Als die Berichterstattung zu “Ein Jahr Donald Trump im Amt” in den Medien präsent war, fiel mir ein Plakat auf, das einige Demonstranten hochhielten und darauf stand der Spruch “We are still pissed!”. In Bezug auf die Fahrplanänderung der Linie 118, mit der ich bis 10. Dezember 2017 fast von meiner Haustür bis 5 Gehminuten zum meinem Bürostuhl fahren konnte, denke ich fast vier Monate später auch immer noch dasselbe.
Man hätte mit der Umstellung der Linie 118 noch warten müssen!
Wenigstens solange bis die Tram bis zur Place de l’étoile ausgebaut ist sie wenigstens die Leute auf der anderen Seite der roten Brücke rauslässt.
Wohl habe ich mich an einige Sachen inzwischen gewöhnt und es gibt inzwischen leichte Verbesserungen. Dennoch, die Planung der Zwischenlösung empfinde ich als wirklich suboptimal:
Zwei unterschiedliche Linien die 222 heissen
Eine Erleichterung wurde dann doch eingeführt: alle halbe Stunde fährt die Linie 222 vom Kirchberg zur Haltestelle “Kannerklinik” und … endet dort! Ich habe schon zweimal mitbekommen wie Fahrgäste in Erwartung dass die Fahrt Richtung Steinfort weiterginge, völlig verdutzt aussteigen mussten. Sie hatten nur blind auf die Busnummer vertraut, vielleicht konnten sie auch mit “Kannerklinik” nichts anfangen und verorteten diese im Westen des Landes?
Mein Problem dabei: Der Fahrplan wurde so ausgeheckt, dass der Bus den ich um 6:08 in Igel nehme um 6:47 auf dem Kirchberg ankommt, derweil die 222 “Kannerklinik” um 6:43 dort abfährt! Die 222 die für mich vorgesehen ist, fährt zwar erst um 6:53, von dort aber direkt nach Steinfort und lässt mich nur an der Haltestelle “Wandmillen” raus. Nehme ich diese, dann kommt es so, wie ich im Dezember richtig vorausgesehen hatte: ich sitze um 7:30 auf meinem Stuhl also gut eine halbe Stunde später wie vor der Fahrplanänderung.
Dann und nur dann, wenn
- Die Linie 118 auf der Autobahn schneller vorankam, als vorgesehen und sie vor 6:43 auf dem Kirchberg ist,
- Und/oder wenn die Linie “222 Kannerklinik” etwas Verspätung hat, dann bin ich zwischen 7:10 bis 7:15 schon auf meiner Behörde
Im tiefsten Winter stand die Baustelle zwischen Igel und Zewen still und die Ampelschaltung entfiel. Bis zum ersten März war die 118 dann pünktlich in Igel und wenn dann wenig Verkehr auf der Autobahn war, kam ich sogar erstaunlich oft pünktlich an. Aber inzwischen ist das auch wieder vorbei.
Warten auf dem Kirchberg
Meine Erwartung zur Rückfahrt, dass ich mich mit den anderen Fahrgästen um die Sitzplätze balgen müsste, die auf der Busnutzung vor der Fahrplanumstellung beruhte wo oft die Leute die auf dem Kirchberg erst zustiegen stehen mussten, erfüllte sich nicht. Ob das jetzt daran liegt, dass die Busse nun pünktlich abfahren, oder ob einfach die Zahl der Fahrgäste insgesamt abgenommen hat, weil sie sich nicht so plagen wollen wie ich, kann ich nicht angeben, aber überfüllt sind die Busse nicht mehr. Ich mache es sogar oft so, dass ich versuche als einer der letzten einzusteigen, denn dann kann ich mir aussuchen, wen ich auffordern werde den Sitz neben sich freizumachen, statt, dass ich hinnehmen muss, wer sich neben mich setzen will.
Allerdings muss ich vorher erst mal auf den Bus warten. In der Regel zwischen fünf Minuten und zwanzig Minuten, nach 18:50 bis zu einer halben Stunde. Das war besonders im Dezember, Januar und Februar schlimm, denn da standen wir in der Kälte auf dem Parkplatz vor der Luxexpo, weil man dafür optiert hatte, die Busse schon vor der Fertigstellung des Gebäudes der Gare routière umzustellen.
