Warum ist für uns heutige Westeuropäer Rom so interessant?
Kurz: Rom ging unter!
Tatsache ist aber daß die römische Kultur bereits so weit entwickelt war, daß die Zeit ”modern” anmutet und daßobwohl es unterging. Und so ziehen unsere Gelehrten immer wieder gerne Parallelen zum alten Rom und hoffen, durch die Analyse der römischen Geschichte Prognosen über unsere eigene Zukunft stellen zu können.
Am weitesten ging wohl der Privatgelehrte Oswald Spengler, ein wissenschaftlicher Aussenseiter. Seine fatalistische Prognose präsentierte er in seinem Hauptwerk dessen Titel "Der Untergang des Abendlandes" eigentlich schon alles sagt. Spengler war kein Demokrat, doch kann das nachvollziehen wer weiß daß er von Beruf Mathematiklehrer war. Er sympatisierte stark mit den Nationalsozialisten und auf jeden Fall ihr geistiger Wegbereiter (Ok, Ok, eigentlich war er auch selber ein ziemlicher Nazi), bis diese an der Macht waren. Dann überwarf er sich mit ihnen, weil er sich die praktische Umsetzung seiner Forderungen wohl doch nicht so dramatisch und für ihn persönlich auch unangenehm vorgestellt hatte. (Diese Kerle töteten doch tatsächlich nicht nur die von ihm Verachteten, sondern auch Freunde von ihm! Schrecklich) Sein Bruch enttäuschte vor allem Dr. Josef Göbbels, der ein ausgesprochener Spenglerbewunderer war. Das sollte man Spengler aber nicht zum Vorwurf machen, seine Bewunderer kann man sich nicht aussuchen. (Der Pazifist und Indianerbewunderer Karl May wäre ja bestimmt auch nicht besonders erbaut gewesen, hätte er noch miterleben müssen, dass ausgerechnet Adolf Hitler seine Romane verschlang).
Sein Verdienst bleibt es dennoch, diese Möglichkeit aufgezeigt zu haben, von Erforschern der Spätantike wird er daher in der Regel immer noch sehr geschätzt. Insbesondere auch, kam die Geschichtswissenschaft durch Spengler weg, von der eurozentrischen Sicht der Dinge. D.h. man ist sich z.B. bewusst: das Mittelalter war nur in Europa eine unterentwickelte Zeit (Für Spengler allerdings ein Hochpunkt unserer Kultur *gg*), China stand zu der Zeit in voller Blüte.
Was wichtigeste was ich von Spengler zurückbehalten möchte ist, dass es keine "römische Kultur" gibt, so wie es keine französiche Kultur im Gegensatz zur deutschen Kultur (a scho guer kéng lëtzebuerger Kultur 😉 gibt, sondern nur eine "antike Kultur" zu der Rom gehörte.
Das haben zwar schon Leute vor Spengler so gesehen, er aber hat, zumindest für den deutschen Sprachraum, diese Sichtweise populär gemacht und durchgesetzt.
Wichtiger noch: Unsere eigene Kultur hat eine ihrer Wurzeln in Rom1
Eine weitere, die christliche Wurzel liegt im Judentum. Doch zurück zu den Römern. Leider muss man sagen: Die Römer haben kaum etwas selber erfunden, das meiste machten sie den Griechen nach, ehrlich! Aber was die Römer im Gegensatz zu den Griechen beherrschten war die politische Organisation, sie schufen dauerhaftes! Ja, Rom ging unter, aber es bestand auch mehr als 1000 Jahre.
Die Römer vermittelten uns vieles: Ihr Alphabeth, ihre Sprache, (jaja, Latein), das Christentum (haha), und genuin römisch: ihr Rechtssystem mit seinen auch heute noch tiefverwurzelten Rechtsgrundsätzen: das sind so schöne Sprüche wie
"Nulla poena sine lege"
Insbesondere hielt und hält ihre Geschichte immer wieder als Beispiel her, für eigene Entwicklungen, denn Rom war so schön "modern". So nahmen etwa die Franzosen, als sie nach 1789 die Monarchie abschafften und die Republik begründeten immer wieder Bezug auf die römische Republik.
Links zu Oswald Spengler (1880-1936)
- erste Biographie von LEMO
- zweite Biographie vom Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon
- Sein Hauptwerk: Der Untergang des Abendlandes (Lemo)
- und dieses im Gegensatz zur Kulturkonzeption Spengler! [↩]