Inzwischen ist die Abteilung Heraldik auf wiesel.lu erstaunlich gewachsen, die Datenbank weist nicht weniger als 4474 Einträge auf, und daneben gibt es unter Wappenkunde noch einige Abbildungen von theoretischen Wappen zu Lehrzwecken. Stets aber zeichnete ich nur das Wappenschild und seinen Inhalt, nie das “Drumherum”. In Luxemburg wird, wie im französischem Raum auf das Oberwappen weniger Wert gelegt und viele Wappen haben gar keine Elemente ausserhalb des Schildes und mir ist ein einheitlicher Eindruck wichtig!
Heute habe ich eine Ausnahme machen für:
Und zwar taucht das Vollwappen als Deckblatt (Frontispice) der “Grammaire du blason” von Simon de Boncourt von 1885. Im Herbst hatte ich begonnen diese in französischer Sprache verfasste Einführung in die Heraldik zu digitalisieren und hier auf wiesel.lu bereitzustellen, obwohl ich mir der Schwächen dieser Abhandlung bewusst bin.
Das Vollwappen wird dann im zweiten Teil des Buches zitiert, bzw. beschrieben um dem Leser die einzelnen Elemente ausserhalb des Schildes vorzuführen (heaume, cimier, tenants, bannière, ordres de chevalerie,…)
Simon de Boncourt meint, er habe das Wappen gewählt weil es eines der interessantesten wären und fast alle Elemente eines vollständigen Wappens enthielte.1 Meine Vermutung ist eher die, dass der Gelehrte aus Bar-le-Duc es aus regionalpatriotischen Gründen wählte, Bar-le-Duc war der Teil von Lothringen den die Franzosen nach dem verlorenem Krieg von 1870/71 nicht an die Deutschen hatten abtreten müssen.
Obwohl ich bei einem Autor aus den 19 Jahrhundert auch hätte einfach Simon de Boncourt Zeichnung hochladen können, reizte es mich, mal ein Vollwappen zu zeichnen, das ich anders als das Original, auch kolorieren kann. So zeichnete ich auch das Schild (écu) auf französische Weise, die bei so vielen Feldern echt Vorteile hat! Ich selber fand das Beispiel danach dann nicht so gut gewählt, die Beschreibung lässt vieles im Unklaren, etwa wie genau der Mantel, die Helmdecken, oder das gar nicht erwähnte Brett auf dem Schild und Träger stehen zu färben sind.
Interessant ist es dennoch, weil es so richtig zeigt wie in so einem Wappen eines souverainen Fürsten des 18. Jahrhunderts nicht nur die Gebiete dargestellt werden die ihnen gehören (Lothringen und Bar), sondern auch solche, die ihnen mal gehört haben (z.B. im Mittealalter war Godefroid de Bouillon, Herzog von Lothringen erster “König” von Jerusalem), oder die sie nur gerne mal gehabt hätten.
- Sein Originaltext lautete: Nous avons choisi cet exemple parce qu’il est des plus intéressants et qu’il nous paraît renfermer presque tous les éléments héraldiques réunis ensemble. [↩]
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