Seit Anfang März kann hat man immerhin dabei ein Dach über dem Kopf, fertig ist das Gebäude aber noch nicht.
Ein großes, nach wie vor ungelöstes Problem dabei: Es sind dort keinerlei Toiletten! Es ist auch keine Kneipe da, in die man zu dem Zwecke mal kurz reinspringen könnte, oder dabei noch was trinken und im Warmen auf den Bus warten. Nix. Dazu müsste man erst mal mit der Tram runter an den Auchan und dort was suchen, in der Zeit ist dann aber der Bus wieder weg. Solange der Bus fünf Gehminuten von meiner Dienststelle entfernt abfuhr, hatte ich das Problem nicht. Ich wusste wann der Bus abfährt, konnte meine Vorkehrungen treffen und bestieg das wohlig warme Vehikel nach höchstens 10 Minuten in der Kälte. Daran merke ich denn auch, dass ich doch älter bin als ich mich fühle.
Aber zunächst einmal gilt es, nach Dienstschluss überhaupt erst mal auf den Kirchberg zu kommen. Hier gibt es nun mehrere Möglichkeiten:
- Die Linie 222 fährt etwa alle 20 Minuten an der Kannerklinik weg. 20 Minuten sind lang, insbesondere, wenn man bedenkt, dass die 118 keineswegs auf die 222 wartet, und sie sich, wie alle anderen Busse auch durch die Oberstadt und dann den BVD Konrad Adenauer rauf quälen muss. Hier steht sie oft im Stau.
- Man kann aber an der ersten Station hinter der roten Brücke “Rout Bréck/Pfaffenthal” aussteigen und dort die Tram nehmen! Die Tram hat den großen Vorteil, dass sie, wenn man einmal drinsitzt, sehr pünktlich ist, denn sie hat ja ihr eigenes Gleisbett und Vorrang an allen Kreuzungen. Das ist ja auch der Grund, warum sie angeschafft wurde.
- Man muss also die erste Tramstation erreichen!
- Dazu kann ich außer mit der erwähnten 222 zu fahren, auch mit der 22 oder der 13 zum BVD Royal fahren und dort in die 1, die 16 oder die 18 steigen, alle halten an “Pont rouge/Pfaffenthal”.
- Mit dem Veloh ist sie nicht so gut zu erreichen, denn erstaunlicherweise ist an der Seilbahnstation keine Velohstation eingerichtet worden. Hierzu muss man erst mal bis zur Konzerthalle hoch, wo man dann feststellt, dass man sich genau zwischen zwei Tramstationen befindet. Nicht so gut.
- Mit dem Fahrrad ankommen, das dann in die M-Box reintun.
- Oder gleich mit dem Fahrrad zur Luxexpo, und es dann in die dortige M-Box tun.
Die letzte Option habe ich bis jetzt erst einmal ausprobiert, denn das Wetter ist erst seit kurzem wieder einladend zum Radfahren und außerdem wurde die sehr löbliche Option, mit der M-Card alle M-Boxes aufschließen zu können, erst zum ersten Februar eingeführt. Vorher konnte ich damit mein Rad immer nur am Hauptbahnhof unterstellen. Darüber werde ich in einem eigenen Artikel berichten.
Fahren mit der Tram
Die Tram lässt sich recht angenehm benutzen. Der Einstieg ist ebenerdig, es ist genug Platz drin, aber vor allem hat sie einen hohen Takt: spätestens alle 7 Minuten.
Das Interieur ist geschmackvoll, nur bequem ist es nicht: die Sitze haben so einen metallenen Rand der, zumindest jetzt im Winter unangenehm kühl ist:
- Entweder man erträgt das unangenehm kühle Gefühl an der Unterseite der Oberschenkel,
- Oder man legt seinen Schal, oder seine Mütze oder eine Zeitung unter die Beine, was diese unangenehme Kühle etwas nimmt. Das Teil dann aber bitte nicht beim Aussteigen vergessen.
