Der geneigte Leser dieser Seiten weiß, dass meine Frau Heike und ich seit letztem Jahr Mitglied im Vorstand der Letzebuerger Velosinitiativ (LVI) , einem politschen Radfahrerverband in Luxemburg ähnlich dem ADFC in Deutschland, sind. Wir fanden im Januar 2006 eine bereits heillos zerstrittene Mannschaft vor und das ganze Jahr über schaukelten sich die Konflikte weiter auf. Unsere Versuche, uns aus den Streitigkeiten rauszuhalten misslangen, da wir ja auch aktiv mitarbeiten wollten so bei der Redaktion der Vereinszeitung “LVI – Info” und ich darüber in Konflikt mit dem herrischen Präsidenten Gust MULLER geraten bin. Denn ich tat das, was er behauptet hatte dass er begrüssen würde: Ich korrigierte ihre deutschen Texte, neben den Zeitungsartikeln1 hauptsächlich die Sitzungsprotokolle und die Pressemitteilungen2. Leider hatte er auch in diesem Punkt nicht gemeint was er sagt: meine Verbesserungen wurden zuerst nur zähneknirschend angenommen, später legte die Defacto-Sekretärin mir die Pressemitteilungen einfach nicht mehr vor (mit dem Erfolg dass sie auch nicht mehr gedruckt wurden 😛 ) und die Sekretärin weigerte sich weiterhin Protokolle zu verfassen *g*, sie konnten sich bei ihrer Verweigerungshaltung bald schon auf die Deckung durch den Vorsitzenden verlassen, auch wenn dieser notgedrungen immer wieder einräumen musste, dass meine Korrekturen angebracht gewesen seien.
Nun hat dieser Präsident Gust MULLER am 18.12.2006 einen Kommentar auf eine von mir mit entworfene vorstandsinterne, Positionsspapier genannte, Denkschrift veröffentlicht und dabei meine Kollegen und mich angegriffen. In dieser Notwehrsituation, angesichts der Tatsache dass ich kein so begnadeter Demagoge und Festzeltredner bin wie Gust MULLER sehe ich mich gezwungen, nun meinerseits meine Position an die Öffentlichkeit zu tragen. Auf seinen Brief erwiderte ich folgendes:
Lieeeebe Radfahrer,
Da trudelt also gestern die frohe Botschaft in meinen elektronischen Briefkasten:
Hurra! Unser herrlicher Präsident hat seine stetige Motivation wieder gefunden, nachdem er offenbar letztes Jahr ganz unbegründet erklärt hatte, unvermittelt den Vorsitz und damit sein Lebenswerk aufgeben zu wollen. Anschließend hat er, unter bis heute nicht glaubwürdig geklärten Umständen, den angekündigten sozialen Selbstmord dann doch nicht vollzogen.
Nun ist also die Katze aus dem Sack: Unser Präsident beweist seine Führungsqualitäten in dem er ein internes3 Dokument, das die Situation VOR dem Denktag zusammenfasste NACH diesem an Externe verschickt! Dies dann unter Verwerfung aller auf dem Denktag erzielten Kompromisse, unter Verstoß gegen alle Prinzipien die ihm zuvor heiligste Kühe waren (keine Diskussionen per Emailverkehr, keine Schmutzwäsche zum Aufhängen “nach draußen”), von den persönlichen Angriffen wollen wir gar nicht erst reden. Heißt es nicht: Pacta sund servanda, auf Deutsch Abmachungen sind einzuhalten? Zumindest für diesen Mittwoch (morgen), sehe ich mich daher außer Stande, mich mit diesem Wasserprediger und Weinsäufer4 den Comitéstisch zu setzen. Dies
auch, um die Möglichkeit zu eröffnen dass sich die Gemüter wieder
beruhigen.Nun weiß es also jeder: im Comité liegt der Kamm auf der Butter! Wer wissen will warum, nähert sich dem Grund sicherlich am ehesten wenn er sich das inhaltliche Schlusswort des großen Vorsitzenden betrachtet. Hier erläutert er hellsichtig auf die Frage, wie die anstehenden Probleme bewältigt werden können:
Ganz sicher nicht indem man immer wieder neue Mitarbeiter sucht welche die
anfallende Arbeit ausführen sollen?Genau das frage ich mich schon länger: Warum wollen nach und nach alle
Vorstandsmitglieder zwar noch als Bénévol für die Sache arbeiten, aber
nicht mehr ein- zweimal im Monat drei bis vier Stunden nach seiner
Dienstzeit opfern um Comitéssitzungen zu besuchen und sich die
"große-Gust-Show" antun? Das wird sich natürlich auch jeder fragen müssen,
der mit dem Gedanken spielte, vielleicht doch wieder zu kandidieren!Daniel Erpelding,
volljähriger Radfahrer und Fremdernannter “Schriftgelehrter”5.
