oder ein weiteres unbekanntes Wappen aus Bonnevoie.
Auf dem Weg ins Fitnessstudio, den ich immer gerne mit dem Fahrrad zurücklege, komme ich an der Kirche von Bonneweg (Bonnevoie) vorbei und von Zeit zu Zeit entdecke ich dort Wappen in Stein. Diese zierten sicherlich alle irgendwann mal das eine oder andere Gebäude des ehemaligen Nonnenklosters Bonnevoie. Im Sommer letzten Jahres sah ich übrigens noch eins, über das ich berichten wollte aber nicht dazu kam:
Dass es sich aber lohnt bereits an die Öffentlichkeit zu treten, auch man noch nicht alles weiss und keinen druckreifen Text vorlegen kann, beweist der Umstand dass ich aufgrund eines Postings auf wiesel.lu erst kürzlich von einem Leser einen entscheidenden Hinweis erhielt (s.u.). Daher sei dies jetzt schleunigst nachgeholt!
Der Torbogen liegt auf der anderen Strassenseite von der Kirche, etwas weiter Richtung Bahnhof und ist z.Z. wieder von einem Gerüst verhangen.
Das Wappen ist, am Stab zu erkennen, ganz klar das eines Abtes. Da in Bonnevoie nun mal ein Frauenkloster sich befand, und die Form des Schildes die einer Raute zeigt, spricht vieles dafür es sich um eine Äbtissin handelt, wenngleich nicht jeder Träger eines rautenförmigen Schildes eine Frau sein muss, und die meisten anderen Äbtissinnen eher nicht diese Form wählten.
Das Wappen zeigt rechts ein dünnes Andreaskreuz begleitet von vier wiedergekreuzten Kreuzchen (croisettes recroisettées), und links Feh (vair). Im Loutsch ist es nicht enthalten, also wer hat es getragen?
Die Liste der Äbtissinnen von Bonnevoie
Am 02.02.2014 um 12:20 Uhr gab mir ein Leser, von dem ich jetzt nicht weiss ob ich seinen Namen nennen darf, folgenden hilfreichen Tipp, er schrieb mir per Mail:
Gudde Moien Här Erpelding,
duerch Zoufall hunn ech ären Artikel iwwer d’Wopen vu Bouneweg gelies (http://wiesel.lu/2012/04/29/unbekanntes-wappen-an-der-kirche-von-bonnevoie/)
Vläicht hëlleft et iech e bësse weider, dass ech Iech ka confirméieren, dass tatsächlech eng Äbtissin an der Zisterzienserabtei vu Bouneweg aus der Famill de Piromboeuf staamt, nämlech d’Marie-Agnès Piromboeuf, déi 1700 gestuerwen ass. (…)
Méi Detailer iwwert d’Äbtissin fënnt ee bestëmmt beim Wolff, Jean-Georges, Geschichte des Klosters und der Abtei Bonneweg bei Luxemburg, in: Publications de la Section historique de l’Institut grand-ducal de Luxembourg (PSH), 1896, vol. 45, p. 66-177.
Ech hoffen ech war eng kleng Hëllef, bonne Chance bei äre weideren Recherchen,
Ich war nun in der Nationalbibliothek, dort stehen die Bände der PSH und in der Tat war an der bezeichneten Stelle auch der genannte Artikel drin. Den habe ich mir kopiert. Über den Autor, der in dem Artikel Dr. Joh. Wolff, Pfarrer zu Contern genannt wird, fand ich folgenden Schnipsel im Netz1:
Wolff Johann Georg, ebenfalls2 aus der Neumaxmühle, war zum ersten Mal vom 30. September 1869 bis zum 21. September 1881 Pfarrer von Contern, wohin er ein zweites Mal am 20. Januar 1884 kam. Er starb in Contern am 18. März 1901.
