Für einen luxemburgischen Studenten gibt es im Prinzip ünf Möglichkeiten Aachen zu erreichen:
- Kaffee- und Kuchenfahrt. Er nimmt an einer K.u.K.-Fahrt teil, bleibt aber in Aachen. Dann muß er allerdings warten und fleißig Werbezeitungen lesen bis sich ihm wieder eine K.u.K- Möglichkeit zur Heimreise bietet. Gut für Leute, die keine Familie haben.
- Er läßt sich von seinen Eltern, Freundinnen oder Freunden nach Aachen bringen, die fahren dann wieder heim. Will er zurück, holen die ihn ab. Ideal wenn Papa reich, pensioniert und leidenschaftlicher Autofahrer ist.
- Autostop. Für Glücksritter, und Abenteurer.
- Mit der Bahn, von Luxemburg-Stadt über Liège nach Aachen.
- Per PKW, eigenem oder sich mitnehmen lassen.
Sicherlich fallen euch noch weit bessere ein, z.B. Cessna, Ruderboot, Freiluftballon, Taxi… Für den Durchschnittsstudenten mit Heimat in bis zu 300 km Entfernung von Aachen gilt aber, daß er mindestens jedes zweite Wochenende nach Hause fährt, da er seinen alten Lebenskreis nie ganz aufgibt. Für ihn kommen nur die beiden letzten Methoden in Frage:
Jedoch die Bahn hat den Nachteil, daß sie erstens sehr teuer ist, Aachen -> Gouvy die erste Lux. Station :32 DM und zweitens die Fahrt dauert auch 5, in Worten fünf Stunden (Aachen Luxemburg-Stadt), ohne Verspätung!
Mit dem PKW braucht man für diese Strecke von 165 km gerade mal 2 Stunden, ohne das Tempolimit von 120 km/h jemals zu überschreiten! Es ist klar, wofür sich die meisten vernünftigen Studiosi entscheiden. Dabei gehen sie sogar sehr vorbildlich vor! Es existieren Fahrgemeinschaften seit den 60er Jahren. Jeder, der das will, kann sich auf eine Liste setzen lassen, die dann vom Verein verteilt wird. So erhalten auch Nichtautobesitzer eine Chance.
Alles war in bester Ordnung bis 1989 die neue rot-grüne Rathausmehrheit die Verkehrspolitik änderte. Neben sehr lobens- und wünschenswerten Neuerungen wie das Anlegen von Busspuren, Fahrradspuren, Erweitern der Fußgängerzonen, Samstags autofreie Innenstadt, glaubte man aber auch durch Anlegen von sog. Anwohnerparkzonen die Gesamtzahl der Autos reduzieren zu können. Pendler würden auf Busse umsteigen, auswärtige Kunden kämen per Park-and-Ride zum Einkaufsbummel in die Kaiserstadt. Das System hätte außerdem den Vorteil, daß es die Kassen füllen würde, der Anwohner solle für den Schein auch noch zahlen. Das Aachener Modell war so verlockend, daß viele andere Städte es nachahmten.
Alles blieb reines Wunschdenken bis auf den letzten Punkt. Anwohner versuchten sich der Gebühr zu entziehen, indem sie in benachbarten Straßen parkten. Das führte dazu, daß dort die Parkplätze knapp wurden und deren Anwohner sich beschwerten. Der Stadt blieb nichts anderes übrig als die Zonen immer weiter auszudehnen. Hinzu kam, daß immer mehr Bürger sich jetzt ein Auto oder Zweitwagen zulegten. Der Bürger, der zahlt, glaubt automatisch auch einen Rechtsanspruch auf einen Parkplatz zu haben – Logo. Dieser Anspruch konnte aber niemals erfüllt werden. Ein Beispiel: in der Brabantstraße können 92 Autos parken. Sie hat aber, ohne gewerblich genutzte Gebäude, 34 Häuser und 272 Parteien !!!! Nun wohnen hier eher Familien mit (auch volljährigen!) Kindern, sagen wir 60 % der Parteien hätten ein Auto: 164 Autos. Es gibt 10 Garagen und drei Hinterhöfe. Sagen wir 30 Autos weniger, fehlen immer noch 31 Stellplätze! Nun sagen Sie, die Brabantstrasse sei nicht repräsentativ! Stimmt, denn hier sind allein 10 Plätze entlang dem Schwedenpark und dem Kinderspielplatz. In den anderen Straßen ist es viel schlimmer.
Das System konnte nur funktionieren wenn man von vornherein einige Anwohner diskriminiert: z.B.: die aus dem Ausland finanzierten Studenten. Ein Anwohnerparkschein wird nur akkordiert, wenn das Auto in Aachen angemeldet ist. Da gibt es aber einige Hindernisse:
- Zunächst ist es für einen Benelux` ler nach wie vor ein emotionales Problem ausgerechnet deutsche Hoheitszeichen tragen zu müssen. Das ist aber, das weit geringste Problem.
- Weitaus wichtiger ist aber, daß den meisten das Auto, das sie benutzen, gar nicht gehört sondern den Eltern! Diese könnten es gar nicht so ohne weiteres in Aachen anmelden. Oft nutzen sie oder Geschwister das Auto noch mit. Wie sollen sie in Luxemburg als Luxemburger mit luxemburgischem Führerschein mit einem deutschen Auto fahren?