- Oder aber, man hebt die Beine etwas an um den Rand nicht zu berühren. Dann sitzt man allerdings sehr unbequem und es sieht wirklich doof aus.
Überhaupt ist es in der Tram fast immer unangenehm kalt: Obwohl es tiefster Winter war, umströmte einen auf 6 von 10 Fahrten ständig eine unangenehm kalte Lauft, als ob die Klimaanlage laufen würde.
- Hatte ich früher das Problem im Zug, sprach ich den Schaffner an, denn die kamen relativ zuverlässig vorbei. In der Tram habe ich noch nie einen gesehen.
- Habe ich das Problem im Bus, tue ich mich schon schwerer damit den Fahrer darauf anzusprechen, muss der sich doch auf den Verkehr konzentrieren. Andere haben dieses Hemmungen nicht und vor allem, es ist zumindest möglich, z.B. an einer Haltestelle. In der Tram sitzt der Fahrer in seiner eigenen Kapsel in seinem eigenen Microklima und bekommt die unangenehmen Windverhältnisse möglicherweise gar nicht mit.
Ich hatte mich darüber bei Luxtram beschwert und hatte mehrmals bei Mobilité.lu nachgefragt. Luxtram antwortete nie, mobilite.lu welche zuvor gestrunzt hatten, mir einen “Suivi” garantieren zu wollen, leitete immerhin meine Anfragen, an die ich sie gestellt hatte weil Luxtram nicht antworten wollte, sowie meine Erinnerungsmails weil niemand antwortete an Luxtram weiter, von Luxtram kam nie eine Antwort. Nur der Minister François Bausch selber antwortete auf meine Frage, dank der Präzisierungen von Freund Misch auf seinem öffentlichen Facebook Profil: Ja, es es gibt ein Problem, leider stand die Klimaanlage noch auf Sommerbetrieb.
Ist es, wie der Minister hofft nur eine Kinderkrankheit, oder ein systemimmanentes Problem? Die Antwort der Schaffner bei der Bahn war nämlich immer, dass die Anlage so kompliziert und zentral gesteuert sei, dass sie nichts machen könnten.
Etwas besser geworden ist es inzwischen mit der Klimaanlage, aber ganz gelöst ist das Problem nicht! Sobald es letzte Woche wieder etwas wärmer wurde, böllerte auch gleich wieder die Klimaanlage. Was für ein Glück, dass ich meine Winterklamotten noch anhabe.
Die Tram ist morgens übrigens, anders als in der Zeitung Luxprivat immer wieder behauptet wird, durchaus voll, auch wenn (für mich zurzeit: zum Glück) die Kapazität von 76 sitzenden und 320 stehenden Passagieren pro Tram nicht ausgeschöpft wird. Aber sie zirkuliert ja auch nur auf einer relativ kurzen Strecke.
Die einzelnen Stationen werden angekündigt durch ein jeweils unterschiedliches Gedudel, was ich persönlich ein wenig albern finde. Vielleicht soll das Sehbehinderten helfen, sich besser zu orientieren? Eine der Melodien erinnert mich verdächtig an “Manila du mäin hierzigt Kand”.1 aber man gewöhnt sich an alles.
Insgesamt aber bin ich optimistisch, da ich angesichts der ständig steigend Zahl der Beschäftigten in der Hauptstadt auch keinerlei realistische Alternative zum weiteren Ausbau der Tram sehe! Die können nicht alle mit dem privaten PKW in die Stadt kommen, und wie zurzeit die Linienbusse Stoßstange an Stoßstange sich die Avenue de la Liberté, über den Boulevard Royal an der Fondation Pescatore vorbei hochquälen, kann nicht so bleiben. Und, als leidenschaftlicher Alltagsradfahrer freue ich mich schon auf das wärmere Wetter, da kann ich die Lücke zwischen der Haltestelle “Rout Bréck” und der “Place de l’étoile” vielleicht anders schließen. Mal sehen.
- siehe: https://acel.lu/group/songbook/manyla [↩]