Der erste Punkt auf meiner Anfang der Woche vorgestellten Agenda ist abgehakt, auch wenn er auf dieser Liste der zweite ist:
Der Text des dictionnaire des termes aus dem Armorial Général de Rietstap ist jetzt brauchbar digitalisiert, d.h. also nicht nur einfach eingescannt und mustererkannt, sondern auch mühsam nachgearbeitet und nun online.
Der Vorteil des Bearbeitens ist der, dass man den Text dann auch mal gründlich liest! Ich wählte ihn ja aus, weil er so weit verbreitet ist, aber Rietstaps Auffassung ist schon sehr speziell! Ein paar Beobachtungen:
- Wie schon in seiner Einleitung angemerkt, hat er sehr präzise Vorstellungen davon, wie groß bestimmte Figuren zu sein haben, und bezieht sie immer auf das Modell des französischen Wappenschildes. Letzteres wird in Luxemburg aber gar nicht benutzt. So sieht er es z.B. als gut an, dass eine Pièce héraldique, etwa eine fasce, oder eine barre genau ein Viertel der Oberfläche eines Schildes einzunehmen hätten.
- Er macht keinen Unterschied zwischen pièces und meubles, obwohl andere Autoren behaupten der Name “meuble” aei von mobile abgeleitet und käme eben genau daher, dass die meubles, anders als die pièces keine festgelegte Position im Feld (champ) hätten..
- Eine richtige Leidenschaft von ihm sind Sonderfälle, und hier vor allem die Fabelwesen (figures chimèriques), obwohl (oder weil?) sie in der realen Wappenkunde kaum eine Bedeutung haben. Ich denke, Rietstap in erster Linie einfach ein Sammler und wie jeder Sammler besonders stolz auf seine spektakulären, weil seltenen Funde.
- Er sieht das ombre de soleil, als eine Sonne an, die in einer anderen Farbe gehalten wäre als Gold oder Silber, die meisten anderen Autoren sehen den ombre de soleil als eine Sonne ohne Gesicht (figuré) an.
- Speziellen Beispielen eines Adlers in einem Wappen, wie dem brandenburgischen Adler, oder dem preussischen, widmet er einen eigenen Lexikon Eintrag.