auch eher eine Notlösung.
- Gut, die Trauben, die scheinen bei Moselgemeinden irgendwie unvermeidlich, wenn man sich nicht für Weinblätter entscheidet.
- Statt der Rauten gibt es dann drei goldenen Sterne auf blauem Grund. Ich vermute, damit soll das Dreiländereck (Deutschland, Frankreich Luxemburg) dargestellt werden, die Farben gold und blau könnten ein Anklang an die Flagge der EU sein, verdankt Schengen seinen Bekanntheitsgrad doch dem Schengener Abkommen, eines bedeutenden europäischen Vertragswerkes über die Freizügigkeit des Aufenthaltes innerhalb bestimmter Staaten eben jener EU.
So, hier noch eine Abschrift des Erlasses:
Arrêté ministériel du 26 juillet 2012 agréant les armoiries de la commune de Schengen.
Le Premier Ministre,
Ministre d’Etat,
- Vu l’article 8 de la loi modifiée du 23 juin 1972 sur les emblèmes nationaux;
- Vu l’avis de la Commission héraldique du 14 février 2012;
- Vu la délibération du conseil communal de Schengen du 9 mai 2012;
Arrête:
Art. 1er.
Les armoiries de la commune de Schengen ci-après sont agréées:
«Parti d’azur à trois étoiles à cinq rais d’or ordonnés en triangle et d’un burelé d’argent et d’azur au lion de gueules, armé, couronné et lampassé d’or, la queue fourchue et passée en sautoir; le tout enté en pointe d’or à la grappe de vigne tigée de sinople».
Art. 2.
Sont abrogés:
- l’arrêté ministériel du 29 novembre 1984 agréant les armoiries de la commune de Burmerange;
- l’arrêté ministériel du 22 février 1985 agréant les armoiries de la commune de Wellenstein;
- l’arrêté ministériel du 6 décembre 1985 agréant les armoiries de la commune de Remerschen.
Art. 3.
Le présent arrêté sera publié au Mémorial.
Luxembourg, le 26 juillet 2012.
Le Premier Ministre,
Ministre d’Etat,
Jean-Claude Juncker
- Georges Kiesel ist niemand anderer als der langjährige Sekretär der ALGH. Laut einer Abschrift eines Artikel aus dem Luxemburger Wort vom 29.4.1985 ging die Idee zu dem alten Wappen der Gemeinde Wellenstein wesentlich auf Georges Kiesel zurück. Siehe: http://www.mywort.lu/schengen/12210561.html?referrer=ic_municipality_wellenstein?lang=de [↩]
- siehe: http://www.mywort.lu/schengen/directory-tourism/13879002.html?referrer=ic_municipality_centre [↩]