Jetzt kann ich zumindest schon mal die folgende Liste der Äbtissinnen von Bonneweg nach Dr. Jean-Georges Wolff angeben. Dr. Wolff seinerseits stützt sich nach eigenen Angaben, einerseits auf eine Primärquelle von 1715, aus der Hand von Dom Antoine Nivart, Beichtvater der Äbtissin Marie Françoise de Chardelle und auf Arbeiten von Niklaus van Werweke und Wurth-Paquet.
- I. Judith (1200-1244).
- II. Methildis (1244-1277).
- III. Jutta (1277-1293).
- IV. Agnes von Diestorf (1293-1322).
- V. Jutta II., von Gymnich (1328-1335).
- VI. Katharina von Pittingen (1335-1337.).
- VII. Vrizendis (1342.).
- VIII. Gertrud von Wintringen (1344 —1357).
- IX. Ida von Brücken (1360-1363).
- X. Katharina II von Püttlingen (1363-1366).
- XI. Ida II, von Mühlenbach (1367-1371)
- XII. Gertrud II, von Duvenvelt (1380-1388).
- XIII. Gertrud III. von Weckringen (1399).
- XIV. Christine von Strassen (1404-1429).
- XV. Agnes von Bübingen (1436-1439).
- XVI. Margaretha von Dommeldingen (1441-1443).
- XVII. Anna von Bettingen (1452).
- XVIII. Anna II. von Oemeringen (1454-1470).
- XIX. Margaretha de Frenne (1498-1509).
- XX. Elisabeth von Brandscheidt (1509-1533).
- XXI. Franziska von Useldingen (1539).
- XXII. Irmengard von Haussen, gen. von Fremont (1541-1571).
- XXIII. Katharina II. von Kerschen (1571-1593).
- XXIV. Anna III. Bollaërts (1593-1602).
- XXV. Eva von Stein (1602-1626).
- XXVI. Anna IV. von Wassenburg (1626-1639).
- XXVII. Agnes II. de la Neuveforge (1640-1693).
- XXVI EI. Maria Agnès von Piromboeuf (1693-1700).
- XXIX. Maria Johanna Donlinger (1700-1707).
- XXX. Maria Franziska de Chardelle (1707-1735).
- XXXI. Maria Scholastika Bourquin (1735-1752).
- XXXII. Maria Ludwina Reding (1752-1764).
- XXXIII. Maria Scholastika II Crocius (1764-1781.).
- XXXIV. Maria Viktorine Dumont (1782-1794)
Eine von diesen Damen wird das obige Wappen getragen haben, ich will es rausfinden! Ein paar können wir bereits ausschliessen, denn sie führten ein anderes Wappen mit dem sie im “Loutsch” auch aufgeführt sind. Die Links auf die entsprechenden Wappen habe ich bereits gesetzt.
Anna von Wassenburg, die Priorin aus Clairefontaine.
WEnn wir das Foto noch mal genauer angesehen, da fällt die Inschrift über dem Wappen ins Auge.
O Mater Dei, memento mei.
Als ich das las, fiel der Groschen! Ja, auf Seite 160 schrieb Pfarrer Dr. Jean-Georges Wolff:
§ 39. — Die Kirche, ihre Heiligthümer und Feste.
Die Kirche nebst Kloster und Garten waren durch eine etwa fünf Meter hohe und 950 Mater lange Mauer umschlossen, welche noch haute zum grössten Theile besteht. In ihrer Westfront befindet sich das Eingangsthor, welches die Abtissin Anna von Wassenburg zu gleicher Zeit mit der Mauer hatte aufführen lassen. Der Schlussstein des Thores führt das Wappen der Oberin, die seitlichen Verbindungssteine die Jahreszahl 16-29 und das Architrav das kurze Gebet:
0 MATER DEI, MEMENTO MEI.
Wie ich vermuthe, lag dieses Thor dem Eingange der Kirche parallel, d.h. führte auf denselben zu.
