Der Alptraum der meisten meiner Mit-Küntziger aus dem Schulbus in den frühen 80er Jahre wird wahr: Die Bürger von 2010 haben wohl eine andere Auffassung von Lokalpatriotismus oder sind für diesen einfach nicht so anfällig:Sowohl die Mehrheit der Wahlberechtigten in Kerschen (Kaërjhéng, Bascharage1 ) als auch die von Küntzig (Kéinzig, Clémency) votierten für die Fusion.
Der erwachsene Daniel hätte, wäre er noch Bürger von Clemency vermutlich auch dafür gestimmt: in Zeiten der Motorisierung und der elektronischen Vernetzung ist es nicht mehr so wichtig dass der Sitz der Gemeindeverwaltung im eigenen Dorf zu sein hat, dafür haben die Gemeinden mehr Geld und die Besetzung der begehrten Arbeitsstellen hängen bei den grösseren Gemeindeverbänden zumeist weniger offensichtlich mit dem Verwandtschaftsgrad des Bewerbers zu den Ratsmitgliedern im Zusammenhang.
Die Frage, wie die neue Gemeinde nun heissen soll, beantwortete der Artikel aus dem Wort auch: Käerjéng. Hat sich also doch das grössere Dorf durchgesetzt obwohl Kéinzig eine viel ältere Tradition hat *grummel*, egal. Lustige Alternativen sind mit dieser bodenständigen Bezeichnung freilich auch vom Tisch. Es kursierten:
- “Groß-Küntzig” bei den unbeirrbaren Lokalpatrioten
- “Linger” = das nunmehr zentralste Dorf der Gemeinde die daneben noch Küntzig, Fingig, Ober- und Niederkerschen umfasst
- “Mischville“, eine Anspielung auf den Namen des wahrscheinlichsten künftigen ersten Bürgermeisters, den ehemaligen Minister Michel Wolter
- und im Falle einer weiteren Fusion mit Differdange noch: “DeBaCle” (Differdange, Bascharage, Clemency”)
Weiter vermerkte das Wort, die neue Gemeinde wäre damit die 8. volkreichste des ganzen Grossherzogtums!Allerdings entsteht sie nicht, wie in der Wortpresse zu lesen war “im Korntal“; die geographischen Begebenheiten wussten die Wähler mit ihrer Stimme nicht zu ändern: Auch weiterhin werden die Gebiete der ehemaligen Gemeinde Clemency im Eischtal und damit im Einzugsgebiet des Rheins liegen, derweil nur die Wasser von Linger, Ober- und Niederkerschen der Korn (Chiers) und damit der Maas zufliessen.
Ein Wappen für die neue Gemeinde
Natürlich braucht die neue Gemeinde auch ein neues Wappen! Es kann nicht angehen, dass Grossbascharage das kleine Küntzig einfach “schluckt” und Raoul de Sterpenichs Wappen, welches Bascharage bis jetzt führte dann künftig für die Fusionsgemeinde verwendet wird!
Ein paar Überlegungen:
Die beiden Gemeindewappen (s.o.) basieren auf nur drei verschiedenen historischen Wappen:
Das Wappen der Prévôts braucht in neue Entwürfe nicht einzufliessen, Marcel Lenertz hatte ihm 1984 nur die Burg entlehnt um nicht das alte Wappen der Herren von Küntzig 1:1 weiterzuführen. Diese Brisur sollte deutlich machen, dass es sich um eine völlig andere Einheit handelt, eine Gemeinde eines demokratischen Staates im 20. JH ist keine feudale Familie aus dem Mittelalter. 1969 war Bascharage noch einer älteren Mode gefolgt und hatte einfach das Wappen der Herren von Sterpenich wiederbelebt, die Familie war ja ausgestorben…
Mit diesem Vorgaben, mache ich einfach mal ein paar ad hoc Entwürfe, so:
- von den Jugendlichen aus den Nachbardörfern dereinst oftmals spöttisch als “Bass am Aarsch” referenziert [↩]