Heute möchte ich meinen Lesern mal etwas über das INAP schreiben, denn wir können auch anderes als nur Heraldik 🙂
Die Verwaltung INAP
Das INAP ist sozuzsagen die Beamtenschule Luxemburgs. Gerne sähen einige im INAP die Keimzelle einer künftigen Beamtenhochschule, aber davon ist sie aber noch Lichtjahre entfernt! Das wird jeder Teilnehmer bestätigen, der schon mal an einer echten Hochschule studiert hat, erst recht jeder Absolvent. Zur Zulassung zum Einstellungsexamen beim Staat sind einige Kurse vorgeschrieben, später ist der Beamte gehalten nachzuweisen, dass er Fortbildungskurse belegt hat wenn er in der Besoldungstabelle besser positioniert werden möchte.
Ich finde das INAP grundsätzlich eine gute Einrichtung und bin mit dem Gedanken dass eine beständige Fortbildung auch nach Schulabschluss zwingend notwendig ist mehr als einverstanden (“life long learning“, “formation continue”). Darüber hinaus belege ich gerne immer wieder Kurse am INAP, weil es eine schöne Abwechslung ist und immer wieder eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. So war es auch jetzt, als ich nun in kurzer Zeit drei verschiedene Kurse belegt habe (s.u.).
Ich musste nun in kürzester Zeit 6 Tage Fortbildungskurse am INAP absolvieren und beeilte mich nun diese Kurse so schnell wie möglich zu belegen, auch wenn ich im Augenblick eigentlich nicht genügend Zeit dafür habe.
Das neue Gebäude
Zum 15. April hat das INAP nun ein neues Gebäude bezogen und ich sollte einer der ersten sein, die die neuen Hallen ausprobieren konnten! Am ersten Tag gab es auf der Herrentoilette noch keine so richtig funktionierende Klospülung und schlimmer noch: keinen Kaffeeautomaten. Inzwischen fehlt eigentlich nur noch die Seife an den meisten Waschbecken, und es gibt noch ein paar organisatorische Kleinigkeiten die man mit wenig Aufwand verbessern könnte.
Das Gebäude heisst “les rotondes” ist in der Route de Bonnevoie, tatsächlich nahe an den Rotondes genannten ehemaligen Lokomotivenschuppen und gehört wohl der CFL. Alle fragen, ja was stand denn vorher dort? Darauf kann ich nicht antworten, in der Ecke war ich selten. Man erzählte mir aber, dort wären Tennisfelder gewesen.
Ich würde sehr detailliert auf die einzelnen Kurse eingehen wollen, denke aber das lohnt nicht, daher hier nur kurz meine Wertschätzung:
Die Kurse
Führungstechniken
Teilnehmer waren Angehörige des höheren und des gehobenen Dienstes, folgerichtig dann bis auf zwei Frauen nur Männer. Es war der Kurs, den ich am meisten herbei gesehnt hatte da ich bis zum 1.5.2010 keine Erfahrung in einer Führungsposition hatte.
Erster unangenehmer Punkt: Anders als gewohnt bekamen wir keine Liste der Teilnehmer. Weiter sollten die Kursteilnehmer, wie in einer Gruppentherapie im Kreis rund um den Guru sitzen und zwar ohne Bänke!
Mit Bänken hätte man sich vielleicht mehr aufschreiben können, wäre auch nötig gewesen denn die Kursunterlagen erwiesen sich als eher dürftig.
Der Kursleiter war ein ehemaliger Bankkaufmann, der es bis in eine höhere leitende Funktion gebracht hatte. Nach einer Auswertung seiner verfügbaren Biographie vermutlich wohl kein Akademiker. Möglicherweise war sein Kurs deshalb auch so schwach theoretisch unterfüttert. Er gab zwar jede Menge, zumeist viel zu sperrige auf jeden Fall aber nicht einprägsame Sprüche zum besten, er erging sich in haarspalterischen Wortklaubereien, machte aber kaum bis gar keine Quellenangaben, so dass ich das was er von sich gab auch nicht auf seine Richtigkeit überprüfen konnte.