Heutzutage ist die Kirche spurlos verschwunden -und ihre Lage schwer festzustellen. Sie soll ziemlich gross gewesen sein und hatte auf der rechten Seite zwei Seitenkapellen, zwischen welchen sich an der
Wand unter einem Schwiebbogen das Mausoleum des Johann von Rodemacher und seiner Gattin Irmengard von Bolchen befand. Sonst soll die Kirche wenig Bemerkenswerthes enthalten haben, was bei der fortdauernden Armuth des Klosters sich leicht begreifen lässt; jedenfalls hatte sie mehrere Altäre. Ob und wieviele Glocken sie gehabt, davon weiss man Nichts.
Es ist also das Wappen der Anna von Wassenburg! Über diese schrieb er weiter:
Nach Entfernung der alten Bewohner der Abtei bestellte der Generalobere von Cisteaux im Einvernehmen mit dem souveränen Rath von Brüssel, die Priorin von Clairefontaine, Anna von Wassenburg, zur Abtissin von Bonneweg, mit dem gemessenen Befehle, wieder strenge Clausur einzuführen.
Drei erprobte Schwestern begleiteten sie: Katharina von Foulon, als Priorin; Anna von Mouzai, aus Novizenmeisterin, und eine dritte, die nicht genannt ist, aus Kellermeisterin (cellerière). Doch kehrten alle drei bald nach Clairefontaine zurück.
(..)
Um das Kloster wieder zu bevölkern, nahm Anna sieben Novizinnen auf, von welchen sechs Chorschwester wurden, die siebente aber Laienschwester.(..)
Um die Clausur durchführen zu können, mussten die Klostermauern hergestellt werden 1). Anna ging weiter. — Früher lief die Klostermauer gen Norden parallel mit dem linken Ufer des Bächleins, das durch den Garten der Alzette zufloss und in seinem RinnsaIe den- Weg, zur Mühle barg. Jetzt schloss man die rechts des Bächleins gelegene kleine Anhöhe nebst einem dort befindlichen Hause, welches später die Äbtissin de Chardelle abbrechen liess, in die Clausur ein, verlängerte auf der Südseite (dem jetzigen Weg nach Itzig) die Mauer über altes Gemäuer hinaus, welches man dem Fräulein Binsfeld abkaufte, so dass sie, fast ein Viereck bildend, eine Länge von 2840 Fuss erhielt, und eine Höhe von ungefähr vier Metern. Zum grössten Theile steht sie noch heute. Das Portal stammt von 1629.
(…)
Es ist unleugbar,, dass Anna in der kurzeu Zeit ihrer Regierung sehr viel zur Hebung der geistlichen und materiellen Wohlfahrt ihres Klosters zu Wege brachte; hinterliess sie doch nach ihrem allzu früh erfolgten Tode noch eine hübsche Summe Geldes zu weiteren Verbesserungen. — Sie starb am 28. September 1639.
Schade dass die Farben weiter unbekannt sind.
- In der Zusammenstellung GEISTLICHE AUS MAMER unter http://www.mambra.lu/ki_geistliche.htm [↩]
- “ebenfalls” meint hier wie “Wolff Heinrich, von der Neumaxmühle (Hemes), war vom 1.März 1834 bis zum 1. August 1869 Pfarrer in Contern.” War Heinrich der Onkel von Dr. Jean-Georges? Es schon auffällig, dass hier ein Wolff aus Mamer direkt auf einen anderen Wolff aus Mamer folgt, wie wenn die Pfarrei regelrecht vererbt worden wäre. [↩]
Übrigens wollte ich meinen Wohltäter von seiner guten Tat in Kenntnis setzen, aber sein Mailprovider mag meinen nicht 🙁
SMTP error from remote server after MAIL command:
host: mx1.hotmail.com
SC-001 (COL0-MC1-F26) Unfortunately, messages from 82.165.159.41 weren’t sent. Please contact your Internet service provider since part of their network is on our block list. You can also refer your provider to http://mail.live.com/mail/troubleshooting.aspx#errors.