Hier noch die entsprechenden Dokumente, dem Leser zum besseren Verständnis
- Angeblich kamen meine Korrekturen immer zu spät und bei der neuen Nummer waren sie vergessen! Und so dürfen deutsche Leser sich nach wie vor Brüller wie diesen hier reinziehen: “90% unser Mitglieder unterstützen uns insbesondere wegen unserer Zielsetzung, die Bedingungen für Radfahrer im Alltag und in der Freizeit zu fördern“. Wer weiß, wenn man Bedingungen statt sie zu verbessern richtig gut fördert, dann werden sie bei guter Pflege eines Tages ja vielleicht mal ausgewachsene Rahmenbedingungen? [↩]
- hier ein Beispiel für eine von mir dann nicht mehr korrigierten Pressemitteilungen. Die bekam ich nur noch “zur Kenntnisnahme” vorgelegt, hab aus Wut darüber meine blöden Kommentare dann doch nicht für mich behalten können. Zur Strafe für so viel Unverblümtheit sagte sie mir dann nicht, was ein “biologisches Croissant” ist. *g* [↩]
- hier wäre das Synonym “innerlich” tatsächlich unangebracht [↩]
- “Wasser Predigen und Wein saufen” ist eine deutsche Redenart und bedeutet: selber das Gegenteil von dem tun, was man öffentlich von anderen fordert! Hier: Gust fordert von mir, nichts ohne Rücksprache mit ihm an Aussenstehende weiterzuleiten, er selber verschickt seinen Kommentar aber wie selbstverständlich an genau jene. Zur Etymologie, der Spruch ist aus Heinrich Heine’s Gedicht “Deutschland, ein Wintermärchen” 1844), Beim zivilisierteren Heine wurde allerdings noch getrunken, nicht gesoffen. Diese studentische Steigerung ist meiner Wut zuzuschreiben .-) Erst später merkte ich, dass hier auch ein biblischer Begriff aus Mt 11,19 anklingt [↩]
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Als Heike und ich ins Comité gewählt wurden hatten wir bereits einen Artikel fürs LVI Info nach den Wunschvorstellungen des Präsidenten aufgrund seiner Notizen geschrieben. Privat hat er sich zwar dafür zu bedankt, öffentlich aber höhnte er auf der Generalversammlung, nun würden ja wohl einige “Schriftgelehrte” in den Vorstand Einzug halten. Neben uns zwei’en traten noch Jo Simon, ebenfalls Ingenieur und Nathalie Schmit, zumindest mit den akademischen Weihen eines Baccelors (vergleichbar mit dem deutschen Vordiplom) ausgestattet, dem Vorstand bei. Möglicherweise erschreckte ihn diese Akademikerschwemme.
Der Bibelkundige weiß natürlich um die negative Besetzung des Wortes “Schriftgelehrter” im neuen Testament! Zumeist mit “Heuchlern und Pharisäern” in einem Atemzug genannt, tauchen sie als die spitzfinden Gegner von Jesus Christus auf und sind ihm doch unterlegen: Während sie, nur den Buchstaben des Gesetzes kennen würden, besitzt Jesus Wahrheit und lehrt mit Vollmacht! Oh mein Gott, er hält sich doch nicht etwa für?
[↩]