Er bekundete, dies sei sein erster Auftrag für den Luxemburger Staat und in seinen Ausführungen hatte er sichtbar nur die Begriffe “Firma, Kunden und Verkaufszahlen” durch “Behörde, Bürger und Akten” ersetzt und für den Rest 1:1 das erzählt, was er wohl schon seit längerem vor allem Bänkern verkauft. Somit war ein großer Schwachpunkt des Kurses der, dass er sich nicht die Mühe gemacht hatte ihn den völlig anderen Verhältnissen beim Staat anzupassen. Hinweise auf das Dienstrecht, das er nur sehr ungenügend kannte, wollte er nur ungern hören, geschweige dass er die wichtigsten Aspekte des statut du fonctionnaire in seinen Kurs hätte einfließen lassen, so wie man es von einem solchen Kurs der gezielt höhere Beamte ansprechen will fordern dürfte.
So mussten wir mehr als einmal bei den Beispielen die er angab, oder den Situationen die wir durchspielen sollten kopfschüttelnd festhalten: Sowas gibt es in unserem Alltag gar nicht!
Sein Patentrezept hierfür:
Dann ist es eben an Dir als Führungskraft die Rahmenbedingungen selber zu ändern!
Soso! Wenn wir darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein Modell die Wirklichkeit nicht zuverlässig genug abbildet, verbessern wir nicht unser Modell, sondern verlangen dass die Wirklichkeit geändert wird, damit das Modell Gültigkeit behält?!
Spätestens da konnte ich ihn dann leider nicht mehr für voll nehmen.
Andere Teilnehmer fanden ihn wohl ganz gut, ich war trotz gutem Anfang von Inhalt und Verlauf des Kurses sehr enttäuscht.
Droit administrativ
Hier hatte ich mir wohl einen Kurs rausgesucht, den die meisten anderen nur unfreiwillig belegten. Denn mein erster Dialog an diesem Tag begann mit der Frage “Wissen Sie schon näheres, welche Fragen im Examen wohl dran kommen werden? Offenbar gehörte der Kurs zu irgendeinem Vorbereitungsprogramm auf das Einstellungsexamen. Trotz des eher trockenen Themas gefiel mir der Kurs aber ganz gut, weil er gut vorgetragen wurde. Er gefiel mir vielleicht vor allem wegen dem Gegensatz zu dem oben besprochenem Kurs so gut? Dies war kein fragwürdiges Psychogelaber, sondern nur strukturierte, wissenschaftlich fundierte Fakten! Leider hatte der Kurs keinen praktischen Anteil, aber der Kursleiter hatte mich schnell davon überzeugt dass man bei der Materie nicht so ohne weiteres Übungen anbieten könne.
Teamleitung
Auch dies ein Psychokurs mit ähnlichen Schwächen wie “Führungstechniken“, war aber in vielerlei Hinsicht ganz anders aufgestellt:
- War es die andere Bezeichnung (“Team” statt “Führung”) oder weil auch Beamte der unteren Laufbahn zugelassen waren, jedenfalls war ich der einzige Mann der an ihm teilnahm!
- War der Kursleiter “Führungstechniken” ein preussischer Mann, so war hier die Kursleiterin eine österreichische Frau
- Und während er sich schwer tat mit Verweisen auf die Fachliteratur oder der Angabe der Grundlagen seiner Theorie, so legte sie gleich alles offen: Sie basiert sich auf Fritz Riemanns “Grundformen der Angst”! Eine leicht betagte, aber immer noch anerkannte Theorie.
- Und last but not least: hier gab nicht nur Stühle sondern auch Tische.
Der Kurs blieb etwas oberflächlich, war trotzdem ermüdend und auch hier sagten einige mir: das war nicht das was ich erwartet habe! Ich dagegen war, getreu dem Motto “Beim ersten Mal da tuts noch weh” mit dem Resultat ganz zufrieden.
Vieles erscheint mir natürlich schon recht esoterisch (bei der Grundlage nicht wirklich eine Überraschung), einzelne Forderungen (z.B. zweimal, mindestens aber einmal pro Woche ein Meeting abhalten) putzig naiv. Dennoch wurde mehr praktisch verwertbares rüber gebracht als im ersten Kurs und ich war am Freitag durchaus happy.