- Selbst wenn alle das Auto auf ihr Kind überschrieben, stellt sich immer noch das Problem daß diese in den "Semesterferien" ihr Auto wieder in Luxemburg anmelden müßten, um dort damit fahren zu können. Also praktisch jedes Semester eine Ummeldung.
- Und was ist mit Kfz-Steuer, Versicherung…?!
Nun ist es nicht so, daß wir Luxemburger uns das immer gefallen ließen! Denn das erste Opfer 1989 war ausgerechnet Präsident Weydert. Er besprach das Problem mit einigen Stadtoberen und erhielt (aus Kulanz) einen Anwohnerschein. Bei dessen Verlängerung stieß er aber auf einen Amtsschimmel, der sich übergangen fühlte und ihm diesen wieder entzog. Er wandte sich dann an die Presse. Ohne Erfolg.
Als die Zonen immer mehr ausgeweitet wurden, versuchte es 1992 der Luxemburgische Honorarkonsul Ottmar Braun auf Bitten von Präsident Philippe und vermutlich aufgrund einer gewisser Ermunterung seitens des Unterrichtsministers Marc Fischbach, der im Jahr davor Aachen besucht hatte und unsere Probleme erörtern konnte. Der Konsul sah, daß 150 Studenten, von denen mindestens 100 wenigstens zeitweise über ein PKW verfügen, kein kleines Problem sind. Er trat am 19.9.1992 vor den Verkehrsauschuß mit dem Vorschlag: Erteilung eines Scheines an Luxemburger Anwohner gegen Nennung seiner luxemburgischen Plakette und Aachener Adresse. Man beschied uns:
" …wurde auch vom Regierungspräsidenten keine Möglichkeit gesehen im Rahmen der Richtlinien eine Sonderregelung zu treffen. Es wäre zwar denkbar, daß der Rat eine Ausnahmerregelung zugunsten einer bestimmten Personengruppe beschlösse. Diese führt jedoch unweigerlich zu Berufungsfällen bei den sonstigen Ausländern und bei Deutschen mit Zweitwohnsitz"
Doch wer sind diese Leute, deren Berufungsfälle man befürchtet? Doch wohl in erster Linie andere Studenten! Präsident Philippe blieb nichts anderes übrig, als den Luxemburgern zu raten weiterhin ihre PKW vornehmlich an den Wohnheimen in der Rütscherstraße abzustellen und halt eben bis zu einer Stunde Heimweg zu Fuß auf sich zu nehmen. Und so sieht es an manchen Tagen dort aus wie vor einem luxemburgischen Supermarkt. Doch erstens sind jene Parkplätze eigentlich privat (Studentenwerk) und für die Anwohner der Türme vorgesehen. Zweitens wissen die Autodiebe auch: Autos mit ausländischem Kennzeichen gehören Leuten die nicht hier wohnen und den Diebstahl erst am Wochenende bemerken. Wertvolle Zeit gewonnen!
Nun haben wir gehört es käme vor, daß Studenten nach längerer Parkplatzsuche einen Moralanfall kriegen, "Ungerechte Gesetze gelten nicht!" sagen und einfach in Anwohnerzonen parken. Letztes Jahr kam für die ein weiteres Problem hinzu. Es ist mittlerweile (nicht nur in Deutschland) wieder chic Sündenböcke zu suchen und für die eigenen Probleme verantwortlich zu machen. Bürger sehen sich immer mehr berechtigt zu handeln und spielen "Sheriff". Kaum ein Anwohner der Brabantstraße hat sicherlich meine Rechnung jemals aufgestellt, merkt aber, daß er keinen Parkplatz findet und überall "Falschparker" stehen. So geht er halt hin und verteilt drohende Zettel, verbiegt die Wischerblätter und verstellt die Spiegel oder bricht sie gar ab. Und fühlt sich natürlich moralisch voll im Recht.
Ein ganz neues Problem ist hingegen jenes daß die richtigen "schwarzen Sheriffs" jetzt zählen, wie oft ein luxemburgisches Fahrzeug in einer bestimmten Straße steht. Dann lassen sie den angeblichen Wiederholungstäter abschleppen, und treffen nicht Auswärtige, die tatsächlich dort nix zu suchen haben, sondern immer die Anwohner.
Wie oben angedeutet, teilen wir uns ein paar Probleme mit einigen deutschen Studenten. (Z.B. Auto gehört Eltern) Der RCDS hatte im Frühjahr darauf aufmerksam gemacht daß eine entsprechende Klage geführt würde. Irgendwann wird auch die EU verbindliche Richtlinien vorliegen haben.
Aber was können wir kurzfristig tun?
- Beste Lösung: Ein Jurist sollte einen hieb- und stichfesten neuen Antrag erstellen, der sich nicht als Präzedenzfall eignet. Kaum denkbar, wer soll das bezahlen.
- Stillhalteabkommen mit der Stadt aushandeln.
- Aufklärung der Anwohner durch Flugzettel. Dies bringt jedoch u.U. gar nichts. Diese könnten sagen: "Studenten brauchen kein Auto, als ich meine Lehre machte, ging ich auch zu Fuß"
Auf keinen Fall einen Zettel mit der Anschrift im Auto deponieren! Denn, die Knöllchenverteiler bleiben verpflichtet das "Vergehen" zu ahnden, auch wenn sie privat Verständnis aufbringen! Es würde nur dazuführen daß Knöllchen in Zunkunft gleich an Eure Aachener Adresse geschickt würde. Und die Vandalen? Für die ist das Anwohnerparkproblem vielleicht nur ein moralisches Mäntelchen!